Alibi in High Heels (German Edition)
Krücken auf und hoffte, dass er mir nicht nachkam, als ich eilig das Haus verließ und zu meinem Miniwagen hinkte und mit von Tränen verschleierten Augen meinen Gips hineinhievte.
Er kam mir nicht nach.
Ich legte den Gang ein und betete darum, während ich Felix’ Schloss hinter mir ließ, ihn nie wiederzusehen. Ramirez hatte recht: Felix brachte mir nichts als Ärger. Entführungen, Schießereien, Verhaftungen – das war alles Felix’ Schuld. Wahrscheinlich hatte er Gisella nur kaltgemacht, um meine Karriere als Designerin zu ruinieren.
Und jetzt ruinierte er auch noch meine Beziehung zu Ramirez.
Dicke, fette Tränen kullerten über meine Wangen, als ich viel zu schnell durch das Dorf raste, zurück zur M1. Passend zu meinem Gemütszustand verdichtete sich der Nebel zu düsteren Regenwolken, und ein Wolkenbruch, der es durchaus mit meinen Tränen aufnehmen konnte, prasselte so laut auf das Blechdach des kleinen Wagens, dass ich meinen eigenen Schluckauf nicht mehr hören konnte, und leistete mir den ganzen Weg zurück nach London Gesellschaft.
Als ich schließlich den Wagen zurückgegeben und mich auf den Krücken zurück zum Queen’s Cozy geschwungen hatte, war ich nass bis auf die Knochen und leer geweint. Zitternd taumelte ich in mein Zimmer, zog mir die feuchten Kleider aus und nahm eine lange, fast warme Dusche, bevor ich mich in ein Handtuch einwickelte und auf das Bett fiel.
Ich starrte das Bild der Queen an.
»Dein Cousin ist ein Arschloch«, sagte ich zu ihr. Sie antwortete nicht. Ich holte tief Luft, nahm mein Handy und wählte Ramirez’ Nummer.
Nach drei Freizeichen sprang die Mailbox an. Als ich seine Stimme hörte, die den Anrufer bat, eine Nachricht zu hinterlassen, hatte ich plötzlich einen großen Kloß im Hals und schluckte.
»Hallo, ich bin es«, sagte ich. »Ich wollte dir nur sagen, dass ich im Queen’s Cozy Inn in London wohne. Wenn ich aufbreche, lasse ich es dich wissen. Keine Geheimnisse mehr. Okay? Und … es tut mir leid, Jack«, flüsterte ich in die Stille hinein. »Wirklich sehr leid.«
Ich legte auf. Denn wenn ich ehrlich war, gab es nicht mehr zu sagen. Ich hatte mich entschuldigt, mehr konnte ich nicht tun. Jetzt war es an ihm, mir entweder zu verzeihen, oder … Aber an das oder wollte ich nicht denken. Bei dem Gedanken an das oder kamen mir wieder die Tränen. Dabei hatte ich gedacht, es seien keine mehr übrig.
Ich ließ mich auf das Bett zurückfallen und starrte die wasserfleckige Decke an.
Mein Liebesleben ging komplett den Bach hinunter, meine Karriere war vorbei, und zwischen mir und dem Pariser Gefängnis stand nur noch ein DNA -Test. Schlimmer konnte es wohl kaum kommen.
Am Zustand meines Liebeslebens konnte ich im Moment nichts ändern, und wenn nicht ein Wunder geschah und Moreau mir meine Schuhe zurückgab, sah es auch für meine Karriere ziemlich düster aus. Aber ich konnte wenigstens zu verhindern versuchen, dass ich ins Gefängnis kam.
Ich rollte mich herum und nahm den Notizblock des Hotels zur Hand und einen Stift aus meiner Handtasche.
So sehr ich Felix gerade jetzt auch hasste, musste ich doch zugeben, dass ich ihm den Mord an Gisella nicht zutraute. Wirklich nicht. Zu lügen, ja. Zu betrügen, ja. Massenweise geschmacklose Bilder zu bringen, ja. Aber sie mit einem Stiletto-Pumps zu erstechen – nein, das nicht.
Wenn ich es also nicht gewesen war und Felix auch nicht, wer blieb dann noch übrig?
Ich ließ den Kugelschreiber klicken und schrieb Verdächtige oben auf das Blatt. Doch dann wusste ich nicht mehr weiter. Wenn ich davon ausging, dass Gisella tatsächlich bei den Shows Schmuck gestohlen hatte, bot sich ihr Komplize als Erster als Verdächtiger an. Vielleicht hatte er oder sie einen größeren Anteil gefordert. Vielleicht war er der Ansicht gewesen, dass Gisella unvorsichtig wurde und hatte Angst gehabt, sie würden ihretwegen auffliegen. Vielleicht mochte er sie ganz einfach nicht.
Ich schrieb Komplize unter Verdächtige . Das Problem war nur, dass ich keine Ahnung hatte, wer der Komplize war. Deswegen malte ich ein dickes Fragezeichen dahinter.
Okay, wen kannte ich, der schlecht auf Gisella zu sprechen war? Ihre Agentin? Mal angenommen, Donata wäre die Komplizin. Als Agentin musste sie viele Kunden überall in Europa haben. Und sie war es gewesen, die Gisella für Jean Lucs Show gebucht hatte. Die Theorie begann mir zu gefallen.
Und dann war da noch der eifersüchtige Freund. Ich schrieb Ryans Namen neben Donatas.
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