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Alice at Wonderland

Alice at Wonderland

Titel: Alice at Wonderland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bunzel Gaw
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lich eine Pissnelke, wenn ich mir's recht überlege. Aber die beiden süßen Jungs ... na ja... genau genommen waren
    das echte Nervensägen. Ich glaube, meine Lieblingsserie damals war »Magnum«. Ja, jetzt weiß ich's wieder, »Ma gnum«. Jedenfalls, von dem Familiengedanken kam ich dann einige Zeit ab, als die Kelly-Family in Köln auf dem Hausboot wohnte. Zu der Zeit wurde mir bewusst, wie wichtig Familienplanung ist. Und dass der Schritt zum Kinderhaben reiflich überlegt sein sollte. Aber Frau hat ja nicht ewig Zeit. Schwupps ist man Mitte vierzig und fängt an, die Frau im Spiegel zu abonnieren und sich für die ganzseitige Werbung von Granufink zu interessieren. Dann ist es zu spät. Vielleicht ist Anfang dreißig tatsächlich das richtige Alter, um schwanger zu werden. Zumin dest sollte man bald anfangen, es zu probieren. Funktio niert ja nicht immer sofort. Meine Freundin Johanna zum Beispiel hat mehr als vier Jahre probiert, schwanger zu werden, ohne Erfolg. Dann kam sie auf die Idee, mit ei nem Mann zu schlafen, und es hat auf Anhieb geklappt.
    Also vier Jahre will ich nicht mehr warten, denke ich, als mich ein »ich glaube die Endstufe hat's zerlegt« aus meinen Gedankenspielen reißt. Eine Stunde Fernsehen am Vormittag ist ohnehin genug, entscheide ich. Und während ich das Wohnzimmer aufräume, geht Thorben- Hendrik schon wieder aufs Klo. Vielleicht kann ich den kleinen Pisser ja für Granufink begeistern, überlege ich. Aber die Ursache für den erneuten Stuhlgang findet sich in Form einer leeren Packung Cognacbohnen, die mein Großvater mir damals zum Abitur geschenkt hat.
    »Aber nicht mehr als eine auf einmal«, hatte er mich augenzwinkernd ermahnt, »Jungs nutzen das aus, wenn Mädchen zu viel Böhnchen schnattern.«
    Ich glaube, Opa war der Letzte, der jemals Cognacboh nen gekauft hat. Nach seinem Tod sind sämtliche Fabri ken pleite gegangen.
    »Es kommt nix raus!«, plärrt Thorben-Hendrik auf dem Klo.
    >... und wenn, dann nur Scheiß!<, denke ich. Ganz der Vater. Aber es hilft nichts. Ich bin Babysitter für ... zum Glück nur noch zwei Stunden, also muss ich auch mit einer Verstopfung fertig werden. Hausmittel wie Butter milch mit Sauerkraut oder 4711 helfen nicht, stelle ich fest. Eine Eminem-CD kommt mir nicht ins Haus, und die Ge schichte, wie Markus in Barcelona mit drei Spanierinnen gleichzeitig ... kennt Thorben-Hendrik schon. Bleibt also nur noch eins: eine Tasse Kaffee und eine schöne Zigaret te. Gerade als ich die versteckte Stange Marlboro Lights hinter dem Kleiderschrank hervorgeholt habe (meine Notreserve, schließlich habe ich ja vor drei Tagen mit dem Rauchen aufgehört), bekomme ich Gewissensbisse. Einem Sechsjährigen Zigaretten geben? Was, wenn es gar nicht seine Sorte ist?
    Andererseits weiß ich, dass Gesa, eine Bekannte von mir, ihren Sohn Frido schon als Säugling dreimal die Woche auf alle möglichen Partys mitgeschleppt hat. Die Folgen des Passivrauchens würden ihrer Meinung nach komplett überbewertet. Ihrem Frido habe das jedenfalls überhaupt nichts ausgemacht. Und als sie ihn zuletzt gesehen habe, schlief er friedlich unter einem Berg Mäntel im Flur des Wohnheims, wohin Gesa ihn vor zwei Monaten zu einer Examensfete mitgenommen hatte.
    Noch bevor der Kaffee durchgelaufen ist, hat Thorben- Hendrik allerdings Erfolg. Den ich mit fünf Euro ver güten muss, denn das ist der Kleine so von seinen Eltern gewohnt.
    Es klingelt an der Haustür. Gott sei Dank, denke ich, Nina ist früher fertig geworden und kann den kleinen Mr. Power-Diarrhö schon jetzt abholen. Doch vor der Tür steht lediglich mein Paketbote Jens. Mist. Der quatscht mir immer ein Ohr ab. Andererseits ... es könnte das Koch buch von Alex sein. Ich öffne und nehme das Päckchen entgegen. Während ich den Empfang quittiere, erfahre ich von meinem Zusteller, dass er vorhat, eBay zu verklagen. Seit es diese Internet-Auktionen gibt, habe sich das Pa ketvolumen in Deutschland verdreifacht. Für ihn bedeute das dreimal mehr Arbeit fürs gleiche Geld, dreimal häufiger Schuhe kaufen, was er aus eigener Tasche finanzieren müsse, und außerdem einen Bandscheibenvorfall. Den führt Jens auf die Hantelbank zurück, die der Italiener von gegenüber bei eBay ersteigert hat und die er in den sechsten Stock tragen musste. Zu dem Thema fällt ihm eine Anekdote aus seinem letzten Italienurlaub ein, die er unbedingt noch zum Besten geben muss. Ich schließe die Tür vor seiner Nase, was ihm offenbar entgeht, denn ich

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