Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alice at Wonderland

Alice at Wonderland

Titel: Alice at Wonderland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bunzel Gaw
Vom Netzwerk:
Den direkten Weg in Lissys plüschiges Himmelreich mit Großbildfernseher nimmt der Lift. Verführisch leuchtet über der Tür das gelbe E. Er ist unten. Ich könn te ja ...
    Nein, kommt nicht infrage. Ich wende mich zum Trep penhaus und spurte die ersten Stockwerke hoch. Läuft wie geschmiert. Auf der achten Etage schlage ich mein Basislager auf. Man darf da nicht zu scharf rangehen. Und hier macht sich ein erster Fehler bemerkbar. Ich habe ver gessen, Proviant mitzunehmen. Ich schaue in die Tiefe, auf das Stück, das ich schon hinter mich gebracht habe. Ein gähnender Abgrund, aber nichts im Vergleich zu dem, was
    mich noch erwartet. Wenn ich das Kochbuch von Alex schon hätte, könnte ich mir wenigstens Fotos vom Essen ansehen. Allerdings nur von Single-Portionen. Ich schätze die Gefahren eines plötzlichen Wetterumschwungs ab und mache mich an den weiteren Aufstieg. Bleiern vergeht die Zeit, die Beine werden schwer, die Zahlen, die den Weg nach oben markieren, nehme ich nur noch verschwom men war. 11,12,13,14.
    »Die ersten machen schon nach der Hälfte schlapp!«, höre ich Brittas Stimme hohl durch die dünne Luft schwingen.
    Matt falle ich auf den Boden. Das muss die Höhen krankheit sein. Es fängt an. Nicht aufgeben, sage ich mir. Aber ich bin nicht mal in der Nähe der Schneegrenze. Ich verliere jedes Zeitgefühl. Zwischen dem 16. und 17. Stock frage ich den Hausmeister, der eine Glühbirne im Flur einschraubt, ob er noch eine Sauerstoffflasche übrig hat. Verständnisloses Kopfschütteln. Ich klaue ihm eine Schei be Graubrot mit Fleischwurst.
    Nur noch kriechend komme ich vorwärts. Meine Lip pen sind aufgesprungen vom Wassermangel, der Schädel dröhnt, als ich endlich den Gipfel erreiche. Noch nie habe ich eine schönere Zahl gesehen als 24. Das entschädigt für alle Strapazen. Die Süddeutsche hat schwer gelitten, aber ich habe es geschafft. Der Blick über die weiten Ebenen unter mir ist überwältigend. Vor Lissys Wohnungstür breche ich zusammen. Mit letzter Kraft schaffe ich es, auf die Klingel zu drücken. Die Tür fliegt auf, und Lissys pfundige Gestalt, eingehüllt in ihren Morgenmantel, er scheint und bringt den Duft von frisch gebrühtem Kaffee mit.
    »Hier«, krächze ich und halte ihr die zerfledderte Süd deutsche hin, »deine Zeitung.«
    Lissy nimmt sie entgegen, wirft einen argwöhnischen Blick darauf und sieht mich vorwurfsvoll an.
    »Was ist denn mit dir los? Die ist drei Tage alt.«
    Zwei weitere Tage päppelt mich Lissy mit Sahnetorte hoch, während wir in den Nachrichten meine besorgten Eltern hören, die ihre einzige Tochter vermissen.

    TEENAGE MUTANT NINJA THOBEN
    Es ist Mittwoch, und ich habe frei! Und das Beste an einem freien Tag ist, dass man ausschlafen kann. Kein We cker, keine Hektik, keine Staus, kein anderes Bier. Genau dieser blöde Werbespruch geistert mir durch den Kopf, als ich um halb sieben aufwache. Eine Stunde, bevor nor malerweise der Alarm losgeht. Ich hab heute frei. Keine Hektik, kein anderes Bier. Ich drehe mich um, in dem wohligen Gedanken, mal so richtig auszuschlafen. Und das an einem Mittwoch, .wenn das kein Luxus ist. Bis um sieben versuche ich noch, diesen Gedanken zu genießen. Um halb acht bin ich bereits stinksauer und um acht so wach, wie sonst nur nach dem Sex mit meinem ersten Freund. Der hatte die Angewohnheit, bevor wir miteinan der schliefen, mindestens drei Tassen Kaffee zu trinken. Es muss irgendeinen Zusammenhang gegeben haben ... na ja, jedenfalls bin ich hellwach und denke an Sex. An meinem freien Tag. Allein im Bett. Da gibt es zwei Möglichkeiten, aber ich entscheide mich für die andere.
    Ich stehe auf und geh erst mal duschen. Das warme Wasser und mein neues Duschgel mit der belebenden Fri sche von Limonen, in Kombination mit der ph-neutralen Seife, die irgendein Dermatologe jahrelang an sich getestet hat, bringen mir das »Heute ist mein freier Tag«-Gefühl zurück.
    Ich beginne also den Tag so, wie es die modernen, le bensbejahenden, aktiven Frauen in der Werbung tun, die sich doch gleichzeitig ihre Weiblichkeit bewahrt und
    den inneren Frieden gefunden haben. Ich ziehe mir mein »Wohlfühl-Sweatshirt« an und mache mir einen halb entkoffeinierten Kaffee, den ich aus einer hellgrünen Tas se trinke. Dazu ein Becher Joghurt mit diesen komischen LC-irgendwas-Kulturen, die klingen wie die Relikte aus gestorbener Aliens vom Planeten Danone. So muss ein Tag anfangen. Dann klappt's auch mit dem Nachbarn ... Und während ich noch darüber

Weitere Kostenlose Bücher