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Alice at Wonderland

Alice at Wonderland

Titel: Alice at Wonderland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bunzel Gaw
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höre noch eine Weile Worte wie »Rimini« und »Ramazot ti« aus dem Treppenhaus.
    Freudig reiße ich das Päckchen auf. Leider ist es nicht das Kochbuch von Alex, sondern eine Sprühflasche Reiz gas, die ich bei eBay ersteigert hatte. Zur Abwehr von Hunden im Park. Aus der Küche höre ich das Geräusch zerspringenden Porzellans. Vielleicht kann man die Sprühflasche auch gegen Schulkinder einsetzen. Blöd, dass Alex das Kochbuch noch immer nicht geschickt hat, denke ich, als ich in die Küche gehe. Allmählich bekomme ich den Verdacht, dass der Kerl ein Betrüger ist. Allein stehende Frauen mit Single-Kochbüchern zu dubiosen Geschäften verleitet, um dann mit der Kohle durchzubrennen. Weiter kann ich den Gedanken nicht fortführen, denn Thorben versucht gerade auf meiner Herdplatte eine Tiefkühlpizza aufzutauen. Leider noch in Folie. Der Schwelbrand lässt sich jedoch verhältnismäßig einfach löschen. Doch dann konfrontiert mich der Pyromane mit dem nächsten Pro blem.
    Es ist 12 Uhr, und damit Zeit fürs Mittagessen. Was kocht man einem Erstklässler? Ich versuche mir vorzustel len, was Thekla Carola Wied jetzt machen würde. Dann entscheide ich mich dafür, das zu tun, was Thomas Mag num getan hätte. Thorben und ich fahren zu McDonald's. Thorben besteht auf McDrive. Ich bin über dreißig und muss zu meiner Schande gestehen, dass ich noch nie bei McDrive war. Ich meine, natürlich war ich schon da, denn ich hatte ja schon den einen oder anderen Freund. Für Ty pen scheint es offensichtlich eine Form von primitivem Balzverhalten zu sein, die Freundin ins Drive-in mitzu nehmen und weltmännisch in ein Außenmikrophon »eine Sechser-Nuggets mit Currysauce« zu rülpsen.
    Aber für mich ist es Neuland. Zum ersten Mal muss ich selbst eine Bestellung aufgeben. Ich bin nervös. Zum Glück war Thorben-Hendrik schon einige Male hier und will mir helfen. Aber ich muss ihm versprechen, seinem Vater nichts davon zu sagen. Wenn rauskommt, dass Thorben-Hendrik sein Essensgeld nicht in der Kyoto- Sushi-Bar gelassen hat, gibt es Ärger. Es folgt ein merk würdiges Schwur-Ritual, und ich bin froh, dass ich mir dazu nicht mit einem Bowiemesser den Arm aufschlitzen muss. Dann zeigt mir Thorben die richtige Einfahrt. Die erste Hürde ist genommen. Wir nähern uns langsam der Speisetafel und der Lautsprecheranlage. Der rote Wagen ohne Dach mit den lustigen Rücklichtern vor uns (ein Ca maro Cabrio, klärt T.-H. mich auf) ist an der Reihe. Sein Fahrer gibt lässig die Bestellung auf. Er sieht dabei von hinten aus wie der Türsteher vom Red Champagne (von vorne übrigens auch, was mich zu der Vermutung brachte, dass es der Türsteher ist). Seine Freundin (die von hinten übrigens aussieht wie meine Frauenärztin) flüstert ihm noch etwas ins Ohr.
    »Und noch 'n Erdbeer-Milchshake«, ruft der Macker prompt ins Mikro.
    Ich bin beeindruckt. Nicht von seinem Auftritt, aber da von, dass meine Gynäkologin es mit dem Türsteher vom Red Champagne treibt. Doch es bleibt keine Zeit, meiner Phantasie freien Lauf zu lassen und der Frage nachzugehen, ob sie wohl den Stuhl in ihrer Praxis missbraucht haben ... denn jetzt bin ich an der Reihe. Dass ich den Wagen auf den folgenden zwei Metern dreimal abwürge, versuche ich
    lässig zu überspielen. Loch im Vergaser - zieht falsche Luft (den Satz hatte ich mal bei Soko Köln gehört). Dass ich beim ersten Versuch, meine Bestellung aufzugeben, vergesse, das Fenster herunterzukurbeln, ist hingegen schon etwas peinlicher. Aber schließlich gelingt mir auch das. Es folgt der altbekannte Satz aus dem Lautsprecher:
    »Herzlich willkommen krrrk krkk McDon ... krrrk krrk Bestellung bitte!«
    Ich hole Luft.
    »Ein Big Mäc, eine Sechser-Nuggets mit Currysauce, eine große Cola, eine mittlere Pommes mit Ketchup und Majo und zwei McRib!«, brüllt Thorben-Hendrik von der Seite.
    »...kkrrrk, kkkrrrrkk noch etwas?«, knurrt der Laut sprecher.
    »Nein danke, das ist alles!«, sage ich.
    Thorben bezahlt am nächsten Fenster und gibt 6 Euro 80 Trinkgeld. Wir parken dann auf der anderen Seite der Straße, gehen aber zum Essen zu McDonald's rein. Thor ben will unbedingt in die Spielecke. Und als ich mich über die Reste seiner Nuggets hermache, denke ich, wie cool ich das Ganze doch eigentlich gemeistert habe. McDrive, ein Kinderspiel. Hier werd ich jetzt öfters herkommen.
    Ich schaue auf die Uhr. Noch zwanzig Minuten, dann bin ich Thorben-Hendrik los. Ich beobachte ihn, wie er mit den anderen Kindern auf

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