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Alice at Wonderland

Alice at Wonderland

Titel: Alice at Wonderland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bunzel Gaw
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abgereist. Wir waren heute Mittag noch mal griechisch essen. Der Kellner hat uns von deiner Veranlagung erzählt. Das war für Papa etwas zu viel. Ich denke, er wird sich
    in ein paar Tagen wieder beruhigt haben. Dann melden wir uns wieder. Und vielleicht kannst du uns ja Weihnachten deine Freundin vorstellen. Pass auf dich auf. Mama

    RUTHs PARTY
    Es gibt nur eins, was schlimmer ist als ein Montagmor gen. Ein Montagmorgen, an dem ein »Meeting« angesetzt ist. Ich hatte ein echt schweres Wochenende. Mein Privatleben hat in letzter Zeit kafkaeske Züge angenommen. Ich musste da mal ein bisschen Ordnung reinbringen. Also hab ich mich mit Jan versöhnt, mit Jens verkracht und mit Fabian geschlafen. Auf die Idee hat mich Jan gebracht. Er sagte, Versöhnungssex sei großartig. Und da wollte ich das natürlich ausprobieren. Nur nicht mit ihm. Und Fabian war wirklich ... mmmh. Mir zittern jetzt noch die Knie. Die effektivste Möglichkeit, dieses Gefühl galoppartig in die Flucht zu schlagen, ist ein »Meeting«.
    Irgendein »Creative Director«, der nur im günstigsten Fall tatsächlich kreativ ist, ist auf die geniale Idee gekom men, die Website des Senders mit einer lustigen animierten Figur auszustatten. So eine Art virtueller Fan-Beauftrag ter, der mit witzigen Sprüchlein durch das Programm flitzt und die Leute zur Teilnahme an einem Mini-Quiz auf fordert. Zur Beantwortung der Fragen benötigt man die intellektuelle Kapazität eines Wischmopps und gewinnt Preise, die man immer schon mal gerne in den Mülleimer werfen wollte. Etwa die CD einer Retorten-Pop-Band, die so ähnlich klingt wie eine andere Pop-Band, die man auch nicht leiden kann. Oder wahlweise Freikarten für das Konzert einer Pop-Band, deren CD man eine Woche vorher in den Mülleimer geworfen hat. Und jetzt sitzt die ganze Kreativ-Abteilung im Konferenzraum 2 und zer bricht sich die dicken Schädel vom Wochenende, um ein en Namen für diesen nervigen Gnom zu finden. Das ist eigentlich gar nicht mein Aufgabengebiet, aber mein Chef meinte, er bräuchte jemand, der das Ganze aus der Sicht des Konsumenten beurteilen kann. Ich wollte mich drü cken und hab ihn gefragt, ob er nicht lieber einen qualifi zierteren Konsumenten nehmen wolle, den Pförtner zum Beispiel. Er ließ mich mit seinem schlagkräftigsten Argu ment stehen: »Sie machen das schon, Mädel.«
    Ich mache erst mal gar nichts und höre mir die Geistesblitze meiner Kollegen an. An einem Montagmorgen kommt konsequenterweise zunächst mal so was Brillantes wie Quizzy oder Tricky heraus.
    »Das klingt doch total downmarket. Das ist für die Ban ner-Headline. Wie oft soll ich das noch sagen? Der Name muss sofort mit dem expected value connected sein!«
    Fabian ist in seinem Element. Ich wär froh, wenn ich mit dem Montagmorgen connected wäre. Außerdem, Quizzy ist doch okay für ein ZeichentrickMännchen. Es gibt Werbeagenturen, die sich einen feuchten Keks dar um scheren, wie der Name mit dem Produkt connected ist. Die kreieren fröhlich Bezeichnungen für Eiscreme, die man sich kaum in einem Sex-Shop auszusprechen traut. Wenn man seine Kinder losschickt, um einen »Braunen Bär« und einen »Flutschfinger« zu kaufen, braucht sich keiner zu wundern, wenn die mit Zeugs nach Hause kommen, das normalerweise auf einer
    Latex-Porno-Party Ver wendung findet.
    »Warum gibst du dich mit diesen Werbefuzzis ab?«, fragt Ruth, als ich am Abend in ihrer Küche sitze. Es ist die zweithäufigste Frage, die ich von Ruth höre. Nach: »Willst du noch 'ne Tasse Tee?«
    »Das sind keine Werbefuzzis. Und ich gebe mich nicht mit ihnen ab. Das ist mein Job! Bei dir hört sich das immer an, als ob ich mit allen ins Bett ginge.«
    Ruth setzt den Erziehungsberechtigten-Blick auf. Den Kopf leicht zur Seite geneigt, Brille auf die Nasenspitze gerückt und scharf über den oberen Rand gepeilt. Es ist derselbe Blick wie der meiner Mutter, als sich mich, damals vierjährig, im Wohnzimmer erwischt hat. Teppich, Sonntagskleid und Mundwinkel mit Erdbeermarmelade verschmiert, das leere Glas in der einen, einen halb vollen Löffel in der anderen Hand, und mir schlüpft gerade das klägliche »Ich war's nicht« über die Lippen.
    »Und mit diesem Fabian hast du also gestern nur die sozialen Aspekte in der Philosophie Laotses diskutiert?«
    »Ja, gut. Mit Fabian«, sage ich. Fabian ist ja so eine Art Werbefuzzi. Mit Fabian war ich im Bett. Das lag irgendwie in der Luft wie ein Gewitter. Das musste sich einfach mal entladen, und es war

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