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Alice at Wonderland

Alice at Wonderland

Titel: Alice at Wonderland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bunzel Gaw
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schwer sein, in einer Flugzeugla dung Businesstypen einen Businesstypen zu entdecken.
    Kaum habe ich mir auf diese Weise Mut zugesprochen, biegen etwa dreißig Männer mittleren Alters um die Ecke, allesamt in hellgrauen, mittelgrauen und dunkelgrauen Anzügen, ausgestattet mit Zeitungen links und Aktenkof fer rechts. Nur etwa zehn davon werden von einer kleinen, drallen Frau in Empfang genommen. Die hat natür lich ein Schild. Die Kerle werden dadurch als Teilnehmer der gerade stattfindenden Hygieneartikel-Messe geoutet. Das tut ihrer Selbstgefälligkeit jedoch keinerlei Abbruch. Wer einen grauen Anzug und einen Aktenkoffer hat, fühlt sich wichtig genug, und wenn er sein Geld mit Tampon-Döschen verdient.
    Ich habe keine Wahl. Wie ein aufgescheuchtes Huhn hüpfe ich zwischen den Übrigen hin und her und krähe jedem ein »Herr Bartholomäus?« ins Gesicht. Aus ver ständnislosen Augen springt mich immer die gleiche Frage an: »Was will denn die Zicke mit der komischen Plas tiktüte?«
    »Sie müssen Alice sein«, höre ich eine Stimme hinter mir. Ich fahre herum, und da steht ein Kerl, kaum älter als ich, in einem Aufzug, als käme er gerade von einem Se geltörn zurück, mit sagenhaftem Teint, definitiv kein Sonnenstudio, und grinst mich an. Wieso muss ich Alice sein? Dieser Ton! Ich bin ernsthaft beleidigt. Was bildet der Typ sich ein? Nur, weil ich hier mit zerwuselten Haaren und einem völlig unpassenden Accessoire herumalbere und »Bartholomäus. Bartholomäus« skandiere. Wieso muss ich Alice sein?
    Siedend heiß fallen mir zwei Dinge auf. Erstens: Ich bin Alice. Und zweitens kann ich an seinem Gesicht ablesen, dass ich die Frage nicht gedacht, sondern laut ausgespro chen habe. Er legt die Stirn kraus: »Na, Sie suchen doch einen Herrn Bartholomäus!?«
    Heute ist Fettnäpfchen-Tag. Das ist amtlich.
    »Sie sind ... ?«, krächze ich.
    »Ich bin ...«, sagt er und nickt leicht.
    Mir fällt aus lauter Verlegenheit nichts Dämlicheres ein, als ihm die Hand hinzustrecken und ihm zu sagen, was er bereits weiß: »Hi, ich bin Alice.«
    »Dachte ich mir«, sagt er höflich und lächelt. Er scheint die Angelegenheit locker zu nehmen. Kein verbiesterter Managertyp, der seinen Angestellten als Erstes auf die Schuhe schaut, ob die auch ordentlich geputzt sind.
    »Sie haben hoffentlich Zeit mitgebracht. Ich hab einen Mordshunger.«
    Anrede mit Sie und Vornamen, bei ihm klingt das im Gegensatz zu meinem Chef sehr elegant.
    »Klar«, antworte ich locker gelogen, »ich habe heute praktisch nichts zu tun.«
    Wenn ich mir jetzt die Unverschämtheit leiste, ihn zu ei nem schnellen Snack an einer Pommesbude zu überreden,
    wäre mein Kredit hin. Ich fürchte, die Decke ist ohnehin schon ganz schön dünn, obwohl er sich alle Mühe gibt, freundlich zu erscheinen. Er schnappt sich sein Aktentäschchen, so was Mondän-Sportliches von Maitre, und wir gehen. Die Redaktionssitzung kann ich vergessen, und im Geiste schiebe ich einen beachtlichen Teil mei ner Schreibtischarbeit auf die Zeit nach zweiundzwanzig Uhr.
    Mit meiner Wahl für den Lunch treffe ich ins Schwarze. Der Edel-Italiener gefällt ihm. Damit mache ich ein paar Punkte. Er muss ja nicht wissen, dass seine Tagliatelle al salmone von einem pakistanischen Koch auf den Teller ge zaubert wurden. Ich war nur einmal hier, letzten Dezem ber, als unsere Abteilung zum Weihnachtsessen eingeladen war. Einer meiner Kollegen hat mir Marios Geheimnis verraten. Für vorn hat der Besitzer drei waschechte Nea olitaner als Kellner angeheuert, aber hinten in der Küche stammt der gesamte Stab aus dem Mittleren Osten. Die billigen Arbeitskräfte hindern Mario nicht daran, für den Großteil seiner Gerichte den Gegenwert eines Mittelklas sewagens zu verlangen.
    Mein Carl-Uwe sucht sich geschmackssicher einen teu ren Rotwein zum Essen aus, und ich begnüge mich mit Tomatensaft. Mir ist mehr nach einem Gin Tonic, aber das käme in der gegenwärtigen Situation zu schnapsdrosselig rüber. Auch ein noch so lockerer Chef hat selten einen Fai ble für angetrunkene Chauffeure. Als er mich nach meiner Tätigkeit befragt, übertreibe ich absichtlich und erwähne auch, dass ich vorhin geflunkert habe. Von wegen, praktisch nichts zu tun. Mit der nötigen Prise Begeisterung in der Stimme sage ich, dass mir das aber nichts ausmache, Improvisation bei mir im Vertrag stünde, und wie Über stunden geschrieben würden, hätte ich vergessen, seit ich aus dem Kindergarten raus sei. Beim Kaffee habe ich den

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