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Alice at Wonderland

Alice at Wonderland

Titel: Alice at Wonderland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bunzel Gaw
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gnadenlos überbewertet, und auch dieser Vor film ergeht sich in endlos belangloser Laberei. Die Haupt figur ist zwanzig und arbeitet als Kellnerin in einem Bistro. Dort, wo sie ihre verbitterte Kollegin verkuppelt und dem Gemüsehändler Streiche spielt. Schließlich verliebt sie sich in so einen Spinner namens Nino dem sie erst einige Rätsel zu lösen aufgibt. Von River Phoenix weit und breit keine Spur. Nach einer knappen Stunde reißt mir der Geduldsfaden und ich wende mich in dem Moment, als das Pärchen neben mir gerade mal nicht knutscht, empört an meine Sitznachbarn. Über eine Stunde Vorfilm, das sei ja nun wirklich eine Zumutung. Grundsätzlich geben mir die beiden Recht. Aber hier wäre das ja Gott sei Dank nicht so. Schließlich erfahre ich, dass ich im falschen Kino sitze und »mein Film« in Studio 3 läuft. Ich muss mir ei nige »wie dämlich kann man denn nur sein«-Rufe gefallen lassen, als ich mich aus dem Saal stehle.
    »Schaff dir 'nen Freund an, dann passiert so was nicht mehr«, gibt mir der gelangweilte Vorführer mit auf den Heimweg, nachdem ich erfahren musste, dass »Little Ni kita« auf Grund mangelnden Zuschauerinteresses sowieso heute nicht gespielt wurde. Ich streiche das Wort »Kinobesuch« von meiner Liste und mache mich frustriert auf nach Hause.
    In der Befürchtung, dass bei meinem Glück heute die U-Bahn im Tunnel stecken bleibt oder mein Taxi unter Garantie entführt werden würde, gehe ich besser zu Fuß.
    Die kühle Nachtluft tut mir gut, und ich bin ehrlich er staunt darüber, dass es weder anfängt zu regnen noch ich von einem Triebtäter überfallen werde.
    Vielleicht hat der blöde Kinovorführer ja nicht ganz Unrecht. Ich sollte mir wirklich allmählich wieder einen festen Freund zulegen. Nicht, damit ich im Kino den rich tigen Saal finde. So ein Fehler kommt in Zukunft nicht mehr vor, ich bin ja lernfähig. Aber es wäre schon schön, mal wieder jemanden zu haben, mit dem man seinen All tag teilen kann. Der da ist, wenn man nach Hause kommt und sich auf mich freut. Und damit meine ich niemanden, dem ich regelmäßig das Katzenklo sauber machen muss. Als ich heute Abend meine Wohnung betrete, erscheint sie mir leerer und trister als sonst. Im Briefkasten ist nur Re klame, und auf dem Anrufbeantworter sind keine Nach richten. Auf dem Weg vom Flur ins Schlafzimmer ziehe ich mich aus und lasse die Klamotten da liegen, wo sie zuerst den Boden berühren. Auch mein Bett ist viel kälter als gewöhnlich. Im Grunde war das heute ein Scheißtag. Ehrlich. Vielleicht sollte ich das doch alles mal aufschreiben und an Alex mailen. Eine Antwort wie »du hast Recht, klingt echt nach einem Scheißtag« würde mich in meiner Stimmung schon aufbauen. Ich mache meinen Laptop an, doch als ich ins Internet gehen will, friert mir zunächst wieder einmal der Rechner ein. Wahrscheinlich sollte ich doch 45 Milliarden Dollar Kredit aufnehmen und Micro soft kaufen, überlege ich.
    Der zweite Versuch klappt. Neue Nachrichten abrufen. Ich habe Post. Von Alex!!!

    Liebe Alice!
    Ich hatte heute einen ziemlich blöden Tag. Irgendwie ist mal wieder alles komplett schief ge gangen. Aber dann habe ich mir etwas überlegt, was ich echt schön fände. Was hältst du davon, wenn wir uns mal treffen würden? Ich denke, wir hätten uns eine ganze Menge zu erzählen. Also, ich schlage vor: Samstagnachmittag. 16 Uhr.
    Cafe Viola in der Berliner Allee. Was meinst du? Geht das? Ich würde mich riesig freuen. Schlaf schön,
    Alex
    Yes! Oh yes. Und ob ich mich mit dir treffen will! Ich glaube, heute war doch ein ziemlich guter Tag für mich.

    TÜR AN TÜR MIT ALICE
    Jedes Mal, wenn ich vor meinem Wohnhaus stehe, treibt mich eine gesunde Neugierde dazu, über das letz te große Rätsel der Menschheit nachzudenken: Was geschieht eigentlich in den Wohnungen anderer Leute? Es ist die Neugierde der Entdecker, die versuchen, die letz ten weißen Flecken von der Landkarte zu tilgen. Nur war es wahrscheinlich einfacher, die Quellen des Nils zu fin den, als einen Blick in die Erdgeschosswohnung meines Hausmeisters zu werfen. Wohl auch, weil die Nilquel len nicht von abgrundtief hässlichen Gardinen verdeckt waren. Ich finde es immer wieder erstaunlich, dass man mehr über den Präsidenten von Burundi weiß als über seine Nachbarn. Meine Informationen über die sieben anderen Mietparteien meines Wohnhauses passen auf ei nen Bierdeckel.
    Da wäre der Hausmeister mit einem Hang für blickdichte Fensterbehänge. Ansonsten

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