Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alice at Wonderland

Alice at Wonderland

Titel: Alice at Wonderland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bunzel Gaw
Vom Netzwerk:
wären sicher kei ne anderen Komplimente gekommen als maximal »tolle Farbmischung«.
    Schließlich kriegt sich auch der Meister wieder ein und präsentiert mir die Rechnung. 693 Euro plus Mehrwert steuer.
    »Um einen CD-Spieler einzubauen, den ich selbst ge kauft habe?«, will ich wissen.
    Doch der Boss wiegelt ab. Das sei der geringste Posten. Aber als sie mein Auto auf der Bühne hatten, sei ihnen aufgefallen, dass der Unterbodenschutz erneuert werden musste. Bei dieser Gelegenheit habe man auch gleich einen Ölwechsel mitgemacht und die Sitzpolster neu bezogen. Im Grunde hätte ich noch Glück gehabt, denn es wäre ja lebensgefährlich, mit einem Wagen in einem derart desola ten Zustand durch die Gegend zu fahren. Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass er versucht, mich über den Tisch zu ziehen, nur weil ich eine Frau bin und Frauen angeblich keine Ahnung von technischen Dingen haben.
    »Die alten Sitzpolster waren lebensgefährlich?«, hake ich fachfraulich nach.
    »Ah, Sie kennen sich aus!«, lullt er mich ein und erklärt mir, dass das Pfeffer-und-Salz-Muster der alten Polster ein Flirren im Auge hervorrufen könnte, welches die Kon zentrationsfähigkeit im Straßenverkehr beeinflusst. Das macht zwar irgendwie Sinn, doch ich schaue vorsichtshal ber weiter skeptisch. Schließlich erlässt er mir den Preis für den Ölfilter. Na also. Man darf sich einfach nicht so schnell ins Bockshorn jagen lassen. Ich zahle mit ec-Karte und bin froh, dass das hier lediglich mit Unterschrift und nicht mit Geheimnummer funktioniert.
    Im Hof warte ich darauf, mein Auto in Empfang zu nehmen, das der Azubi gerade rückwärts aus der Halle steuert. Lässig durch das Seitenfester nach hinten blickend lenkt er meinen Wagen um einen parkenden Mercedes herum. Dann sieht er mich und winkt. Dummerweise in dem Moment, als ich mein Bein auf einem Reifenstapel abstelle, um meinen Schuh zuzumachen. Dieser Anblick veranlasst den Lehrling dazu, hektisch zu werden. Er reißt das Lenkrad herum und landet mit Nachdruck in der Beifahrertür des Mercedes. Für einen Bruchteil einer Sekunde herrscht Ruhe, dann höre ich, wie die Stoßstan ge meines Wagens krachend zu Boden fällt. In Gedanken streiche ich »Auto aus der Werkstatt« von meiner imaginären To-do-Liste.
    In anderthalb Wochen kann ich meinen Wagen wieder abholen, dann ist der Schaden repariert. Und der Meister schlägt vor, bei der Gelegenheit könne er mir auch günstig einen Satz neuer Reifen aufziehen. Das seien ja gewisser maßen die Schuhe der PKWs. Ich als Frau müsste doch am besten wissen, dass man sich drei-, viermal im Jahre neue Schuhe gönnen sollte.
    Ich mache mich auf den Heimweg. Wenn man bedenkt, dass ich den ganzen Tag unterwegs war, habe ich verhält nismäßig wenig geschafft. Genau genommen gar nichts. Das ist tragisch und ein eindeutiges Zeichen dafür, dass allmählich irgendein Frustkauf fällig wird. Doch die ein schlägigen Boutiquen geben heute überhaupt nichts her, und noch bevor ich etwas gefunden habe, ist es acht und die Geschäfte haben zu. An der Tankstelle und am Kiosk findet sich außer einer überteuerten Flasche Sekt nichts, was mein gebeuteltes Herz höher schlagen lassen würde. Aber irgendetwas Schönes sollte ich mir schon noch gön nen, finde ich und beschließe, ins Kino zu gehen. Das wird mich auf andere Gedanken bringen.
    Im UFA-Palast laufen sechzehn verschiedene Fil me, von denen mir nicht ein einziger Titel bekannt vorkommt. Was mich auch nicht weiter wundert, denn das Publikum, das sich vor dem Eingang drängt, besteht überwiegend aus Teenagern, deren Hosenbund ungefähr auf Oberschenkelhöhe hängt und die mit ihren T-Shirts Werbung für Brandt-Zwieback, Ahoi-Brause oder sich selbst machen.
    Also geht's ins Programm-Kino. Und es scheint, als könne es doch noch ein ganz netter Abend werden. Denn es läuft »Little Nikita« mit River Phoenix. Ein ganz Süßer, wie ich finde, der leider auch viel zu früh gestorben ist.
    Ich kaufe mir eine Karte und leiste mir zur Feier des Tages sogar eine Megaportion Popcorn mit Zucker und Butter.
    Das Kino ist erstaunlich gut besucht, aber ich finde trotzdem meinen Lieblingsplatz. In der Mitte, im vor deren Drittel des Saals. So, dass ich exakt die komplette Leinwand im Blickwinkel habe, nicht mehr und nicht we niger. Die Werbung dauert wie gewöhnlich fast eine halbe Stunde, und zu allem Überfluss kommt dann auch noch ein französischer Vorfilm. Seit Truffaut wird das französi sche Kino

Weitere Kostenlose Bücher