Alice Baker: Mein Leben in der Aryan Brotherhood
sein, vom Zeitaufwand der Handwerker mal abgesehen. Bei jeder Zellenverlegung gaben wir alles, um uns loszureißen und die Wärter anzugreifen. Mehr als einmal gelang es mir, die Handschellen zu zerbrechen und einem Schließer auf’sMaul zu schlagen. Später mussten sie uns sitzend an die Toiletten ketten, um uns unter Kontrolle zu kriegen.
In einer anderen Zelle schloss ich das Fenster, verstopfte die Toilette mit meinem Bettlaken und überflutete die Zelle. Als die Cops die Zelle stürmten, griff ich sie mit einem mit Seife gefüllten Kissen an und verletzte zwei Beamten schwer. Ich wollte nichts anderes, als den Bullen Schmerzen zuzufügen. Verstehst du, die Bullen hatten uns die Macht über Marion genommen. Die Bundesgefängnisse waren nicht mehr in unserer Hand. Wir hatten an Ansehen und Einfluss verloren und das ging gleichsam zurück auf das Ansehen der weißen Brüder in jedem einzelnen Knast der verdammten USA.
Ich habe keine Ahnung, ob ich auf dem Weg zum überzeugten Rassisten war. Auf der einen Seite bezweifelte ich das, weil ich kein grundsätzliches Problem mit Schwarzen, Mexikanern, Asiaten oder Indianern hatte. Aber wenn ich zurückdenke an Soledad und den weißen Jungen, der von den Schwarzen vergewaltigt worden war, dann war ich mir nicht mehr sicher. Das System bringt dir diesen Hass bei. Das System ist dein Lehrer und dein Richter zugleich. Es war diese Nacht in Soledad, die diese Monster in mir hervorgebracht hatte. Wie sollte ich einem System vertrauen, und damit meine ich, mein Schicksal in seine Hände legen, mich ihm anvertrauen, dass mich in eine solche Situation gebracht hat? Ich kann meinen Weg einfach nicht bedauern. Die Bruderschaft und die Jungs waren mein Rückhalt, wenn ich die Stärke in mir selbst verlor. Wir mögen vielleicht Raubtiere sein, aber wir sind ehrbare Raubtiere, die ein anderes Leben als ihr leben.
Nach den sechs Monaten in Tehachapi kann ich mit Fug und Recht behaupten, dass ich diesen Knast sicherer gemacht habe. Alle zerstörten Teile hatte die Gefängnisleitung durch neue, robustere Teile ersetzt. Wiewäre es mit einem „Danke“, ihr Arschlöcher?
Byron Barry Mills, Johnsons Zellennachbar in Marion.
Tyler David Bingham in Marion.
Tyler David Bingham (l.) in Gesellschaft von Christopher Overton Gibson (r.) und Wayne “Bulldog” Ladd (m.), einem der vier ursprünglichen Gründungsmitgliedern der Aryan Brotherhood.
John Greschner, Johnsons Komplize beim Mord an Keith „Golden“ Mitchel.
Aufnahmen der Aryan Brotherhood in Marion aus dem Jahre 1966. Oben sieht man John Gotti (obere Reihe, 2. von rechts), den legendären Mafia Paten, der die Aryan Brotherhood für ihren Schutz bezahlte. 2002 verstarb das Oberhaupt der Gambino Familie.
Das Bundesgefängnis von Leavenworth im Staat Kansas.
Improvisierte Waffen, sogenannte „Shanks“, die illegal im Gefängnis hergestellt worden sind. Johnson selbst benutzt ein solches Messer bei dem Mord an Keith „Golden“ Mitchel im Jahr 1988.
Pelican Bay State Prison, Luftaufnahme (o.)
Das X-förmige Gebäude ist der Hochsicherheitstrakt. Von der Mitte aus gehen die jeweiligen SHU-Gänge ab (u.)
Aber ich wusste, dass Tehachapi nur eine kurze Station auf meinem Weg sein würde. Die Endstation hieß Pelican Bay. Ich wusste, dort wartete der Teufel auf mich, um meine Seele in Empfang zu nehmen. Ich war hier im modernsten Hochsicherheitsgefängnis der Vereinigten Staaten von Amerika. Und all meine Feinde waren auch da. „Golden“ Mitchel von den DC Blacks, Chike von den Compton Pirus, Big Owl von der Nuestra Familia, und wahrscheinlich hatte sogar der tote Honky noch ein paar Freunde in Pelican Bay. Der Sommer würde heiß werden.
PELICAN BAY
Pelican Bay war die Höhle des Löwen, erdacht vom Teufel selbst. Der Hochsicherheitstrakt lag einige Meter unter der Erde und wurde von einer Belüftungsanlage mit Sauerstoff versorgt. Bei meiner Ankunft hatte ich wie immer Füße und Hände durch Stahlketten verschlossen und wurde vom Bus aus durch einen langen Tunnel in den Haupttrakt geführt. Ich kam mir vor wie in einem verfluchten Steven King Roman. Links und rechts von mir bestand der Tunnel aus Betonwänden, über meinem Kopf befand sich ein Gitter, durch das ich die bewaffneten Polizisten sehen konnte, die so direkte Schusslinien auf mich hatten.
Sie brachten mich in einen Bereich, den sie den „Pod“ nannten. Er bestand aus acht Einzelzellen, einer Dusche und einem kleinen Hof, der von einer Kamera
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