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Alice Bhattis Himmelfahrt - Hanif, M: Alice Bhattis Himmelfahrt

Alice Bhattis Himmelfahrt - Hanif, M: Alice Bhattis Himmelfahrt

Titel: Alice Bhattis Himmelfahrt - Hanif, M: Alice Bhattis Himmelfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mohammed Hanif
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nicht der Typ, der Gesagtes wieder zurücknimmt.
    „Ich denke, beide Partner müssen lernen, Kompromisse zu machen. Wenn man sich gegenseitig genügend Raum lässt und begreift …“
    „Männer begreifen gar nichts. Merk dir das. Sie tun es einfach nicht.“ Schwester Hina Alvi hat offenbar genug von den Weisheiten einer Frischverheirateten. „Das heißt, sie begreifen vielleicht ganz wunderbar, wie ein Vergaser funktioniert oder wie das menschliche Gehirn beschaffen ist, aber bitte einen von ihnen zu verstehen, warum du an einem sonnigen Nachmittag traurig bist, und sein Gehirn fängt an, Liegestütze zu machen. Er wird versuchen, deine Traurigkeit physisch zu beseitigen und zu vernichten. Du lieber Gott, manchmal würden sie am liebsten RDX und einen Zeitzünder an deiner Traurigkeit befestigen. Männer glauben, dass Verständnis bedeutet, auf einen Berg zu klettern und in einer Höhle zu verschwinden. Und mir kommt es vor, als wäre dieser Mann – dein Kompromiss – ziemlich lange in so einer Höhle eingesperrt gewesen. Aber wer weiß, vielleicht kannst du ihm ja beibringen, auf dieser Welt zu leben.“ Hina Alvi macht sich daran, die Schachtel zu öffnen. „Glückwunsch. Jeder hat mitunter Lust auf etwas Süßes, aber du arbeitest in einem Krankenhaus und hast die brandigen Gliedmaßen gesehen. Das war alles auch einmal süßer Zucker.“

achtzehn
    Die Hunde kreisen Teddy immer enger ein und kläffen ihn abwechselnd an, als diskutierten sie, was sie mit dem Mann anfangen sollen, der wie erstarrt in ihrer Mitte steht. Das Einzige, was sich an ihm bewegt, ist ein zittriger Lichtkreis, der von seiner rechten Hand ausgeht. „Was machst du da drin?“, hört er den Kommissar aus einiger Entfernung rufen. „Streunende Hunde kastrieren? Wir haben einen Auftrag zu erledigen. Bring den Jungen her.“ Teddy hat nicht einmal bemerkt, wie und wann Nicht-Abu-Zar verschwunden ist. Reglos steht er da und lauscht den Hunden.
    Teddy weiß, was zu tun ist, wenn man es mit einem tollwütigen Hund oder einem Rudel zu tun hat, das sich unter dem Druck der Rangordnung wie wild gebärdet. Er hat seine Lektion in der siebten Klasse gelernt, nachdem er an einem glühend heißen Junitag mit einer tiefen Bisswunde in der linken Wade, aus der ihm das Blut in den Schuh rann, nach Hause gehinkt war. Auch in die Hand hatte der Hund seine Zähne geschlagen. Als er heimkam, hatte sein Vater, der Sportlehrer, ihn so heftig angebellt, dass seine dicken Hängebacken sich dehnten und zusammenzogen wie Fischkiemen. „Du läufst vor Hunden weg, du Memme? Wusstest du nicht, dass es hier streunende Hunde gibt? Und dass sie manchmal Leute anfallen? Wozu dann das ganze Training? Ein Pfadfinder lässt sich nicht überraschen, er weiß immer, was zu tun ist, auch wenn etwas Unerwartetes passiert!“
    Für Teddys Vater war jeder, der nach der Teilung Indiens geboren war, ein Weichling. Niemand erfüllte seine Kriterien, kein Weichling zu sein: Wie viel Büffelmilch hatte er getrunken? War er jemals bei einem echten Stierrennen verletzt worden? Hatte er vierhundert Kilometer mit dem Fahrrad zurückgelegt, um einen Film mit Shanta Apte zu sehen? Hatte er je ein staatseigenes Pferd gestohlen? Verdammt, hatte er überhaupt schon mal etwas gestohlen? Nein, Elektrizität zählte nicht, du warst und bliebst ein Weichling.
    Der Sportlehrer hängte die Daumen in die Hosenträger, die seine khakifarbenen Shorts hielten, starrte Teddy an und bleckte die Zähne. „Was musst du allzeit sein?“
    „Bereit“, murmelte Teddy in dem Gefühl, einem Rudel tollwütiger Hunde entkommen zu sein, es jetzt aber mit ihrem Anführer zu tun zu haben.
    Der Sportlehrer gab Teddy die Schuld an dem Angriff. „Das passiert nur, weil du so ängstlich bist. Es liegt an der Furcht in deinem Herzen. Nichts zieht diese Köter mehr an. Sie können eine Schwuchtel meilenweit riechen. Komm mit. Du wirst sehen, ob derselbe Hund es wagt, mich anzugreifen. Los, mal sehen, ob er auch nur eine Braue hebt. Du denkst bestimmt, das kommt daher, weil du klein bist und ich groß. Aber wenn du Ahnung von Biologie hättest, wüsstest du, dass Hunde nicht zwischen klein und groß unterscheiden können. Einem Hund ist egal, wie groß du bist. Er kann dein Herz riechen und deine Gedanken lesen. Und dein Herz ist nichts als ein Klumpen Schiss. Frag dich selbst. Wovor hast du Angst? Ein Hund kann beißen. Na und? Du hast auch Zähne. Ein Hund kann springen, du kannst springen. Aber ein Hund kann

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