Alice Bhattis Himmelfahrt - Hanif, M: Alice Bhattis Himmelfahrt
Inneren ist er überzeugt, nur zum Teil für Nicht-Abu-Zars Flucht verantwortlich zu sein. Warum haben die anderen nichts unternommen? Warum haben sie das Gelände nicht abgeriegelt? Warum hat niemand die Suchscheinwerfer eingeschaltet, als die Hunde zu bellen anfingen? Warum haben sie Nicht-Abu-Zar entkommen lassen, ohne einen Schuss abzufeuern?
„Als du zu mir gesagt hast, der Junge sei nicht Abu Zar, hast du das geglaubt?“ Kommissar Malangi zieht ihn von der Straße zurück, als wäre ihm eben erst bewusst geworden, dass sie überfahren werden könnten.
Teddy holt Luft und bleibt einen Augenblick stehen. Ihm ist klar, dass sein Schicksal von seiner Antwort abhängt und auch davon, wie er sie formuliert.
„Ich glaube, er hat die Wahrheit gesagt, aber ich habe keinen Moment geglaubt, dass … Ich meine, ich habe keinen Moment geschwankt … Aber sehen Sie, es ist kompliziert. Er war definitiv nicht Abu Zar. Eigentlich glaube ich nicht mal, dass der andere Abu Zar, also der in Schweden, Abu Zar ist. Man kann nur Abu-Irgendwas sein, wenn man ein Kind hat. Und beide sind ledig, und der andere Typ wohnt in Schweden. Ich glaube, sie waren ein Liebespaar, und dann ist etwas schiefgelaufen. Wir finden es vielleicht nie heraus, aber allein die Tatsache, dass er nach Schweden gegangen ist …“
„Also sind wir einer Meinung. Du hast ihm geglaubt. Und ich glaube dir. Wenn er nicht Abu Zar ist, und selbst wenn Abu Zar nicht Abu Zar ist, dann könnte er irgendwer sein. Sogar du könntest es sein. Daher ist es in unserem Interesse, dass du ihn findest.“
neunzehn
„Welcher Mann kommt mit vollem Magen von der Arbeit?“ Alice Bhatti schaltet den Herd aus und wirft Teddy einen vorwurfsvollen Blick zu. Er lehnt kleinlaut in der Küchentür und hat erwartet, für seine verspätete Heimkehr gescholten zu werden. Er hat sogar eine lange Geschichte und ein kleines Geschenk vorbereitet. An die Folgen der üppigen Mahlzeit, die er nach Nicht-Abu-Zars Flucht zu essen gezwungen war, hat er jedoch nicht gedacht. „Ich bin wirklich satt.“ Er fährt sich mit der Hand über den Bauch, als präsentiere er einen verlässlichen Augenzeugen. Er kann Alice nicht erklären, dass in seiner Branche Güte und Grausamkeit nah beieinander liegen. Hast du was gegessen? Iss noch was. Jetzt stirb .
„Lass das lieber“, sagt Alice, geht auf ihn zu und macht einige Zentimeter vor ihm Halt. „Wenn man seinen Magen nach einer Mahlzeit anfasst, wächst und wächst er.“ Teddy lacht. Er lässt die Schultern hängen, als hätte er gerade ein schweres Gewicht abgestellt, das er den ganzen Tag hätte tragen sollen, und nicht erwartet, es so leicht loszuwerden. Er hebt sein T-Shirt an, greift nach ihrer Hand und drückt sie auf seinen harten Bauch. „Zwölf Jahre Gewichte …“ Er zieht den Bauch ein, als Alice ein paar Mal leicht hineinboxt. „Bestimmt habe ich mittlerweile die ganze Stadt in Kilogramm gestemmt. Das geht nicht weg. Nicht mal, wenn ich alt bin und in deinen Armen sterbe.“
Alice fährt mit den Fingern über seinen Bauch und zählt die Muskelstränge. „Ich will auch so einen.“ Sie kann sich nicht erinnern, schon jemals eine so direkte Forderung an einen Mann gestellt zu haben. Oder an eine Frau. Die Ehe, erkennt sie plötzlich, ist eine vorrückende Befreiungsarmee.
„Er war nicht immer so. Am Anfang war es sehr schwer.“ Teddy legt ihr die Hand auf die Schulter. „Ich habe nie gern Eier gegessen.“
„Aber du isst morgens sechs Stück. Roh“, sagt Alice.
„Das gehört eben zu meiner Arbeit.“ Er tätschelt sich den Bauch. „Das Eigelb schwappt immer bis Mittag in meinem Bauch herum. Aber die Omeletts, die der Kommissar mir heute Morgen aufgedrängt hat, haben mich fast umgebracht. Nettigkeit bringt mich um.“
„Ich will trotzdem so einen.“ Alice bohrt den Zeigefinger in seinen Bauch. „Auch wenn ich so viele Eier essen muss.“
„Wir können gleich anfangen“, sagt Teddy und streichelt ihre Hand. Anscheinend wird er zum ersten Mal in seinem Leben um etwas gebeten, das er ohne Weiteres geben kann. „Bei Frauen wird der Bauch nicht so hart. Aber er wird flach. Eigentlich soll er auch gar nicht hart werden.“
„Warum nicht?“
„Du willst ja das Baby nicht ersticken.“
Alice errötet, als wäre ihr nie der Gedanke gekommen, dass ihre eheliche Intimität Babys hervorbringen könnte.
„Es gibt besondere Übungen für Frauen. Dazu gehört Atmen. Komm, wir versuchen es mal“, sagt Teddy.
„Du
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