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Alice Bhattis Himmelfahrt - Hanif, M: Alice Bhattis Himmelfahrt

Alice Bhattis Himmelfahrt - Hanif, M: Alice Bhattis Himmelfahrt

Titel: Alice Bhattis Himmelfahrt - Hanif, M: Alice Bhattis Himmelfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mohammed Hanif
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seine Ergreifung aus. Offenbar wird der Junge in drei Ländern gesucht. Das hatte mir niemand gesagt. Er hat mir erzählt, er sei nur der Fahrer gewesen, aber jetzt zeigt sich, was für ein gefährlicher Fahrer er ist. Trotzdem glaube ich ihm, dass er nur der Fahrer war. Ich schätze, wenn ich ihn nicht finde, werde ich von drei Ländern fertiggemacht.“
    Anscheinend versucht Teddy verzweifelt, ihr etwas mitzuteilen. Alice hat von Anfang an gewusst, dass Teddy ihr nicht wirklich sagt, was man bei seiner Arbeit von ihm verlangt. Sie will seine Lage verstehen. Er teilt diese Informationen über seine Arbeit aber nicht mit ihr, besonders wenn er vor einer Wahl wie dieser steht: den Jungen fangen oder von drei Ländern fertiggemacht zu werden.
    Was ist das für ein Quatsch mit den drei Ländern? Werden drei Länder sich zusammenschließen, um ihren erbärmlichen Ehemann zu erledigen? Das wird aber auch Zeit.
    Alice merkt außerdem, dass Teddy seltsam erregt ist, als wäre all seine bisherige Arbeit eine Vorbereitung auf die Ergreifung dieses Jungen gewesen.
    Den Bügel mit dem grünen Hemd wie eine Flagge schwingend, verschwindet er im Bad.
    Alice hebt sein T-Shirt auf, um es wegzuräumen. Dabei fällt ein gefaltetes Blatt Papier zu Boden. Sie hat nie seine Taschen durchsucht oder sein Portemonnaie geöffnet, um Hinweise zu entdecken, wohin er geht, wenn er fort ist. Es ist ihr nie in den Sinn gekommen, dass er etwas vor ihr verbergen könnte. Gedankenlos faltet sie das Blatt auseinander, blickt zur geschlossenen Badezimmertür und wartet, bis sie die Dusche hört. Es ist eine Bleistiftzeichnung, das Gesicht eines Jungen, breite Stirn, schmale, tief liegende Augen, spärlicher Bart am spitzen Kinn. Es könnte fast jeder Junge in dieser Altersgruppe sein, sogar Teddy, wenn er unrasiert war.
    Das Gesicht, das ihr entgegenstarrt, weckt Angst um die Zukunft ihres Babys in ihr.
    Sie beginnt sich um Teddy zu sorgen. Um sich selbst. Ihr wird klar, dass sie noch nicht über die logistischen Aspekte der Babybetreuung nachgedacht hat. Wer wird sich um ihr Kind kümmern, wenn sie arbeitet? Gewiss nicht sein Vater, das hat sie bereits beschlossen. Sie könnte es in eine Kinderkrippe geben, aber wo soll das Geld dafür herkommen? Sie stellt sich vor, wie sie ein kleines Mädchen in einer blauen Schuluniform zur Schule bringt und es am Tor von St. Xavier zum Abschied umarmt. Aber wer wird die Kleine abholen? Sie würde ihr Töchterchen nicht mit ins Herz Jesu nehmen wollen. Noor könnte wahrscheinlich mit ihr spielen oder sie zumindest beschäftigen, aber im Herz Jesu wimmelt es von Infektionskrankheiten und Bakterien. Ganz zu schweigen vom dauernden Geheul der Sirenen. Das Herz Jesu ist nicht der richtige Ort für ein Kind. Sie beschließt, Teddy einzuweihen und zu sehen, wie er reagiert. Männer ändern sich, wenn sie Vater werden. Joseph Bhatti war auch kein idealer Vater und immer ein bisschen verrückt, aber er hatte, bis er fünfundsechzig wurde, einen festen Arbeitsplatz und verdiente sogar nach seinem Ruhestand noch so viel wie möglich dazu. Sie schaut sich die Skizze noch einmal an, ein Schauer überläuft sie, sie faltet das Papier zusammen und steckt es in die Hemdtasche zurück. Du wirst Vater, flüstert sie bei sich. Die Worte klingen falsch, wie ein Satz, den sie sich vielleicht aus einer Fernseh-Soap gemerkt hat. Wie sagst du deinem Partner, dass er dir ein Kind gemacht hat?
    Sie ringt noch immer um die richtigen Worte, nachdem zweimal die Toilettenspülung betätigt wurde und Teddy, sich mit einem Handtuch das Gesicht reibend, aus dem Bad kommt. „Ich brauche etwas Geld. Und wenn jemand kommt und nach mir fragt, sagst du, ich sei nicht da gewesen. Du hast mich nicht gesehen, seit ich mit dem G-Korps aufgebrochen bin.“
    Alice sucht in ihrer Handtasche und zählt erneut ihr Geld. „Wie willst du den Jungen finden? Es gibt Millionen solcher Jungen in dieser Stadt. Soll die Polizei ihn doch finden. Das ist deren Aufgabe.“
    Teddy, dabei, die Bügelfalte seiner Hose sorgfältig auszurichten, dreht den Kopf und starrt sie an. „Du scheinst nicht ganz bei dir zu sein. Was soll das? Ich bitte dich um etwas Geld, und du fängst an, mir Ratschläge zu geben, wie ich zu leben habe?“
    Alice Bhatti fällt ihre Entscheidung, als sie seine hochgezogenen Brauen und die völlige Verständnislosigkeit in seinen Augen sieht. Und dann macht er es ihr noch leichter. „Ich finde, du solltest für ein paar Tage zu deinem Vater

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