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Alice Browns Gespuer fuer die Liebe

Alice Browns Gespuer fuer die Liebe

Titel: Alice Browns Gespuer fuer die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eleanor Prescott
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wieder. Audrey trank zwei Tassen Kamillentee und versuchte es mit einer neuen Atemtechnik, aber davon brannte ihre Brust nur noch höllischer, und ihr Kopf pochte. Irgendwann beschloss sie, die lästige Arbeit für heute gut sein zu lassen. Stattdessen wollte sie sich um eine schönere, persönliche Angelegenheit kümmern. Sie hatte vor, John endlich für eine private Verabredung zu engagieren.
    Sorgfältig schloss Audrey die Tür zu ihrem Büro, atmete tief durch und wählte Geraldines Nummer.
    »Wie meinen Sie das, Sie können meine Buchung nicht annehmen?«, brüllte Audrey nur Minuten später. »Das ist ja unerhört!«
    »Wie schon gesagt«, erklärte Geraldine geduldig, »John Marlowe steht nicht mehr zu Ihrer Verfügung. Es tut mir leid. So etwas kann manchmal vorkommen.«
    »Und warum?«, blaffte Audrey sie an. Langsam stieg Panik in ihr auf. »Warum? Warum?«
    »Es ist Johns persönliche Entscheidung, die wir beide respektieren müssen«, fuhr Geraldine ganz ruhig fort. »Es tut mir leid, meine Liebe. Er ist der Überzeugung, Ihnen viele Jahre treu zur Seite gestanden zu haben, aber nun wäre es für Sie beide an der Zeit weiterzugehen.«
    »Nein, nein, nein!« Audreys Stimme zitterte.
    »Wirklich, Audrey, seien Sie dankbar, dass Sie seine Gesellschaft so lange genießen durften. Sie waren mit Abstand seine langjährigste Klientin.«
    »Aber so oft engagiere ich ihn doch gar nicht«, flehte Audrey, »bloß zwei, drei Mal im Jahr. Warum können wir denn nicht alles beim Alten belassen?«
    Audreys Gefühle fuhren Achterbahn. Wut, Angst und Verständnislosigkeit wirbelten durcheinander wie die kleinen Plastikkugeln bei der Ziehung der Lottozahlen. Im nächsten Moment nahm der Greifarm das kleine Bällchen Empörung auf und beförderte es durch das Loch nach draußen.
    »Das ist vollkommener Irrsinn!«, tobte sie.
    »Wie dem auch sei«, gab Geraldine ungerührt zurück, »es ist Johns Entscheidung.«
    »Aber ich brauche ihn.«
    »Ich habe noch jede Menge anderer interessanter Herren in meiner Kartei.«
    »Nein!«, kreischte Audrey hysterisch. »Ich will keinen anderen. Ich will John!«
    Wie hatte das passieren können? Warum zeigte John ihr die kalte Schulter? Sie hatte das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen; als sei die Herz-Lungen-Maschine, die sie so lange am Leben erhalten hatte, plötzlich abgeschaltet worden. Und nun musste sie unbedingt den Netzstecker wieder einstöpseln und mit Klauen und Zähnen darum kämpfen, dass ihr Leben weiterging.
    »Aber ich brauche ihn ganz dringend. Ich brauche ihn! Sie verstehen das nicht. Jeder in meinem Bekanntenkreis kennt ihn, und alle erwarten, mich mit ihm zu sehen. Was soll ich denn ohne ihn machen?«
    »Es tut mir leid, Audrey.«
    »Aber ich bin Ihre Klientin. Und der Kunde ist König. Ich habe nichts Böses getan. Das ist nicht fair. Ich habe auch meine Rechte!«
    Eine kurze Pause entstand, dann hörte man Geraldines gefasste Stimme wieder in der Leitung.
    »Wie wäre es, wenn Sie erst mal in Ruhe über alles nachdenken? Lassen Sie sich Zeit. Natürlich ist das ein Schock für Sie, den Sie erst mal verdauen müssen. Nehmen Sie sich ein paar Tage Zeit und beobachten Sie, wie es Ihnen damit geht. In der Zwischenzeit schicke ich Ihnen den Link zu unserer Webseite, damit Sie sich schon mal unsere anderen Herren anschauen können. Ich denke, Sie werden angenehm überrascht sein.«
    »Ich will aber nicht angenehm überrascht sein«, entgegnete Audrey schnippisch. »Ich will John. Was soll ich denn jetzt machen? Allen erzählen, wir hätten uns scheiden lassen?«
    Eine lange Pause entstand.
    Audrey stöhnte gequält und knallte den Hörer auf. Die Wände ihres Büros schienen auf sie zuzustürzen und sie zu erdrücken, bis sie kaum noch atmen konnte.
    Schnell zog sie den Mantel an, nahm ihre Handtasche und rauschte aus dem Büro. Sie trat in den kalten Nachmittag hinaus und schnappte nach Luft, um endlich wieder durchatmen zu können.
    Ihr entfuhr ein gepeinigter Aufschrei.
    John wollte sie nicht mehr sehen. Ihr Leben stand kopf.
    Sie zog den Mantel fest um die Schultern und wollte schon schnurstracks zur Bushaltestellte marschieren, um der Welt möglichst schnell die Haustür vor der Nase zuzuknallen. Aber sie hatte den ersten Schritt noch nicht gemacht, da fiel ihr Blick auf etwas, das neben ihr am Geländer lehnte. Alice’ Fahrrad.
    Audrey spürte eine ungeheure Woge unbändiger Wut in sich aufsteigen, unbeherrschbar wie Gift und Galle. Das Rad war ein Geschwür, ein

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