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Alice im Netz - das Internet vergisst nie!

Alice im Netz - das Internet vergisst nie!

Titel: Alice im Netz - das Internet vergisst nie! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Szillat
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zum Fenster hinüber. „Kann ich die Vorhänge aufziehen?“
    Alice nickte abermals.
    Das war auch so eine Sache, bei der sie wahrscheinlich Hilfe benötigen würde. Die unzähligen Fotos von ihr, die die Polizei in Oliver Golls Wohnung gefunden hatte, an den Wänden, auf seinem Computer.
    Der Menge und den Motiven nach zu urteilen, musste er über ein Jahr lang regelmäßig im Schutz der Dunkelheit vor ihrem Fenster gehockt und sie fotografiert oder gefilmt haben. Alice hatte nichts davon bemerkt. Absolut gar nichts. Ein Wunder, dass Mike an dem Abend, als er dieses dämliche Pseudo-Stalking-Video von ihr gedreht hatte, nicht mit ihm zusammengestoßen war.
    Es würde lange dauern, bis sie sich bei Dunkelheit wieder in einem Raum aufhalten konnte, in dem die Jalousien nicht geschlossen oder die Vorhänge zugezogen waren.
    Und noch etwas würde nicht mehr so sein wie zuvor: Alice’ Umgang mit dem Internet.
    In den letzten Tagen hatte sie mit Edgars Hilfe versucht, alle Spuren, die sie im Internet hinterlassen hatte, auszulöschen. Aber zu ihrem Schrecken musste sie feststellen, dass das alles andere als einfach war. Viele Dinge, die sie einmal über sich preisgegeben hatte, würden wohl für alle Zeiten in den Weiten des World Wide Web herumschwirren – unwiderruflich.
    Herr Tüssen hatte vor einigen Wochen im Sozialkundeunterricht davon gesprochen, dass sie, die Schülerinnen und Schüler, zur Generation der digital Nativen gehörten, die mit der virtuellen Welt genauso vertraut waren wie mit der realen und sich ebenso selbstverständlich in ihr bewegten. Alice hatte sich damals verhört: Statt „Native“ hatte sie „Naive“ verstanden und sich furchtbar über diese Bezeichnung aufgeregt und persönlich angegriffen gefühlt. Erst jetzt, nach all dem, was sich ereignet hatte, war ihr bewusst geworden, wie treffend doch dieser Verhörer gewesen war. „Digital naiv“ – ja, genauso hatte sie sich verhalten. Alice hatte so viele Dinge über sich im Internet preisgegeben, ohne auch nur einen einzigen Gedanken an die möglichen Konsequenzen zu verschwenden.
    Warum auch? Alle taten das schließlich. Wer konnte denn schon ahnen, dass so ein perverser Psycho wie dieser Oliver Goll das Internet nach genau solchen Informationen durchforsten und dabei ausgerechnet auf sie stoßen würde?
    Ja, er hatte sie im Internet gefunden. Und weil sie so viel über sich verraten hatte, war es ihm gelungen, sie nicht nur virtuell zu verfolgen, sondern auch in der Realität.
    â€žWarum gerade ich? Wie ist er ausgerechnet auf mich gekommen?“, hatte sie Edgar gefragt.
    Edgar hatte seine Hand ausgestreckt und ihr mit dem Zeigefinger eine Träne von der Wange getupft.
    â€žVielleicht, weil du es ihm so leicht gemacht hast, Alice. Er konnte einfach alles über dich herausfinden. Und dazu musste er sich noch nicht mal anstrengen.“
    Das Handy auf Alice’ Kommode läutete. Alice streckte ihre Hand danach aus und lächelte, als sie auf dem Display die Worte „Edgar ruft an!“ las.
    â€žMama …“ Sie warf ihrer Mutter einen vielsagenden Blick zu.
    â€žAlles klar“, erwiderte sie und grinste. „Bin schon draußen.“
    Im Rausgehen warf sie Alice eine Kusshand zu und schloss die Tür hinter sich.
    â€žHey“, hauchte Alice in den Hörer.
    â€žSpreche ich mit der ehrgeizigen Heiratsschwindlerin?“
    Alice lachte. „Und ich mit meinem Schutzengel?“
    â€žOkay“, sagte Edgar gedehnt. „Schutzengel ist gut. Was hältst du davon, wenn dein Schutzengel dich gleich abholt und einen langen Spaziergang durch den Schnee mit dir macht?“
    â€žSchnee? Hat es geschneit?“ Alice schaute zum Fenster hinüber. „Tatsächlich“, jubelte sie. „Es schneit. Wie schön.“
    â€žNa ja“, erklärte Edgar und räusperte sich. „Da ich ja als Schutzengel einen guten Draht zum Himmel habe, habe ich meine Kontakte spielen lassen. Ich weiß ja, wie sehr du dir weiße Weihnachten gewünscht hast.“
    Alice kicherte. „Ach Edgar, weißt du, was ich ganz besonders an dir liebe?“
    â€žNatürlich mein gutes Aussehen.“
    â€žNein, nein, da täuschst du dich. Ich liebe es, dass du so ein unverschämter Angeber bist.“
    â€žWas?“, rief Edgar empört. „In meinem ganzen Leben habe ich noch

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