Alice im Netz - das Internet vergisst nie!
âNein, natürlich habe ich ihn dort das erste Mal gesehen. Oder besser gesagt: bewusst wahrgenommen. Denn gerade eben ist mir wieder eingefallen, wo ich ihn vorher schon mal gesehen habe. In der Schule. Er ist mir neulich in der Schule begegnet.â
âAber so, wie du von ihm erzählt hast, kann er doch kein Schüler sein?â
Wieder nickte Alice. âIst er auch nicht. Dem Aussehen nach müsste er so Anfang bis Mitte zwanzig sein, schätze ich. Auf jeden Fall kein Schüler mehr. Nein, er arbeitet dort.â
Edgar bekam noch gröÃere Augen. âEin Lehrer?!â
âNein. Er ist einer von diesen Ein-Euro-Jobbern, die dem Hausmeister helfen. Jedenfalls hat er so einen komischen grauen Kittel getragen, als ich ihm in der Schule begegnet bin.â
âWarte mal.â Edgar lieà Aliceâ Hand los und lehnte sich zurück. âMeinst du etwa diesen Typen, der aussieht wie so ein Abklatsch von Arnold Schwarzenegger in seinen besten Zeiten?â
âKönnte sein, ja.â
âNur mit peinlich schwarz gefärbten Haaren und vorstehenden Vampirzähnen?â
âDu scheinst ihn dir ja wirklich gut eingeprägt zu habenâ, stellte Alice erstaunt fest.
Edgar nickte. âStimmt. Aber nur deshalb, weil er mich letzte Woche fast von der Treppe geschubst hätte.â
âWas?â Alice riss die Augen weit auf.
Edgar nickte. âNatürlich hat er behauptet, er hätte mich nicht gesehen. Aber ich hab dem kein Wort geglaubt. Das war zu offensichtlich. Der hat mich mit Absicht auf der Treppe angerempelt. Ich konnte mich gerade noch an Alex festhalten, sonst wäre ich wohl abgeschmiert. Alex meinte hinterher auch, dass der Typ sich komisch verhalten hätte.â
Alice holte tief Luft. Sie faltete die Hände wie zum Gebet und legte sie an ihr Kinn. âEcht komisch, der Typâ, murmelte sie nachdenklich.
Edgar stimmte ihr zu. Doch dann erschien plötzlich ein neckisches Grinsen auf seinen Lippen. âWas mich allerdings etwas schockt, ist die offensichtliche Geschmacksverirrung der Rasenden Rita.â
âBitte?â Alice verstand nicht.
âNa ja, in ihrem Blog hat es sich so angehört, als ob sie den Typen schon ein bisschen geil gefunden hätteâ, zog er sie auf.
Alice kniff die Augen zusammen. âAb sofort hast du das Verbot, die Worte Superman, Rasende Rita und Schulblog auszusprechen. Sonst â¦â â sie hob drohend die Faust â â⦠lernst du die hier mal richtig kennen.â
Edgar lachte. âOh weh, dann gelobe ich natürlich sofort Besserung. Und was Mister Ich-darf-seinen-Namen-nichtmehr-aussprechen betrifft, so mache ich wohl lieber einen groÃen Bogen um den, jetzt, wo ich weiÃ, dass er sich für deinen persönlichen Ich-darf-das-Wort-nicht-aussprechen-Typen hält.â
Alice grinste und schüttelte den Kopf. Dann lieà sie sich von Edgar zu einem weiteren ausdauernden Kuss überreden.
Eine gute Stunde später verlieÃen sie Arm in Arm das Einkaufszentrum.
âIch bringe dich nach Hauseâ, sagte Edgar.
âQuatschâ, erwiderte Alice. âDas ist doch ein riesiger Umweg für dich. AuÃerdem hast du mir gerade noch erzählt, dass du dringend für den Lateintest lernen musst. Und wollte dein Vater nicht später noch aus Amerika anrufen?â
Edgar nickte. âStimmt. Um sieben haben wir uns zum Telefonat verabredet. Aber was ist, wenn dieser Typ noch mal auftaucht?â
âDann trete ich ihn dorthin, wo es richtig schön wehtutâ, verkündete Alice grinsend.
Edgar verzog das Gesicht. âAua! Bist du brutal.â
Alice lachte und warf die Haare zurück. âJa, ja, lass es bloà nicht darauf ankommen.â
âAlso noch bis zur Kreuzung?â, fragte Edgar und markierte den Todtraurigen.
Alice nickte entschlossen. âSo soll es sein.â
Edgar blieb stehen und legte mit einer theatralischen Geste die Hand an sein Herz. âUnd wenn du mir damit mein armes, kleines Herz brichst?â
Alice schüttelte schmunzelnd den Kopf. âEdgar, du bist wirklich richtig albern.â
Edgar nickte. âIch bin verliebt. Da benimmt man sich nun mal so. Dagegen bin ich völlig machtlos.â
Mit einer stürmischen Bewegung zog er Alice an sich und begann sie wild zu küssen.
âSchluss jetztâ, japste sie nach einer Weile. âDu musst lernen. Nächstes Jahr steht
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