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Alice im Netz - das Internet vergisst nie!

Alice im Netz - das Internet vergisst nie!

Titel: Alice im Netz - das Internet vergisst nie! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Szillat
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reagierte blitzschnell und zog Alice einen Schritt zur Seite, sodass sein Sprung ins Leere ging. Er schlug der Länge nach auf den Bürgersteig und blieb regungslos liegen.
    Die Hose hing ihm noch in den Kniekehlen. Das Licht der Straßenlaterne fiel direkt auf sein nacktes Hinterteil.
    Im nächsten Moment wurde im Haus gegenüber die Tür aufgerissen.
    â€žWas ist da los?“, rief eine männliche Stimme.
    Edgar blieb ganz ruhig. „Bitte rufen Sie die Polizei. Schnell.“
    Als kurze Zeit später zwei Polizeiwagen und gleich darauf der Krankenwagen vorfuhren, hatte der Kerl noch immer nicht das Bewusstsein wiedererlangt.
    Erst später, als er im Krankenwagen lag, beide Hände an die Trage gefesselt, und der Notarzt die Platzwunde am Hinterkopf, die Edgar ihm beigebracht hatte, versorgte, kam er wieder zu sich. „Alice? Wo bist du?“, ächzte er.
    Aber da saßen Alice und Edgar schon sicher auf dem Rücksitz des Streifenwagens.
    Es klopfte an ihrer Zimmertür, und kaum dass Alice „Ja!“ gerufen hatte, wurde sie geöffnet und ihre Mutter kam beladen mit einem übergroßen Tablett ins Zimmer.
    â€žGuten Morgen, Schatz. Dachte ich mir doch, dass du schon wach bist.“ Sie blieb neben Alice’ Bett stehen und lächelte sie an. „Wo möchtest du es hinhaben? Auf die Kommode oder lieber auf den Schreibtisch. Oder möchtest du vielleicht zum Frühstücken aufstehen?“
    Alice schüttelte den Kopf. „Mama, ich bin doch nicht krank. Und du musst mir das Frühstück auch nicht ans Bett bringen. Weder sonntags noch an irgendeinem anderen Tag. Ich schaffe es locker bis in die Küche“, sagte sie ernst.
    Ein Lächeln konnte sie sich dennoch nicht verkneifen. Ihre Mutter war einfach rührend in ihren Bemühungen, Alice über das traumatische Erlebnis mit Oliver Goll hinwegzuhelfen.
    Oliver Goll. Den Namen würde Alice wohl ihr ganzes Leben lang nicht mehr vergessen können. Edgar meinte allerdings, dass der Name „Michelin-Männchen mit weichem Spatzenhirn“ viel besser zu ihm passen würde.
    Oliver Goll. Das hörte sich so normal an, fast harmlos. Es gab sicher eine Menge Leute, die so hießen. Und das waren garantiert nicht alles Psychopathen, die sich einbildeten, eine Mission zu haben.
    Dieser
Oliver Goll allerdings war alles andere als harmlos gewesen. Die Polizei hatte sich viel Mühe gegeben, die Hintergründe für seine Tat zu klären. So hatte sie etwa herausgefunden, dass er seit der Grundschule von seinen Mitschülern anscheinend grundlos gedemütigt und misshandelt worden war – und dass Alice nicht das erste Mädchen gewesen war, dem er nachgestellt hatte.
    Ihre Mutter hatte daraufhin völlig die Beherrschung verloren.
    â€žEs ist doch immer dasselbe“, keifte sie, wie Alice sie noch nie zuvor hatte keifen hören. „Immer heißt es in solchen Fällen, der Täter habe eine schwierige Kindheit gehabt, sei vernachlässigt oder drangsaliert worden. Mag ja sein, dass dieser Kerl es als Kind nicht leicht gehabt hat – aber das ist doch wohl keine Erklärung und erst recht keine Entschuldigung dafür, was er dir antun wollte. Mein Gott, Alice, dieser Gestörte hätte dich fast vergewaltigt, vielleicht sogar getötet!“ Sie schluckte schwer.
    â€žZum Glück ist ihm ja weder das Eine noch das Andere gelungen“, versuchte Alice ihre Mutter ein wenig zu beruhigen.
    â€žAber doch nur, weil Edgar gerade noch rechtzeitig zur Stelle war.“
    Alice nickte nachdenklich. „Ja. Edgar hat mir wirklich der Himmel geschickt. Wenn er nicht gewesen wäre, dann hätte mich dieser Mistkerl vielleicht ...“
    â€žDein Schutzengel, Alice“, hatte ihre Mutter gesagt, und hatte dabei ganz sanft geklungen.
    Jetzt stand sie wieder vor Alice, und ihre Stimme klang ebenso sanft, als sie sagte: „Man darf die psychischen Folgen nicht unterschätzen, Alice, die so ein Erlebnis nach sich ziehen kann. Auch wenn du dich körperlich nicht krank fühlst, so hat deine Seele noch ein paar Kratzer davongetragen, die erst noch verheilen müssen.“
    Alice nickte. „Ja, Mama“, sagte sie gedehnt. „Deshalb gehe ich ja jetzt auch zu dieser Therapeutin.“
    Alice’ Mutter nickte ebenfalls. „Es ist wirklich gut, dass du dich dazu bereiterklärt hast.“
    Sie stellte das Tablett auf den Schreibtisch und ging

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