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Alicia II

Alicia II

Titel: Alicia II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Thurston
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Po­li­ti­ker, sie hät­ten das Recht auf ei­ge­nes Land, und er und sei­ne Ge­sin­nungs­ge­nos­sen paß­ten ver­dammt ge­nau auf, daß die Aus­ge­mus­ter­ten Land in der Mit­te des Nir­gend­wo er­hiel­ten, wo sie leicht un­ter Kon­trol­le zu hal­ten wa­ren. Tat­säch­lich er­wies sich die Maß­nah­me aber als Vor­teil für bei­de Tei­le. Die Aus­ge­mus­ter­ten kön­nen in ih­ren paar Jah­ren so et­was wie ein nor­ma­les Le­ben füh­ren, und die Ob­rig­keit kann sie leich­ter im Au­ge be­hal­ten als in den Städ­ten, wo je­der, der Lust da­zu hat, un­ter­tau­chen und die Be­hör­den zu kost­spie­li­gen Such­ak­tio­nen zwin­gen kann. Die­se Ar­beit lie­ben die Be­am­ten gar nicht.«
    »Ein gu­tes Pro­jekt, fin­de ich. Trotz­dem, so weit drau­ßen und in so pri­mi­ti­ver …«
    »Es ist hier pri­mi­tiv, weil sie es so ha­ben wol­len. Die Aus­ge­mus­ter­ten mei­ne ich. Sie ha­ben al­len mög­li­chen Kom­fort an­ge­bo­ten be­kom­men und in vie­len Fäl­len ab­ge­lehnt. Die Ethel-Leu­te nei­gen zu stren­ger Le­bens­füh­rung. Aber Dumm­köp­fe sind sie nicht, und des­halb sind ei­ni­ge Ver­bes­se­run­gen durch­ge­führt wor­den.«
    Der Dorf-Kom­missar be­rich­te­te Ali­cia über die Dorf­pro­ble­me. Es war nichts Be­son­de­res, nur ver­ein­zel­te Vor­fäl­le, die in die Wüs­te ge­schick­te Bü­ro­kra­ten wie ihn ein biß­chen ner­vös mach­ten. Ali­cia ant­wor­te­te lä­chelnd, sie wer­de se­hen, was sich tun las­se.
    Wäh­rend wir durch die alt­mo­di­schen, von Bäu­men ge­säum­ten Stra­ßen schrit­ten, ent­deck­te ich nichts, was auch nur von fern nach Pro­ble­men aus­sah. Die Men­schen be­weg­ten sich ge­schäf­tig, aber oh­ne Hast. Ge­räusche misch­ten sich mu­si­ka­lisch zu ei­nem an­ge­neh­men Sum­men. Ei­ne Men­ge Platz gab Be­we­gungs­frei­heit. Hier hät­te man bei­na­he ver­ges­sen kön­nen, wie müh­sam es war, sich durch die Men­schen­men­gen in der Stadt zu drän­gen. Wo die Stadt manch­mal wie ver­dor­be­nes Fleisch stank, hat­te das Dorf einen schwa­chen Ge­ruch nach Blu­men an sich. Ich er­wähn­te Ali­cia ge­gen­über den Blu­men­duft. »Kommt durch Rohr­lei­tun­gen«, er­klär­te sie.
    Sie mach­te vor ei­ner Sta­tue halt. Ei­ne Pla­ket­te am So­ckel ver­riet uns, daß dies schlecht aus­ge­führ­te, bi­zar­re Mach­werk St. Ethel dar­stel­len soll­te. Ich ver­such­te, in dem schie­fen Ge­sicht, das der Bild­hau­er ver­bro­chen hat­te, et­was mehr als bloß Ehr­furcht zu ent­de­cken. Die Hand der Sta­tue war aus­ge­streckt, of­fen­bar, um Hoff­nung zu sug­ge­rie­ren, aber die Wir­kung war eher so, als hei­sche sie um Al­mo­sen. Selt­sa­me Sym­bo­le wa­ren an ver­schie­de­nen Stel­len der Fi­gur auf­ge­malt.
    »Was hat das zu be­deu­ten?« Ich zeig­te auf die Sym­bo­le.
    »Das ist eins der klei­nen Ver­ge­hen, über die der Kom­missar sprach. Üb­ri­gens kommt es in Aus­ge­mus­ter­ten-Krei­sen häu­fig vor. Für ihn ist es ei­ne Ver­schan­de­lung, ob­wohl ich wirk­lich nicht weiß, warum, zum Teu­fel, es ihn küm­mert, was mit ei­ner St. Ethel-Sta­tue pas­siert. In Wirk­lich­keit sind es Sym­bo­le für die Re­bel­li­on der Aus­ge­mus­ter­ten, ge­schrie­ben in ei­ner ei­gens ko­dier­ten Kal­li­gra­phie.«
    »Was sa­gen sie aus?«
    »Oh, es sind kur­ze Ge­be­te, Hin­wei­se auf die kom­men­de Zeit, wenn Kör­per nicht län­ger der Gier der Mensch­heit ge­op­fert wer­den.«
    »Gier? Warum nennst du es Gier?«
    »Ist es denn kei­ne Gier? Gier nach wei­te­ren Jah­ren, die dem Men­schen schnel­ler durch die Fin­ger rie­seln als Geld.«
    »Du sym­pa­thi­sierst tat­säch­lich mit die­sen Ra­di­ka­len, stimmt’s?«
    »Ich ver­traue dir nicht ge­nug, um die­se Fra­ge zu be­ant­wor­ten, Voss.«
    »Ich dach­te, du zö­gest in Er­wä­gung, mich zu lie­ben.«
    »Lie­be ist nicht das­sel­be wie Ver­trau­en. Ge­füh­le sind kei­ne Glie­der in ei­ner Ket­te. Je­sus und Ethel, jetzt hast du mich da­zu ge­bracht, Volks­weis­heit zu zi­tie­ren, Ma­xi­men der Aus­ge­mus­ter­ten. Ich bin si­cher, ich lie­be dich nicht.«
    »Das ist wahr­schein­lich auch bes­ser.«
    Es paß­te ihr nicht, daß ich das sag­te, und sie fun­kel­te mich

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