Alicia II
und diese Leute werden mich beneiden. Die bringen es nie fertig, neben einer solchen Vision der Schönheit zu sitzen.«
»Ihre Schmeicheleien sind ziemlich geschmacklos, Doktor.«
»Sicher. Hauptsache, Sie setzen sich neben mich.«
»Das werde ich tun.«
Er bot Alicia seinen Arm, um sie aus dem Büro zu führen, und sie nahm ihn. Einen Augenblick lang kam ich mir wie das fünfte Rad am Wagen vor, mit allen seinen Speichen. Noch schlimmer wurde es, als Ben June aufforderte, sich uns anzuschließen. Mit finsterem Blick nahm June meinen ihr gar nicht im Ernst angebotenen Arm. Ihre Berührung schien meine Haut durch mehrere Schichten Kleidung zu verbrennen.
Ob Alicia etwas von der Spannung während dieser Mahlzeit in Bens Club spürte? June, offensichtlich verdrossen, antwortete kaum, wenn sie angesprochen wurde. Ich, nervös bis dorthinaus, machte mir um jeden der drei anderen Sorgen.
Nicht einmal Ben war ganz er selbst. Er sprach zu energisch, und, Gott, er konnte von dem Thema »Ben« nicht loskommen.
Er, der sonst so zurückhaltend über seine eigenen Angelegenheiten war, erzählte Alicia einen beträchtlichen Teil seiner Lebensgeschichte. Mein Magen reagierte gereizt auf chemische Geschmackszusätze in bestimmten Speisen, und die ersten Wogen der Übelkeit stiegen in mir hoch. Ich entschuldigte mich und ging zur Herrentoilette. Der Brechreiz hörte beinahe im gleichen Augenblick auf, als ich den Tisch verließ. Ich kehrte um. Ben redete immer noch. June starrte auf etwas an der anderen Seite des Raums. Alicia fing an, Ben zu erzählen, wie wir uns in Atlantica Spa kennengelernt hatten, und zeichnete ein komisches Bild von mir als unbeholfenem frisch Erneuerten. June lachte ein bißchen zu laut. Die Übelkeit kam wieder. Ich stand auf, entschuldigte mich und verließ Bens Club, ohne noch jemanden zu Wort kommen zu lassen.
13
Ich hatte mich auf meinem Weg von Bens Club zu unserm Hotel in solche Wut hineingesteigert, daß ich die Tür der Suite, die Stacy und ich uns teilten, mit mehr Gewalt als notwendig aufriß. Das Vorderzimmer der Suite war in Unordnung.
Kleidungsstücke waren über Möbel geworfen, drei oder vier Flaschen lagen herum. Die Schlafzimmertür stand offen, und ich konnte mich nicht bremsen, hineinzusehen. Stacy setzte sich im Bett auf und sah mich an. Neben ihm bewegte sich eine Frau. Ich drehte mich um, ging hinaus und lief noch einmal eine Stunde lang durch die Straßen. Als ich zurückkam, begegnete mir die Frau – oder eine Person, die ihr täuschend ähnlich sah – im Foyer. Sie erkannte mich nicht wieder, blickte nicht einmal in meine Richtung. Sie hatte ein sanftes Gesicht und einen fülligen, vollbusigen Körper. Obwohl sie ein ganz anderer Typ war, erinnerte sie mich an Mary, die Prostituierte, die mich vor so langer Zeit in Hough verraten hatte.
Wahrscheinlich lag die Ähnlichkeit mehr im Beruf und im Status als in Äußerlichkeiten.
Stacy räumte im Vorderzimmer auf, als ich die Suite wieder betrat. Er hatte sich angezogen. Seine Farbe für diesen Tag war Braun, und es war ein Schneideranzug.
»Ich bin nicht aufgebracht oder ärgerlich oder …« begann ich.
»Habe nichts dergleichen gesagt.«
»Ich wäre nicht so hereingeplatzt, wenn ich gewußt …«
»Richtig. Ich wieder habe geglaubt, du seist für den Nachmittag verabredet.«
»War ich auch. Es ist etwas passiert. Ich bin einfach weggegangen. Ich habe heute June Albright gesehen.«
»Du siehst sie für gewöhnlich, wenn du Blounte in seinem Büro aufsuchst.«
»Ja. Ich weiß nicht, warum ich das gesagt habe. Doch, ich weiß es. Ich wollte sehen, ob du darauf irgendwie reagierst, obwohl ich nicht begreife, wie ich etwas in der Art von dir erwarten
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