Alicia II
konnte.«
»Das wird es gewesen sein.«
»Hast du June je mit hierher gebracht, wenn ich fort war?«
»Nein.«
»Wunderst du dich nicht, woher ich das von euch weiß?«
»Nein.«
»Stört es dich nicht, daß eins deiner Geheimnisse entdeckt worden ist?«
»Nein.«
»Natürlich nicht. Warst du oft mit ihr zusammen?«
»Ziemlich oft.«
»Ich hoffe, du behandelst sie gut. Tust du das?«
Er zögerte ein wenig, bevor er antwortete.
»Kann ich nicht beurteilen. Glaube schon.«
»Das will ich hoffen. Sie ist nicht so eine wie die Hure, die gerade weggegangen ist. Sie ist – ich meine, du kannst sie nicht behandeln, als ob …«
Ich suchte nach Worten, weil mir plötzlich auffiel, daß ich wie ein Spießer redete. Ich führte mich in Verteidigung Junes wie ein aufgebrachter Liebhaber auf.
»Hast du nicht gesagt, du seist nicht ärgerlich?« fragte Stacy.
»Bin ich aber doch.«
»Tut mir leid.«
»Ich weiß nicht einmal, über was ich mich ärgere. Diese Unordnung im Zimmer, diese Frau, die eine Kurzlebige ist, das habe ich ihr auf den ersten Blick angesehen. Sie ist …«
»Mach dir ihretwegen keine Gedanken. Ihr geht es um ihren Vorteil.«
»Ich weiß nicht. Heute ist irgend etwas schiefgegangen. Schon bevor ich nach Hause kam. Schon bevor ich zu Ben ins Büro ging. Es war eine Kleinigkeit, aber sie hat sich zu etwas Großem ausgewachsen.«
Stacy goß mir ein Glas voll und reichte es mir. Die Geste erinnerte mich an unsere gemeinsame Zeit auf Coolidge, wo er mir oft Dinge zugereicht hatte, bevor ich selbst wußte, daß ich sie brauchte.
14
»Du hättest zum Nachtisch bleiben sollen, Voss, Apfelkuchen, einfach köstlich, und so künstlich, daß keine einzige Kalorie darin war.«
»Hallo, Alicia.«
»Hmmm, war das eine überschäumende Begrüßung. Hallo, Alicia. Kriech in ein Loch, Alicia. Hör mal, ich warte nicht für jeden an Straßenecken. Ich hätte von einem dieser Wahnsinnskommandos umgebracht werden können.«
»Tut mir leid, Alicia.«
»Toll! Tut mir leid, Alicia. Explodiere, Alicia. Warum bist du uns weggelaufen?«
»Komisch, daß du das fragst, wo du mir so oft weggelaufen bist.«
»Es ist in Ordnung, wenn ich es tue. Aber du bringst die Leute aus der Fassung.«
»Du nicht, nehme ich an.«
»Ich glaube wirklich, das tue ich nicht.«
»Du bringst mich aus der Fassung.«
»Ja, aber du verzeihst es mir immer.«
»Vielleicht auch nicht.«
»Dann läßt du es eben bleiben. Ich schließe ständig Kompromisse. Diese Gewohnheit stammt aus meiner Arbeit. Aber Ben hat sich wirklich darüber aufgeregt, daß du so formlos verschwunden bist.«
»Woher weißt du das?«
»Ich habe ihn gefragt.«
»Und er hat dir geantwortet, er habe sich aufgeregt.«
»Das eigentlich nicht. Er sagte, das sei ganz in Ordnung. Ich sagte ihm, er solle den Mund halten, natürlich rege er sich darüber auf. Ich sagte, das könne jeder sehen. Ich wandte mich an diese Frau – wie heißt sie doch gleich, du weißt schon, Stacys Mädchen …«
»June Albright.«
»Richtig. Richtig, Albright. Ich wandte mich an Richtig June Albright, die sich selbst sehr darüber aufzuregen schien. Liebt sie dich auch? Beantworte mir das später – jedenfalls, ich fragte sie, ob sie nicht sehe, daß Ben sich aufrege, und sie antwortete, sie könne beim besten Willen nicht sagen, ob Ben sich aufrege oder nicht. Dann sprach ich von neuem zu Ben und sagte – du verstehst? Also. Aber er hat sich ganz bestimmt aufgeregt, und ich habe so eine Ahnung, nicht allein deswegen, weil sein alter Kumpel Vossilyev sich unhöflich verdrückt hatte.«
»Ich wollte nicht unhöflich sein.«
»Natürlich wolltest du es; warum hättest du es sonst getan? Vergiß nicht, ich bin die Expertin auf diesem Gebiet. Liebt sie dich, diese Richtig June Albright?«
»Du hast sie mit Stacy gesehen.«
»Stacy dient ihr
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