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Alicia II

Alicia II

Titel: Alicia II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Thurston
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Nach­bar­ge­bäu­de auch nur einen Krat­zer da­von­tru­gen. Der Wa­gen mit Ro­sa­lie und ih­rem Über­wäl­ti­ger blieb in der Nä­he ste­hen, of­fen­bar, da­mit sie der Ver­nich­tung ih­rer Kir­che zu­se­hen konn­te. Als das Ge­bäu­de fast dem Erd­bo­den gleich­ge­macht war, star­te­te der Wa­gen und fuhr an mir vor­bei zu der ent­ge­gen­ge­setz­ten Ecke. Ro­sa­lie blick­te un­be­irrt ge­ra­de­aus. Ich ha­be sie nie wie­der­ge­se­hen, ob­wohl ich ein­mal glaub­te, ihr er­neu­er­tes und et­was äl­ter ge­wor­de­nes zwei­tes Ich von fern auf ei­ner Stra­ße der Stadt er­blickt zu ha­ben.



 
Vierter Teil
 
1
     
    Als ich aus dem St. Ethel-Camp nach New York zu­rück­kehr­te, fand ich die Stadt ab­sto­ßen­der als je zu­vor. In den Rei­hen der Wet­ter­kon­troll-Leu­te war ir­gend et­was schief­ge­lau­fen, ein Streik in ih­rer Mit­te oder ein großes Ver­sa­gen in der Über­wa­chung, wie es von Zeit zu Zeit vor­kommt.
    In­fol­ge­des­sen hat­te sich ei­ne un­vor­her­ge­se­he­ne Glo­cke aus Hit­ze und Feuch­tig­keit auf die Stadt nie­der­ge­senkt. Stra­ßen und Geh­stei­ge auf al­len Ebe­nen wa­ren mit Men­schen über­füllt, die aus­sa­hen, als brauch­ten sie nur ei­ne ge­ring­fü­gi­ge Pro­vo­ka­ti­on, um sich ge­gen­sei­tig um­zu­brin­gen.
    Jetzt erst fiel mir auf, daß Tei­le der Stadt ein­deu­ti­ge Zei­chen des Ver­falls tru­gen. Hier blät­ter­te ei­ne Fassa­de ab, dort ent­stand ein Riß. Ich dach­te dar­an, was ich in den al­ten Zei­ten über die Stadt ge­hört hat­te, als sie ei­ner der schlimms­ten Hor­te der Über­völ­ke­rung ge­we­sen war. Spä­ter war sie ent­spre­chend den fort­schritt­li­che­ren städ­te­bau­li­chen Theo­ri­en, die die Volks­mas­sen neu grup­pier­ten und um­sie­del­ten, um­ge­baut und re­no­viert wor­den. Nun frag­te ich mich, ob die Ge­schich­te sich wie­der­ho­le. Je­den­falls wa­ren zu vie­le Men­schen vor­han­den.
    In un­se­rer Ho­tel-Sui­te stell­te ich fest, daß Sta­cy sie nicht be­wohn­te. Er hat­te ei­ne kur­ze Nach­richt hin­ter­las­sen, er ha­be sich an einen an­de­ren Ort be­ge­ben – es ließ sich schlie­ßen, daß das au­ßer­halb der Stadt war – und er wis­se nicht, wann er zu­rück­kom­me. Bei Sta­cy wuß­te man so et­was nie. Er moch­te bald auf­tau­chen, er moch­te jah­re­lang weg­blei­ben. Sta­cy wür­de kom­men, wenn er Lust da­zu hat­te, und da­mit hat­te es sich.
    Aber es be­un­ru­hig­te mich, daß ich in den Zim­mern der Sui­te über­haupt kei­ne Spu­ren mehr von ihm fand.
    Ich ver­such­te, mich mit Ben in Ver­bin­dung zu set­zen, doch auch er hat­te die Stadt ver­las­sen. Laut Ju­ne im Auf­trag der Re­gie­rung.
    Aus Lan­ge­wei­le ging ich spa­zie­ren, aber ich kam nicht weit.
    Ei­ne Men­schen­mas­se hat­te sich ei­ni­ge Stra­ßen vom Ho­tel ent­fernt ver­sam­melt. Es war kein Durch­kom­men. Ich frag­te ei­ne Frau am Rand der Men­ge, was ge­sche­hen sei. Nach dem, was sie mir be­rich­te­te, hat­te ei­ne sehr große At­ten­tä­ter-Grup­pe einen Über­fall ge­macht. Drei oder vier Kom­man­dos hat­ten sich zu­sam­men­ge­schlos­sen und ei­ne Rei­he von Leu­ten auf der Stra­ße nie­der­ge­knallt. Die meis­ten To­ten wa­ren of­fen­bar in der drit­ten oder vier­ten Le­bens­span­ne und auf dem Heim­weg von ei­nem Tref­fen ge­we­sen. Es wa­ren nicht ge­nug Kran­ken­wa­gen ein­ge­trof­fen, um die Lei­chen weg­zu­brin­gen, und mit ei­ni­ger Wahr­schein­lich­keit wür­den ein paar der nicht be­schä­dig­ten To­ten kei­ne vier­te oder fünf­te Le­bens­span­ne mehr be­kom­men.
    Ich rech­ne­te da­mit, daß Ali­cia je­der­zeit auf­tau­chen kön­ne, wie sie es frü­her so oft ge­tan hat­te. In den nächs­ten Ta­gen hielt ich stän­dig nach ihr Aus­schau, be­son­ders wenn die Luft sich selt­sam an­fühl­te, aber sie zeig­te sich nicht. Ich un­ter­nahm lan­ge Spa­zier­gän­ge in der Hoff­nung, sie wer­de mir über den Weg lau­fen, und ver­such­te ein paar­mal oh­ne Er­folg, sie auf­zu­spü­ren. Bei ei­nem An­ruf in ih­rer Agen­tur teil­te mir ein Mann mit an­ge­neh­mer Stim­me mit, sie wüß­ten nie, wo Ali­cia ste­cke, aber in der ver­gan­ge­nen Wo­che sei sie

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