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Alicia II

Alicia II

Titel: Alicia II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Thurston
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fin­den konn­te, ihn an ei­ne Pflan­ze zu ver­schwen­den.
    »Ein zwei­ter Toast, weil mir das für den ers­ten zu spät ein­ge­fal­len ist.« Pi­er­re hob von neu­em das Glas. »Las­sen Sie die Flüs­sig­keit dies­mal län­ger um Ih­re Zun­ge rol­len. Der Toast: Ich hof­fe auf­rich­tig, daß Sie ei­ne drit­te Le­bens­span­ne be­kom­men und daß sie ge­füllt sein wird mit Sinn oder Lu­xus, was Sie nun vor­zie­hen.«
    Ich nick­te dan­kend und nahm noch einen Schluck, wo­bei ich sei­ne An­wei­sung be­folg­te. Der Duft des Cour­voi­sier drang sanft in die Na­sen­we­ge vor, und ich spür­te, daß ich von den Dämp­fen einen Schwips be­kam.
    »Sie ha­ben al­so auch Zwei­fel, was mei­ne drit­te Le­bens­span­ne be­trifft«, sag­te ich.
    »Was die ei­nes je­den Qua­li­fi­zier­ten be­trifft. Oder viel­leicht soll­te ich sa­gen, mit Aus­nah­me je­ner in den hö­he­ren Rän­gen der Pri­vi­le­gi­en, des Reich­tums und der Macht. Und/oder soll­te ich sa­gen. Ich wer­de es Ih­nen er­klä­ren.«
    »Bit­te.«
    »Zu­nächst ein­mal wer­den un­se­re Chan­cen ein we­nig ge­min­dert, weil es im­mer die Mög­lich­keit ei­nes Un­falls gibt, bei dem das Op­fer von den Ret­tungs­mann­schaf­ten der Er­neue­rungs­kam­mer nicht recht­zei­tig ge­bor­gen wer­den kann – der stän­di­ge Alp­traum der Er­neu­er­ten, wie das manch­mal ge­nannt wird. Nicht je­dem von uns wird das Glück zu­teil, im Bett zu ster­ben, wie es mir in bei­den Le­bens­span­nen ge­lun­gen ist. Ich hat­te im­mer einen an­stän­di­gen Tod, Blu­men am Bett, der Ver­wand­te, dem ich die Qual des War­tens auf mei­ne Ver­zei­hung am meis­ten wünsch­te, da­ne­ben. Oh, ich kann sa­gen, daß der Tod für mich im­mer ein er­freu­li­ches Er­leb­nis ge­we­sen ist.«
    »Ich glau­be, Sie kom­men ein biß­chen vom The­ma ab.«
    »Das tue ich im­mer. Da­mit müs­sen Sie sich ab­fin­den. Al­les, was ins Reich der Kunst ge­hört, kommt, wie Sie sa­gen, ein biß­chen vom The­ma ab. Aber was die Vor­zei­chen be­trifft: Zu den üb­li­chen Un­fäl­len und an­de­ren For­men des Ab­le­bens, die aus ir­gend­ei­nem Grund ei­ne er­folg­rei­che Er­neue­rung ver­hin­dern, kom­men jetzt noch die To­des­fäl­le, die durch den ge­gen­wär­ti­gen so­zia­len Auf­ruhr her­vor­ge­ru­fen wer­den.«
    »Die Kil­ler-Teams der Aus­ge­mus­ter­ten.«
    »Ge­nau. Ihr Ei­fer wächst, und ih­re Er­folgs­ra­te scheint pro­por­tio­nal da­mit zu stei­gen. Und nicht nur das. Ih­re At­ten­ta­te wer­den mehr und mehr ge­plant und be­stra­fen be­stimm­te In­di­vi­du­en un­ter uns für Sün­den, die viel­leicht nur den Kil­lern oder den Pla­nern be­kannt sind. Ich er­tap­pe mich in letz­ter Zeit oft da­bei, wie ich über mei­ne Schul­ter bli­cke.«
    »Sie mei­nen, Sie könn­ten auf der Lis­te der Kil­ler ste­hen?«
    »Mög­lich ist es. Ich re­de zu­viel und mag an falscher Stel­le ei­ner un­er­wünsch­ten Mei­nung Aus­druck ver­lie­hen ha­ben. Ich bin auch un­acht­sam. Sie ha­ben mir nicht wi­der­spro­chen, als ich sag­te, ich re­de­te zu­viel.«
    »Ich zie­he es vor, zu dem Ur­teil an­de­rer Leu­te über sich selbst kei­nen Kom­men­tar ab­zu­ge­ben.«
    »Ihr Punkt, lie­ber Jun­ge. Ich se­he, Sie sind un­ge­dul­dig, und be­ei­le mich, zum Haupt­the­ma zu­rück­zu­keh­ren. Wie Sie wis­sen, sind Kör­per sehr knapp. Wenn Sie oder ich heu­te vom Schick­sal er­eilt und so­fort in die Er­neue­rungs­kam­mer ge­bracht wer­den, über­trägt man die­se ge­heim­nis­vol­len Ma­te­rie­stück­chen, die man un­se­rem Ge­hirn ent­nimmt und so ge­schmack­los See­len nennt, in Kon­ser­vie­rungs­be­häl­ter. In ei­nem der La­ger­räu­me ma­chen sie so­dann die Pe­ri­ode der Dun­kel­heit durch, was ein we­nig ele­gan­ter Aus­druck ist. Und die­se Pe­ri­ode der Dun­kel­heit wird noch län­ger dau­ern, als wir jetzt arg­wöh­nen. Es könn­ten Jahr­hun­der­te bis zur Wie­der­er­we­ckung ver­ge­hen.«
    »Das über­rascht mich nicht.«
    »Aber Sie ha­ben nicht gründ­lich dar­über nach­ge­dacht, da bin ich si­cher. Sie neh­men die Din­ge, wie sie kom­men, und die Zeit jagt Ih­nen nicht sol­che Furcht ein wie uns üb­ri­gen.«
    »Mag sein.«
    »Nun, viel­leicht

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