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Alicia II

Alicia II

Titel: Alicia II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Thurston
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mich ent­schlos­sen, die drit­te in Mu­ße zu ver­brin­gen. Da es mei­ne letz­te sein kann, möch­te ich al­les ge­nie­ßen, was ich mir im­mer ge­wünscht und des­sen ich mich selbst be­raubt ha­be.«
    »Sie wol­len sich aus dem Pro­gramm strei­chen las­sen?« er­kun­dig­te ich mich. Strei­chung aus dem Pro­gramm war wie »Selbst­mord« ei­ne Um­schrei­bung, daß ein Er­neu­er­ter oder Na­tür­li­cher Ver­zicht auf ei­ne wei­te­re Le­bens­span­ne leis­te­te.
    »O nein, so ist es nicht!« pro­tes­tier­te Pi­er­re. »Ich wün­sche mir so vie­le Le­bens­span­nen, wie ich be­kom­men kann. Ich ge­hö­re nicht zu die­sen Schwäch­lin­gen, die Skru­pel ha­ben, den Kör­per ei­nes an­de­ren in Be­sitz zu neh­men. O nein, o nein. Ich rech­ne nur des­we­gen nicht mit ei­ner neu­en Chan­ce, weil die Vor­zei­chen un­güns­tig sind.«
    »Die Vor­zei­chen?«
    »In den zwei­ein­halb Jahr­hun­der­ten, die ich auf die­ser al­ten Er­de ver­bracht ha­be, hat sich mein Ge­spür für Ge­schich­te gut ent­wi­ckelt. Es sagt mir, daß Kräf­te, die sich mei­ner Kon­trol­le ent­zie­hen, sich auf Kol­li­si­ons­kurs be­fin­den, und der letzt­end­li­che ex­plo­si­ve Zu­sam­men­stoß wird nicht nur mei­ne Chan­cen auf ei­ne neue Le­bens­span­ne, son­dern auch die vie­ler an­de­rer be­trächt­lich min­dern. Zap­peln Sie nicht her­um, Os­wald, Sie wis­sen, was ich um die­se Ta­ges­zeit ver­lan­ge, und brin­gen Sie auch ein Glas für mei­nen neu­en Freund hier.«
    Die­se letz­te Be­mer­kung war an einen Kell­ner ge­rich­tet, der einen ziem­lich auf­ge­reg­ten Ein­druck mach­te. Als er sich von uns ent­fern­te, war ihm deut­lich an­zu­mer­ken, daß er et­was sehr Sub­ver­si­ves be­züg­lich der Welt des Dienst­leis­tungs­ge­wer­bes dach­te. Ich ver­stand sei­ne Stim­mung. Ins­ge­heim faß­te ich den Ent­schluß, wenn mir Pi­er­res »Üb­li­ches« nicht schme­cken soll­te, es in den­sel­ben Blu­men­topf zu gie­ßen, den er für mei­nen Es­pres­so be­nutzt hat­te.
    »Ich bin Vos­si­lyev Ge­ragh­ty«, stell­te ich mich vor.
    »Ich weiß, wer Sie sind. Vor ein paar Wo­chen ist über Ih­re Raum­rei­sen aus­führ­lich be­rich­tet wor­den. Da­mals woll­te ich Sie auf­su­chen, aber ir­gend­ein un­höf­li­cher jun­ger Mann sag­te mir, Sie sei­en nicht zu spre­chen.«
    »Das muß Sta­cy ge­we­sen sein.«
    »Wer muß Sta­cy ge­we­sen sein?«
    »Der un­höf­li­che jun­ge Mann. Wie Sie ihn nann­ten.«
    »Ich hof­fe, Sie wer­den ihn nie­mals zu ei­ner Ver­ab­re­dung mit mir mit­brin­gen.«
    »Was macht Sie so si­cher, daß ich mich über­haupt mit Ih­nen ver­ab­re­den wer­de?«
    »Über­zeu­gung, lie­ber Jun­ge. Ich über­zeu­ge mich im­mer selbst, daß ge­sche­hen wird, was ich ha­ben möch­te. Und für ge­wöhn­lich ge­schieht es.«
    Ich war ver­sucht zu sa­gen, die Wahr­schein­lich­keit ist ge­ring, aber ich ent­schloß mich, mein Ur­teil noch zu­rück­zu­hal­ten.
    »Ich ver­ste­he nicht ganz, wie Ihr Ge­spür Sie in­for­mie­ren kann, daß Sie ei­ner wei­te­ren Le­bens­span­ne be­raubt wer­den sol­len.«
    »Das er­klä­re ich Ih­nen ge­le­gent­lich. Ge­nie­ßen wir erst ein­mal un­ser Zu­sam­men­sein. Ich gie­ße selbst ein, Os­wald.«
    Der Kell­ner hat­te uns zu­sam­men mit zwei ziem­lich großen Schwen­kern ei­ne Fla­sche Cour­voi­sier ge­bracht. Ma­dling öff­ne­te die Fla­sche und goß mit au­ßer­or­dent­li­cher Sorg­falt ein.
    Da­bei sprach er wei­ter: »Aus mei­nem pri­va­ten Vor­rat, von dem ich einen Teil in die un­si­che­ren Hän­de die­ses Ca­fes le­gen muß­te, weil ich kei­nen ei­ge­nen La­ger­raum be­sit­ze. Es ist ein an­ge­neh­mer Bran­dy, nicht so gut wie man­che an­de­ren, die in un­se­rer Zeit un­glück­li­cher­wei­se nicht­exis­tent ge­wor­den sind, aber ein gu­tes Bei­spiel der Kunst sei­ner Zeit. Na denn Prost, lie­ber Jun­ge, ob­wohl ich einen Toast bei Bran­dy im­mer über­flüs­sig ge­fun­den ha­be.«
    Er stimm­te sei­nen Schluck zeit­lich auf mei­nen ab und sah mich über den Rand sei­nes Schwen­kers mit sei­nen wäs­se­ri­gen Schwein­sau­gen an. Ich muß­te mir ein­ge­ste­hen, daß der Cour­voi­sier gut war und daß ich kei­nen Grund

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