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Alicia II

Alicia II

Titel: Alicia II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Thurston
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Mög­lich­keit ge­ben, wie ich Ali­cia ha­ben konn­te, oh­ne in ei­ne Si­tua­ti­on zu ge­ra­ten, die ich in kör­per­li­cher und ge­sell­schaft­li­cher Be­zie­hung ab­surd fand und nicht wünsch­te. Einen Au­gen­blick lang hät­te ich am liebs­ten al­les ver­nich­tet – die­sen ver­ächt­li­chen Mann mir ge­gen­über, die­se Stadt, mich selbst.
    Nichts von mei­nen Ge­dan­ken zeig­te sich auf mei­nem Ge­sicht. Ich nahm die Neu­ig­keit mit ei­ner Ru­he auf, die of­fen­bar so­gar Pi­er­re Ma­dling über­rasch­te.
    »Sie möch­ten nichts da­zu be­mer­ken?« frag­te er.
    »Das möch­te ich nicht.«
    »Ah, Sie sind noch zu jung. Wenn Sie äl­ter wer­den, ma­chen auch Sie sich Sor­gen über Ih­re nächs­te Le­bens­span­ne, das ga­ran­tie­re ich Ih­nen.«
    »Sie mö­gen recht ha­ben, Pi­er­re.«
    »Ich ha­be ei­ne Ver­ab­re­dung und muß bald ge­hen«, sag­te er. »Viel­leicht wür­den Sie mich gern be­glei­ten. Ich las­se mir ei­ne Kol­lek­ti­on von Skulp­tu­ren des spä­ten 20. Jahr­hun­derts zei­gen. Recht hübsch, küh­ne Kon­struk­tio­nen aus den un­wahr­schein­lichs­ten Ma­te­ria­li­en.«
    »Ich möch­te lie­ber nicht mit­kom­men, aber ich dan­ke Ih­nen.«
    »Ich ver­ste­he. Für Skulp­tu­ren ist es kei­ne be­son­ders be­deu­ten­de Pe­ri­ode, sie er­man­gelt et­was der In­spi­ra­ti­on. Trotz­dem spricht mich ih­re Kraft an, und ich fin­de dar­in ei­ne ge­wis­se sen­ten­zi­öse Schön­heit. Dann wer­den Sie eben heu­te abend mit mir di­nie­ren. Ich be­ste­he dar­auf.«
    »Wirk­lich, Pi­er­re, ich weiß nicht, ob …«
    »Sie kön­nen ge­gen mei­ne Über­zeu­gung nicht an­strei­ten, Voss. Ich wer­de Ih­nen ei­ne ganz be­son­de­re Mahl­zeit vor­set­zen, das ver­spre­che ich. Tref­fen wir uns hier um, sa­gen wir, sie­ben. Ich ver­lan­ge es. Bis dann.«
    Er war ge­gan­gen und wa­ckel­te die Stra­ße hin­un­ter, be­vor ich ihm auf Wie­der­se­hen hat­te sa­gen kön­nen. Ich blieb noch ei­ne Wei­le in dem Ca­fe und frag­te mich, wie ein so of­fen­sicht­lich bla­sier­tes In­di­vi­du­um mich in ei­ne so mut­lo­se Stim­mung hat­te brin­gen kön­nen. Glück­li­cher­wei­se hat­te er den Bran­dy zu­rück­ge­las­sen, und ich fand ei­ni­ges Ver­gnü­gen dar­an, mir die Hälf­te des noch üb­ri­gen Vor­rats ein­zu­ver­lei­ben.
     

 
3
     
    Ich stand von mei­nem Stuhl auf, und mir wur­de schwin­de­lig.
    Als ich auf die Stra­ße hin­austrat, ent­schloß ich mich, einen lan­gen Spa­zier­gang zu ma­chen, um wie­der einen kla­ren Kopf zu be­kom­men.
    Die Men­schen­men­gen auf den Stra­ßen rie­fen ein Ge­fühl der Klaustro­pho­bie in mir her­vor. Die Zwi­schen­räu­me, in de­nen sie mir wei­ter­zu­ge­hen er­laub­ten, wa­ren – für mich – wie win­zi­ge Käm­mer­chen, de­ren Pro­por­tio­nen sich dau­ernd än­der­ten. Mit je­dem win­zi­gen Käm­mer­chen wuchs mei­ne Klaustro­pho­bie. Ich muß­te un­be­dingt auf einen frei­en Platz ge­lan­gen. Mei­nem In­stinkt und va­gen Er­in­ne­run­gen an die Nach­bar­schaft im all­ge­mei­nen fol­gend, fand ich Sei­ten­stra­ßen, in de­nen der Strom der Mensch­heit sich all­mäh­lich zu ei­nem klei­nen Bach ver­dünn­te.
    Die Ge­gend, in der ich jetzt wei­ter­ging, war ein Ge­schäfts­zen­trum. Fahr­zeu­ge wa­ren vor Ein­gän­gen ge­parkt, und un­glück­lich aus­se­hen­de Män­ner tru­gen Kar­tons durch brei­te Tü­ren. Weg­ge­wor­fe­nes Pa­pier wur­de von den ver­stopf­ten Stra­ßen­ab­zü­gen nicht mehr ab­ge­saugt. Den Fuß­gän­gern merk­te man an, daß sie zu ei­nem be­stimm­ten Ziel un­ter­wegs wa­ren. Nir­gend­wo wa­ren Kin­der zu se­hen. Vie­le der Ge­bäu­de, die ih­re Fassa­den der Stra­ße zu­kehr­ten, wa­ren jetzt fens­ter­los. An ei­ni­gen von ih­nen hin­gen Fir­men­schil­der, die au­then­ti­sche Re­lik­te ver­gan­ge­ner Zei­ten sein muß­ten.
    »Die nächs­te Tür, Ge­ragh­ty«, sag­te ei­ne Stim­me hin­ter mir.
    Ich hat­te nicht ein­mal ge­spürt, daß mir je­mand so na­he war.
    »Was?« Ich blick­te über die Schul­ter. Der Mann, et­was grö­ßer als ich, ging ein we­nig rechts von mir. Er er­wi­der­te mei­nen Blick nicht.
    »Sie wer­den durch die nächs­te Tür

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