Alicia II
Beinhaus abgeliefert wurde.«
»Ein summarisches Verfahren.«
»Nach Triplett und Richard wurde schon lange gesucht.«
»Jetzt ist mir alles klar. Beinahe habe ich Sympathie für Tripletts Besessenheit. Andererseits habe ich ein paar neue Gründe, daß ich am Leben bleiben will.«
»Freut mich zu hören.«
»Wirklich? Freut dich das wirklich?«
»Frag nicht so dumm.«
»Es überrascht mich nur, es dich sagen zu hören. Aber was ist geschehen, nachdem Triplett vor Wut schäumend zurückkehrte?«
»Er sagte, er werde keine Mission mehr übernehmen, bis er dich erledigt habe. Sie versuchten, es ihm auszureden, aber …«
»Sie? Schon gut, ich weiß, du darfst es mir nicht sagen. Sprich weiter.«
»Noch wütender wurde er, als keiner der anderen ihm helfen wollte. Deshalb sagte ich, es sei sein gutes Recht, dich umzubringen, und ich wolle ihm helfen. Er schluckte es. Er forderte mich auf, mitzukommen.«
»Woher kannte er den Weg?«
»Keine Ahnung. Er steuerte schnurstracks hierher. Ich könnte mir vorstellen, daß er dich schon länger beobachtet hat, als du vielleicht denkst.«
»Schon möglich. Er kann auch an einem der früheren Angriffe auf uns beteiligt gewesen sein.«
»Wenn ja, dann haben wir sehr viel Glück gehabt. Er versagt nie. Oder er muß einen Verräter mitnehmen.«
»Also hast du den Schuß abgelenkt, als ich ins Zimmer kam.«
»Richtig. Fast wäre es mir nicht gelungen. Er hat einen stärkeren Arm und eine bessere Koordination, als ich geglaubt hatte, und fast hätte er noch einen guten Schuß angebracht, während ich ihm am Arm hing. Ich rufe jetzt besser an.«
»Ja, mach schon. Ich brauche Zeit zum Nachdenken.«
Er ging zum Telefonieren ins Schlafzimmer. Ich saß lange Zeit da und starrte den friedlich schlummernden Triplett an.
Stacy kam zurück, drehte einen Sessel ein wenig, damit er Triplett besser beobachten konnte, und setzte sich.
»Sie können jede Minute kommen«, verkündete er.
»Wer?«
»Kollegen von Triplett.«
»Und von dir.«
»Und von mir.«
»Haben sie sich an deinem Verrat nicht gestört?«
»Nein, sie waren damit einverstanden.«
Triplett rührte sich. Sein Körper zuckte krampfhaft, aber er wurde nicht völlig wach.
»Wie lange machst du das schon, diese Untergrund-Arbeit?«
»Man hat bald nach dem ersten Angriff auf uns Kontakt mit mir aufgenommen.«
»Wieso wußten sie genug, um Kontakt mit dir aufzunehmen?«
»Sie sind nicht schlecht informiert. Sie haben Akten, Dossiers.«
»Einige davon gestohlen.«
»Einige davon. Sie haben aber auch einen eigenen Nachrichtendienst. Er ist sehr tüchtig.«
»Trotzdem, sie wußten, daß du für ihre Vorschläge empfänglich sein würdest, als sie dich ansprachen. Woher?«
»Irgendwer hat gut geraten. Natürliche, die gleichzeitig Ausgemusterte sind, stellen in dieser Gesellschaft Anomalien dar, eine Sorte, die nicht hineinpaßt. Wir leben die uns zustehende Zeitspanne zu Ende, aber wir haben uns nicht für die Erneuerung qualifiziert. Anomalien und Raritäten, das sind wir.«
»Dann machte deine Kategorie dich zu einem geeigneten Kandidaten?«
»Zu einem ausgezeichneten. Natürliche neigen dazu, sich schuldig zu fühlen, weil wir uns vor dem uns bestimmten Schicksal gedrückt und uns von unsern Leuten abgewandt haben.«
»Dann konnten sie mit gutem Grund annehmen, du seist reif, ein Revolutionär zu werden?«
»So ungefähr.«
»Und du rennst sofort los und setzt dich mit voller Kraft für sie ein.«
»Blödsinn«, sagte eine tiefe Stimme, von der ich im ersten Augenblick nicht glaubte, daß sie Triplett gehörte. Wir beobachteten, wie er langsam die Augen öffnete. Seine Augen waren dunkel und glühend, voll von Haß. Obwohl Triplett einen starken Körper mit eindrucksvollen
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