Alicia II
seine langläufige Handwaffe und richtete sie auf meinen Kopf. Ich sprang zur Seite und stieß mit der Schulter gegen die Tür. Während ich zurückprallte und mich duckte, überlegte ich, ob ich körperlich noch imstande sei, den Hechtsprung über die Couch zu vollführen, den ich im Sinn hatte. Ich setzte dazu an, und da ging der Schuß über meinen Kopf weg. Das störte meine Koordination, und ich flog etwas mehr zur Seite als nach vorn.
Ich rechnete damit, daß dieser Fehler tödlich sein, daß mich die nächste Kugel in dem Augenblick, wo ich das Gleichgewicht wiederfand, durchbohren würde. Als ich jedoch benommen und schwindelig hochblickte, sah ich, daß Triplett nicht mehr auf mich zielte. Er rang mit jemand anders. Da beide sich außerhalb des Lichtscheins der Lampe befanden, konnte ich nicht erkennen, wer wer war oder was sich genau abspielte. Ich entwirrte meine Glieder aus der schmerzhaften Lage, die sie beim Fall eingenommen hatten, und bewegte mich auf die Kämpfenden zu. Ich hatte mir den Knöchel verletzt, und als ich ihn zu stark belastete, fiel ich. Gleich sprang ich, den Knöchel schonend, wieder auf und sah, daß die beiden Gegner sich auf dem Boden wälzten. Ein Tisch kippte um. Eine nicht brennende Lampe rutschte über die Platte und vollführte einen viel eleganteren und koordinierteren Hechtsprung vorwärts als ich eben. Ein Fuß stieß aus dem Gewirr heraus und gegen die brennende Lampe, die ein kurzes Stück über den Fußboden rollte und eine flackernde, schwankende Illumination erzeugte.
Immer noch konnte ich nicht sagen, bei welchem der Kämpfenden es sich um Triplett handelte, so daß es mir unmöglich war, mich mit in die Schlacht zu stürzen. In einem enger werdenden Kreis kam ich näher.
»Geh aus dem Licht!« brüllte eine Stimme. Das ist Stacys Stimme, sagte ich zu mir selbst. Verdammt, das ist Stacys Stimme, er ist mein Retter. Natürlich. Er lag jetzt auf Triplett, und der Hieb, den er gegen Tripletts Hals führte, hätte diesen sehr wohl töten können.
»Nicht, Stacy, bring ihn nicht um!«
Stacys Hand traf, und ich sah, daß er den Schlag genau berechnet hatte. Tripletts Körper wurde schlaff, aber es war klar, daß er nicht tot war. Stacy stand auf, zufrieden, daß er Triplett außer Gefecht gesetzt hatte. Er bewegte sich mit unnötiger Vorsicht, jedenfalls kam es mir so vor, als erwarte er, sein Opfer könne in jedem Augenblick wieder zu sich kommen.
»Ich wollte ihn töten«, erklärte Stacy. »Und konnte es nicht. Meine Schwäche, nehme ich an.«
»Jemanden nicht zu töten ist eine Schwäche?«
»Vielleicht. Bei Triplett.«
»Er ist ein Hurensohn, aber ein mutiger Mann.«
»Er wollte dich töten.«
»Ich habe die Pistole gesehen.«
»Sie war auf deinen Kopf gerichtet. Er wollte deinen endgültigen Tod.«
»Nun, das ist sein üblicher Stil.«
»Dann verzeihe es ihm.«
»Was ist los, Stacy?«
»Nichts.«
»Du hast mir wieder einmal das Leben gerettet.«
»Alle deine akrobatischen Darbietungen haben gewiß nichts dazu beigetragen.«
»Also, danke.«
»Mach dir keine Umstände.«
Ich setzte mich und wartete darauf, daß der Schmerz in meinem Knöchel nachließ. Stacy entnahm einer Schublade einen Strick und begann, Triplett die Hände hinter dem Rücken zu fesseln.
»Vielleicht sollten wir ihn von hier wegschaffen?« meinte ich.
»Das werden wir.«
»Hast du einen Vorschlag?«
»Ich werde jemanden rufen.«
»Nicht die Polizei.«
»Nein, die kann ich nicht ausstehen. Aber es gibt jemanden.«
»Okay, wie du willst. Ich möchte nur nicht, daß er heute noch einen zweiten Überfall auf mich macht.«
»Vielleicht muß ihn einer von uns irgendwann töten.«
»Vielleicht. Aber wenn er zu sich kommt, bevor dein Jemand hier ist, können wir es ihm vielleicht auch ausreden.«
Stacy lachte. Ein
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