Alicia II
daß wir nicht wissen, wie der Sabotage-Chirurg seine Arbeit durchgeführt hat und was er damit hat erreichen wollen. Deshalb können wir nur raten, wie wir den Schaden chirurgisch korrigieren sollen. Versuchen können wir es, doch das Risiko ist groß, und du kannst dabei sterben.«
»Nun, wenn ich sterbe, dann schickt mich gleich in die Erneuerungskammer, und dort …«
Ben sah mich an, als hätte er mich am liebsten gleich in diesem Augenblick umgebracht. Als er von neuem sprach, geschah es in einem heiseren Flüstern: »Ich werde dich in keinem Fall in ein Beinhaus schicken, nicht einmal vom Operationstisch weg.«
Beide wandten wir uns voneinander ab und suchten uns jeder einen eigenen Fleck an der Wand zum Anstarren.
»Auf jeden Fall«, sagte Ben schließlich, »muß ich über unsere Möglichkeiten noch mehr herausfinden. Wir können ein anderes Mal weiter darüber sprechen. Ich gebe dir Bescheid.«
»Ich bin bereit, das Risiko dieser Operationen einzugehen.«
»Das habe ich vorausgesetzt. Und doch wird nicht alles so einfach gehen, wie du es dir vorstellst. Ich handele nicht aus einem fehlgeleiteten medizinischen Mitgefühl heraus, ich verfolge damit einen anderen Zweck. Du wirst vielleicht etwas für mich tun müssen.«
»Was?«
»Das erzähle ich dir später, nachdem ich mit – bestimmten Leuten gesprochen habe. Mit ihnen abgestimmt habe, ob mein Plan im allgemeinen ausführbar und wünschenswert ist.«
»Wenn ich dafür operiert werde, bin ich bereit, alles zu tun.«
»So ist’s richtig, stürze dich Hals über Kopf hinein. Okay, es wird nicht leicht sein, Kumpel. Wenn du hörst, was ich von dir verlange, wirst du vielleicht gar nicht begeistert sein. Wir werden sehen. Und denke daran, ich kann dir die Operation noch nicht versprechen. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob ich sie ausführen kann. Und unter diesen Umständen kann ich auch meinen Lieblings-Gehirnchirurgen nicht konsultieren. Das ist ein weiteres Handicap, daß die Operation geheimgehalten werden muß. Sie ist illegal.«
»Das verstehe ich nicht. Warum muß sie denn …«
»Es geht nicht anders. Stelle keine Fragen, ich erkläre es dir später. Jetzt ist die Zeit, die ich dir zugestanden habe, vorbei. Geh. Ich setze mich mit dir in Verbindung, sobald es möglich ist.«
»Ich kenne es gar nicht an dir, daß du so geheimnisvoll tust.«
»Das hängt mit meiner Aufgabe zusammen. Verschwinde.«
Hinter mir klickte das Zeitschloß. Ich verließ Bens Büro. Was sollte ich davon halten?
9
Ich versuchte, Alicia aus einer Telefonzelle anzurufen, aber sie meldete sich nicht. Ich sagte mir, sie werde sich einmal wieder ihren merkwürdigen Pflichten als Sozialarbeiterin widmen, und zermarterte mir das Gehirn nach dem Namen der Agentur.
Schließlich fiel er mir ein, und ich rief dort an. Nein, teilte mir eine angenehme Stimme mit, Alicia werde heute nicht erwartet, man habe vorerst überhaupt keinen Termin mit ihr ausgemacht, wolle aber eine Nachricht für sie in Empfang nehmen.
Lange Zeit lief ich durch die Straßen und versuchte, des Wirrwarrs in meinen Gedanken Herr zu werden. Schließlich merkte ich, daß ich zu müde war, um noch logisch zu denken.
Ich brauchte Schlaf, ein weiches Bett, mein eigenes weiches Bett. Wie die Dinge standen, konnte ich nur den Heimathafen ansteuern.
Als ich die Tür unserer Suite öffnete, war ich zu schläfrig, um vorsichtig zu sein. Deshalb dauerte es einen Augenblick, bis ich die Gestalt vor mir sah, einen weiteren Augenblick, bis mir auffiel, daß sie etwas Bekanntes an sich hatte, und noch einen Augenblick, bis ich den Mann als Gorman Triplett erkannte, den Anführer des Teams, das Pierre Madling getötet hatte. Er wollte mir keinen Besuch abstatten. Er hob
Weitere Kostenlose Bücher