Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alicia II

Alicia II

Titel: Alicia II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Thurston
Vom Netzwerk:
Mus­keln hat­te, war sein Ge­sicht von er­staun­lich fei­nem Schnitt. Sei­ne Haut war hell, und sei­ne Au­gen, in der Far­be fast schwarz, hat­ten so­gar im Haß noch ei­ne über­le­ge­ne Weis­heit. Die zar­ten Li­ni­en sei­nes Ge­sichts, die zu ei­nem spit­zen Kinn zu­lie­fen, lie­ßen ihn wie einen zu mus­ku­lö­sen Poe­ten aus­se­hen.
    »Wo ist mei­ne Pis­to­le?« er­kun­dig­te er sich bei Sta­cy.
    »Ich ha­be sie.«
    »Du gibst sie spä­ter bes­ser zu­rück, du Hu­ren­sohn. Sie ist wert­voll, ei­ne An­ti­qui­tät. Nie­mand mehr macht Pis­to­len so gut wie die al­ten Waf­fen­schmie­de.«
    »Kei­ne Ban­ge, du be­kommst sie zu­rück.«
    »Oh, ich ha­be kei­ne Ban­ge. Ich bin nur be­gie­rig dar­auf, sie wie­der in der Hand zu hal­ten.«
    Er wand­te sei­nen Kopf mir zu.
    »Ihr seid ein Paar, wie?«
    »In ge­wis­ser Wei­se.«
    »Zum Teu­fel, was meinst du mit ge­wis­ser Wei­se? In was für ei­ner Wei­se denn?«
    »Nun, wir ha­ben zu­sam­men auf frem­den Pla­ne­ten ge­ar­bei­tet, wir wa­ren ein Team …«
    »Ihr seid zwei Knall­köp­fe. Ihr schlaft mit­ein­an­der, rich­tig?«
    »Nicht rich­tig.«
    »Du willst mich wohl ver­schei­ßern.« Er blick­te wie­der zu Sta­cy hin, sag­te: »Na ja, viel­leicht tust du es nicht. Wer könn­te die­sen Ba­stard lie­ben, die­sen ver­rä­te­rischen, wet­ter­wen­di­schen Hu­ren­sohn? Nein, ich glau­be dir. Du sagst die Wahr­heit. Es liegt an mir, ich kom­me im­mer auf die­sen Ge­dan­ken, wenn ich zwei Män­ner zu­sam­men se­he. Er­fah­rung.«
    »Was meinst du?« frag­te ich.
    Plötz­lich ex­plo­dier­te er.
    »Du Ba­stard, du ver­höhnst mich! Ich ver­mis­se Ri­chard. Das weißt du, du Ba­stard. Ich wer­de dich tö­ten, du Ba­stard!«
    »Ent­schul­di­ge. Tat­säch­lich ha­be ich über dich und Ri­chard Be­scheid ge­wußt – daß ihr euch ge­liebt habt.«
    »Frü­her ein­mal. Das hat frü­her ein­mal zu­ge­trof­fen. Spä­ter nicht mehr. Wir stell­ten fest, daß wir so nicht mit­ein­an­der ar­bei­ten konn­ten. Des­halb trenn­ten wir uns, das war bes­ser für das Team. Aber, Je­sus fi­cke euch al­le, ich ver­mis­se die­sen fet­ten Hu­ren­sohn. Ich wer­de dich tö­ten. Mach dich dar­auf ge­faßt, ich er­wi­sche dich. Ich wür­de euch bei­de tö­ten, wenn sie mich lie­ßen.«
    »Lie­ßen?«
    »Sie wür­den mir den Arsch auf­rei­ßen, wenn ich dei­nen Freund hier zum Ka­da­ver mach­te. So­gar ich ha­be ge­nug Ver­stand, ihn in Ru­he zu las­sen. Aber ich wünsch­te, ich könn­te ihm sei­nen fei­gen, ver­rä­te­rischen Kopf weg­pus­ten. Ri­chard hät­te dich nicht da­von­kom­men las­sen, Sta­cy, ganz gleich, wie streng sie es ihm ver­bo­ten hät­ten. Er hät­te dich fünf­zig Stock­wer­ke hin­un­ter­ge­wor­fen, ge­nau wie die­sen blö­den Kerl heu­te. Ich se­he im­mer noch das ent­setz­te Ge­sicht die­ser Laus vor mir, als ihm auf­ging, daß er über das Ge­län­der ge­hievt wer­den wür­de. Ich wet­te, in dem Au­gen­blick hat er an­ge­fan­gen, sich in die Ho­se zu ma­chen. Ich wet­te, er hat den gan­zen Weg die fünf­zig Stock­wer­ke hin­un­ter ge­schis­sen.«
    Ab­rupt hör­te er zu spre­chen auf. Als er sich Pi­er­res Tod ins Ge­dächt­nis zu­rück­rief, war sein char­man­tes Lä­cheln zu­rück­ge­kehrt. Ich woll­te nicht, daß die­ser Mann über mei­ne ver­stüm­mel­te Lei­che lä­chel­te. Ich durf­te es nicht zu­las­sen, daß er mich er­wi­sch­te, nicht jetzt, nicht nach dem, was Ben mir über die Ope­ra­tio­nen er­zählt hat­te. Und doch konn­te ich ihn nicht tö­ten.
    An die­sem Abend sag­te er nichts mehr zu mir. Sta­cys »Je­mand« kam – tat­säch­lich wa­ren es ein Mann und ei­ne Frau, die Tri­plett be­hut­sam zwi­schen sich nah­men und ihn weg­führ­ten, wahr­schein­lich zu ei­nem war­ten­den Fahr­zeug. An der Tür gab Sta­cy ei­nem von ih­nen Tri­pletts Pis­to­le. Nach­her sah er mich an, als er­war­te er, ich wer­de ihn mit wei­te­ren Fra­gen lö­chern. Doch plötz­lich fühl­te ich mich da­zu viel zu mü­de.
    »Ich brau­che auf der Stel­le et­was Schlaf«, sag­te ich.
    »Gu­te Idee. Sie brin­gen Tri­plett an einen Ort, der in ei­ni­ger Ent­fer­nung von hier liegt. Es ist nicht an­zu­neh­men, daß er in Kür­ze hier­her

Weitere Kostenlose Bücher