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Alicia II

Alicia II

Titel: Alicia II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Thurston
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Man­che Leu­te hiel­ten es für einen teuf­li­schen Plan, die Be­völ­ke­rungs­zahl im­mer wei­ter zu er­hö­hen.
    Es sind nie ge­nug Kör­per da, sag­ten die Er­neue­rungs­spe­zia­lis­ten. Die Pe­ri­oden der Dun­kel­heit, in der die in­di­vi­du­el­len »See­len« auf ih­re neu­en Kör­per war­te­ten, wur­den län­ger und län­ger. Die Ärz­te­schaft sei dar­an schuld, be­haup­te­ten man­che. Wenn sie das Le­ben nur über das Durch­schnitts­al­ter von neun­zig hin­aus ver­län­gern könn­ten! Die Ärz­te wie­der­um mach­ten den Me­di­en zum Vor­wurf, daß sie die Mas­sen in einen Zu­stand fort­ge­schrit­te­ner se­xu­el­ler Sti­mu­la­ti­on dräng­ten, ja ge­ra­de­zu zwän­gen, nur da­mit wir mehr Ba­bys be­kämen. Die Ana­ly­ti­ker der po­li­ti­schen und so­zia­len Ver­hält­nis­se mein­ten, die Er­zeu­gung von mehr Ba­bys sei kei­ne ech­te Lö­sung. Gleich­zei­tig mit zu­sätz­li­chen Kör­pern für den Er­neue­rungs­pro­zeß wüch­sen auch zu­sätz­li­che Qua­li­fi­zier­te her­an, die schließ­lich ih­rer­seits auf die Lis­te ge­setzt wer­den müß­ten und neue Kör­per be­nö­tig­ten. Und dann wer­de von neu­em nach ei­ner hö­he­ren Ge­bur­ten­zif­fer ge­brüllt.
    Nun, dach­te ich, we­nigs­tens ist da­bei für mich ein neu­er Kör­per ab­ge­fal­len. Dann schüt­tel­te mich das Ent­set­zen über mei­nen ei­ge­nen Zy­nis­mus.
     

 
6
     
    Die Luft des Rap­zug-Bahn­hofs war dick von Ge­stank. Ich mein­te, ein­zel­ne Schich­ten wahr­zu­neh­men: er­hitz­te Kör­per, un­ge­nü­gen­de Pis­soirs, den Ab­fall der Gleich­gül­tig­keit, all den Rost und Staub, der den Rei­ni­gungs­mann­schaf­ten un­schwer ent­geht. Ich war­te­te, Ali­ci­as Hand in mei­ner. Vor uns stand ihr Va­ter, und an den üb­ri­gen drei Sei­ten wa­ren wir von an­de­ren Rei­sen­den ein­ge­keilt. Ich spür­te sie förm­lich ge­gen mei­nen Rücken, mei­ne Schul­tern, mei­ne Brust drücken. Ich hat­te ein Netz­hemd und Ho­sen aus dem so­ge­nann­ten »Kühl­schrank«-Stoff an­ge­zo­gen, der einen von der Hit­ze drau­ßen iso­lie­ren soll­te, je­doch (wie ich jetzt ent­deck­te) in­mit­ten ei­ner Men­schen­men­ge nicht funk­tio­nier­te. Ich stell­te mich auf die Ze­hen, um einen Atem­zug fri­scher Luft zu er­ha­schen, und dann setz­te ich mei­ne Fer­sen auf die Fü­ße von je­mand an­ders.
    Wir mur­mel­ten bei­de ei­ne Ent­schul­di­gung, ob­wohl es eben­so we­nig sein Feh­ler ge­we­sen war wie mei­ner, weil er von ei­ner drit­ten Per­son, viel­leicht meh­re­re Rei­hen hin­ter ihm, vor­wärts­ge­scho­ben wor­den war.
    Nicht im­stan­de, mich um­zu­dre­hen, ver­renk­te ich mir den Hals, so­weit es mir mei­ne pro­tes­tie­ren­den Nacken­mus­keln ge­stat­te­ten, und sah den rot­ge­sich­ti­gen Herrn hin­ter mir aus den Au­gen­win­keln an.
    »Wenn Sie die Fü­ße aus­ein­an­der­set­zen könn­ten«, be­gann ich, »dann wä­re es viel­leicht …«
    »He, Er­nie!« sag­te der Rot­ge­sich­ti­ge, »ich ha­be dich von hin­ten gar nicht er­kannt.«
    Er be­rühr­te mei­nen blo­ßen Arm mit schwie­li­gen Fin­ger­spit­zen.
    »Es tut mir leid, aber Sie müs­sen sich …«
    Mei­ne Ent­schul­di­gung ging un­ter in dem lan­gen Heul­ton des ein­fah­ren­den Zu­ges. Wir schaff­ten es in den Zug, ge­ra­de als das Be­setzt-Zei­chen an­ging und die Leu­te hin­ter uns vor dem Ein­stieg aus­ge­schlos­sen wur­den. Nur der rot­ge­sich­ti­ge Mann quetsch­te sich in der kur­z­en Zeit, be­vor die Schleu­sen­tür ein­ras­te­te, noch hin­durch.
    »Das war knapp, was, Er­nie?« lä­chel­te Rot­ge­sicht und zog ei­ne ge­wür­fel­te Ro­be en­ger um sich. »Aber was soll’s, zum Teu­fel, ich muß so­wie­so bald ge­hen. Man hat mir die dop­pel­te Ver­si­che­rungs­s­um­me für mei­ne Frau an­ge­bo­ten, wenn ich vor der Zeit ge­he. Aber ich ha­be ih­nen ge­sagt, was sie mit dem Geld ma­chen kön­nen. Ver­dammt, mei­ne Al­te hat ja auch nur noch zwei Jah­re vor sich. Soll es al­so an die Kin­der fal­len? Laß sie für sich selbst sor­gen, sa­ge ich im­mer. Gott­ver­dammt, eins da­von hat sich noch da­zu qua­li­fi­ziert. Sie sa­gen, dar­auf sol­le ich stolz sein, aber ich wer­de

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