Alicia II
Erneuerungskammern.«
»Dann …« begann Alicia und stockte plötzlich.
»Dann was?« fragte ich.
»Nichts«, antwortete sie. »Sprich weiter, Ben.«
Sie tauschten ein Lächeln aus, so verständnisinnig, daß ich sie beide hätte erwürgen mögen.
»Public Liaison«, sagte Ben. »Eine typische Public-Relations-Agentur, ganz gleich, wie sie sich nennt. Und dort interessiert man sich für dich.«
»Warum, in aller Welt?«
»Du vergißt ständig, daß du eine Art Berühmtheit bist. Die über dich erschienenen Artikel haben etwas Romantisches an sich. Das spricht die Leute heutzutage an, wo echte Helden selten sind und heroische Taktiken in erster Linie von Terroristen angewandt werden. Eine der Aufgaben des Public-Liaison-Büros ist es, über die Medien Berühmtheiten auf diese oder jene Weise mit den Erneuerungskammern in Verbindung zu bringen. Bei der nächsten öffentlichen Besichtigung sollst du der Stargast sein.«
»Der Stargast? Das ist ziemlich weit hergeholt, auch wenn diese Artikel …«
»Sie hatten mehr Wirkung, als du dir vorstellst. Bei den Ausgemusterten haben sie dich zur Zielscheibe gemacht, bis ich dafür gesorgt habe, daß die Sache abgeblasen …«
»Du? Du hast sie daran gehindert, mich zu …«
»Jawohl. Andernfalls hätten sie dich bestimmt getötet. Beim dritten oder beim dreizehnten Versuch, sie geben nie auf. Du hast Triplett gesehen.«
Ich nickte zustimmend.
»Okay, diese Besichtigung«, fuhr Ben fort. »Nach meinen Informationsquellen wird man sich in den nächsten Tagen mit dir in Verbindung setzen. Natürlich wirst du annehmen.«
»Ben, ich will kein Beinhaus besichtigen. Ich will nicht wissen, wie es darin zugeht, ich will mir das nicht aus der Nähe ansehen.«
»Das mag sein, aber es ist Teil unseres Pakts, daß du die Einladung annimmst.«
»Zum Teufel, warum soll ich so etwas mitmachen, das doch nur Werbung für Dinge ist, die du bekämpfst?«
Ben lachte. Es war ein kurzes, abruptes Lachen, das ebensoviel Bosheit wie Belustigung enthielt.
»Wenn alles so verläuft, wie ich es mir denke«, sagte er, »kann keine Werbung mehr ausbügeln, was dabei kaputtgeht. Und jetzt zu unserm Pakt, Voss. Du führst die Mission aus, von der ich dir bisher noch nichts gesagt habe. Ich dagegen sorge dafür, daß dein Körper repariert wird. Und vielleicht könnt ihr beiden euer Glück in der sprichwörtlich besseren Welt finden, wenn die Kettenreaktion ausgelöst wird, die ich erwarte.«
Alicia nahm ein Kissen und legte es neben Bens Sessel. Sie ließ sich darauf nieder und blickte aufgeregt zu ihm hoch .
»Jetzt wird es spannend«, meinte sie. »Nicht nur wegen deiner geheimnisvollen Andeutungen, sondern weil ich an dieser Mission teilnehmen werde, nicht wahr?«
Ben lächelte.
»Wie es sich ergeben hat, bist du durch deinen Beruf in einer günstigen Position.«
»Nun rede schon!« rief ich. »Was geht hier vor? Du Hurensohn, in der einen Minute sprichst du von meiner glücklichen Zukunft mit Alicia, wenn ich nur eine Mission ausführe, an der du dich zu berauschen scheinst – und in der nächsten Minute stelle ich fest, daß Alicia mitwirken soll. Verdammt, damit bin ich nicht einverstanden!«
Alicia fuhr zornig auf mich los.
»Versuche nur, mich auszuschließen!«
»Das werde ich!«
»Es ist notwendig, Voss«, sagte Ben. »Alicia wird in keiner merklichen Gefahr sein, sie …«
»In keiner merklichen Gefahr? Was ist denn das? Nur ein kleines bißchen Gefahr, eine oder zwei Kugeln, nichts, worüber man sich Sorgen …«
»Gottverdammt. Voss«, sagte Alicia, »hör ihm zu, ich muß dabei …«
»Nein! Wenn ich diese gottverdammte Mission übernehme, dann tue ich es für dich, nicht um …«
»Vergiß es! Deiner Meinung nach soll ich angstvoll darauf warten, daß du, der
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