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Alicia II

Alicia II

Titel: Alicia II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Thurston
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Voss. Er ließ sich in einen Ses­sel plump­sen, als sei es nicht län­ger als ein Jahr­hun­dert her, daß wir mit­ein­an­der ge­spro­chen hat­ten, und er­zähl­te mir, wie wert­voll ich für die Re­gie­rung sei. Ir­gend­wie war den amt­li­chen Stel­len mei­ne Un­ter­grund­tä­tig­keit ent­gan­gen. Mein Freund woll­te über gar nichts an­de­res mit mir re­den als über mei­ne Kennt­nis­se, mei­ne Fä­hig­kei­ten, mei­ne No­ten in den Nach­prü­fun­gen für mei­nen Be­ruf. Der Witz da­bei war, daß der Groß­teil mei­nes neu­en Wis­sens von mei­ner sub­ver­si­ven me­di­zi­ni­schen Ar­beit her­rühr­te. Mei­ne Re­bel­len­freun­de wa­ren na­tür­lich ent­zückt. Sie sa­hen dar­in ei­ne Chan­ce, für sie nütz­li­che In­for­ma­tio­nen zu er­lan­gen. In ge­wis­ser Wei­se war es ei­ne ko­mi­sche Si­tua­ti­on.«
    »Aber auch ei­ne ge­fähr­li­che, Ben«, warf ich ein.
    »Was be­deu­tet ein biß­chen Ge­fahr, wenn man sich in sei­nem drit­ten ge­fei­ten Le­ben be­fin­det?«
    »Ich hät­te gern ein biß­chen mehr Ge­fahr in mei­nem Le­ben«, sag­te Ali­cia.
    »Aber sie konn­ten dich be­reits in Ver­dacht ha­ben. Sie konn­ten dich be­ob­ach­ten …«
    »Das hät­te kei­nen großen Un­ter­schied be­deu­tet. Doch du könn­test recht ha­ben. Okay, nimm ein­mal an, je­mand hat es auf dich ab­ge­se­hen und du weißt es. Was wür­dest du tun?«
    »Ich wür­de wohl ver­su­chen fest­zu­stel­len, was den Är­ger ver­ur­sacht hat, und ihn aus der Welt schaf­fen.«
    »Ein toll­küh­nes Vor­ge­hen, ty­pisch für dich. Voss, dies ist kei­ne zweit­klas­si­ge Ty­ran­nei, kei­ne of­fe­ne Dik­ta­tur, wo man si­cher weiß, wel­che Per­so­nen aufs Korn zu neh­men sind. Wir ha­ben es mit Tau­sen­den von Men­schen zu tun, mit Tau­sen­den von Mons­ter-Bü­ro­kra­ten, die nach Macht stre­ben, nach grö­ße­ren Pri­vi­le­gi­en an­geln, die ein­strei­chen, was sie kön­nen, um in mehr un­ver­dien­tem Lu­xus zu schwel­gen. Es ist nicht so, daß man nur ein ein­zi­ges In­di­vi­du­um zu ent­fer­nen braucht, um die all­ge­mei­ne Si­tua­ti­on zu än­dern. Wir wer­den von win­zig­klei­nen Leu­ten re­giert, de­ren Haupt­ehr­geiz es ist, so hoch wie mög­lich zu stei­gen, dann er­neu­ert zu wer­den und wei­ter­zu­klet­tern und sonst noch al­ler­lei zu tun, wo­von nur der weiß, der mit­ten­drin steckt. Das sind Li­li­pu­ta­ner, die uns an­de­re, die Mas­sen mit Mil­lio­nen von win­zig­klei­nen Stri­cken an Mil­lio­nen von win­zig­klei­nen Pflö­cken nie­der­hal­ten. Sie kön­nen sich in un­se­rem Haar ver­ste­cken, uns am Bart zie­hen, un­se­re Na­sen­lö­cher er­for­schen, das macht kei­nen Un­ter­schied, wir kön­nen nicht ein­mal nach ih­nen schla­gen. Wir kön­nen nichts tun. Nichts. Hast du Schwie­rig­kei­ten mit die­sem Kon­zept? Wir könn­ten en mas­se an­grei­fen, links und rechts mit un­sern schar­fen Sä­beln um uns hau­en, Ra­ke­ten mit nu­klea­ren Spreng­köp­fen aus un­sern Ka­no­nen ab­schie­ßen, auf ih­re Lei­chen stei­gen und die nächs­te Wel­le ab­weh­ren und die nächs­te und die nächs­te. Sie ha­ben her­aus­ge­fun­den, daß Macht sehr gut in win­zi­gen Por­ti­ön­chen aus­ge­übt wer­den kann, und sie wol­len ih­re Por­ti­ön­chen be­hal­ten. Ganz gleich, was für ge­nia­le Ein­fäl­le die Re­bel­len ha­ben – ob Sa­bo­ta­ge, Mord, In­fil­tra­ti­on der Bü­ro­kra­tie, all­ge­mei­ner Ter­ror –, ganz gleich, was man ver­sucht, das Er­neu­ern geht wei­ter. Si­cher, es wird ein biß­chen be­hin­dert, die Pe­ri­oden der Dun­kel­heit wer­den län­ger, aber das ist auch al­les. Ein paar In­di­vi­du­en wer­den eli­mi­niert, wir ma­chen den Ex­zes­sen von Men­schen wie dei­nem Freund Pi­er­re ein En­de, aber wenn wir im­mer nur einen auf ein­mal tö­ten, ist das ge­ra­de so, als trä­te man auf ei­ne ein­zel­ne Wan­ze, wäh­rend die üb­ri­gen ge­müt­lich in ih­ren Rit­zen in der Wand sit­zen. Aber, Gott, ich kann mich nicht län­ger mit klei­nen Sie­gen zu­frie­den­ge­ben. Wenn nicht mehr zu er­rei­chen ist, dann möch­te ich manch­mal auf­hö­ren und nur noch nutz­lo­se Din­ge tun.«
    »Ich kann mir nicht vor­stel­len, wie du an

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