Alicia II
einem Strand faulenzt, Ben«, sagte ich.
»So? Heute gibt es nur noch Kunststrände. Was verpflichtet mich, echt zu sein?«
»Das eben war zuviel für mich«, sagte Alicia. »Dein Eis ist geschmolzen. Möchtest du neues?«
»Nein, der Drink hat jetzt eine angenehme Milde.«
»Ich vermute, es ist deine Milde und nicht die des Drinks. Ich stimme dir zu, Ben, daß alles, was getan worden ist, ziemlich nutzlos war. Aber was können wir tun?«
»Ich wünschte, ich wüßte es. Eine Sache gibt es, die den Versuch wert wäre. Ich denke seit Monaten darüber nach, und jetzt kommst du ins Spiel, Voss.«
»Du willst, daß ich etwas – etwas für eure Sache tue?«
»So kann man sagen. Ich schlage dir einen Handel vor, besser gesagt, einen Pakt. Einen Faust-Mephistopheles-Pakt. Du brauchst einen Dienst, den ich dir leisten kann, ich kann deine Fähigkeiten gebrauchen. Es ist ein Handel, bei dem ich mir nicht sicher bin, ob ich an deiner Stelle darauf eingehen würde.«
Ben verfiel in Schweigen und ließ mich über diese Erklärung nachdenken. Alicia seufzte und sagte: »Das erinnert mich an einen Ringkampf, Mensch gegen fremdes Lebewesen, den ich vor Jahren als dreidimensionalen Fernsehfilm gesehen habe. Das fremde Lebewesen schien aus Gelatine gemacht zu sein, und der Mensch hatte, wie ihr euch denken könnt, einige Schwierigkeiten, es zu packen. Und das fremde Lebewesen konnte sich nicht vorstellen, was es mit dem Menschen machen sollte. Ihr beiden führt auch so einen Ringkampf auf, ihr wechselt die Stellung und greift nach Teilen, die ihr nicht zu halten vermögt.«
»Es ist notwendig«, behauptete Ben. »Besonders wenn jemand so schlüpfrig ist wie Voss. Wie ist der Kampf ausgegangen? Ich erinnere mich noch vage daran.«
»Ich weiß es nicht. Ich denke, der Mensch hat gesiegt. Vielleicht hat er das fremde Lebewesen aufgefressen. Hat irgendwer Hunger?«
»Ich nicht. Nicht nach dieser Geschichte.«
»Voss?«
»Nein, danke, Alicia.«
»Ich bin am Verhungern. Ihr beiden könnt weitermachen. Ich höre von der Küche aus zu.«
In dem Küchenloch raschelte sie mit Packungen, aber Ben blieb still. Ich wußte nicht, was ich sagen sollte. Alicia rief: »Ich höre ja gar nichts!«
Es war an mir, das Schweigen zu brechen.
»Okay, Ben, der Pakt. Um was handelt es sich?«
Er rückte auf seinem Sessel herum. Ich hatte ihn nie so um Worte verlegen gesehen.
»Okay, der Pakt. Du bist ganz wild auf die Operation, richtig?«
»Ja.«
»Wild genug, um etwas für mich zu tun?«
»Was?«
»Eine Mission, eine, die vielleicht sogar einen Schaden anrichtet, der wirklich etwas bedeutet, etwas, wonach ich lange Ausschau gehalten habe, etwas Besseres als unsere übliche Taktik des Abknallens.«
»Was macht mich für dich so wichtig? Warum kann es keiner eurer ausgebildeten Terroristen tun?«
Er beugte sich vor und senkte die Stimme. Alicia kam aus der Küche, um zuzuhören. Sie hielt eine Schachtel Meerescracker in der Hand und knabberte an einem.
»Mein Plan«, sagte Ben, »beruht auf Umständen, von deren merkwürdigem Zusammentreffen ich durch meine Doppelfunktion als Regierungsangestellter und als Spion für die Ausgemusterten weiß. Zufällig wurde mir mitgeteilt – ich nehme an, weil ich ein Freund von dir bin –, daß die Regierung Pläne mit dir hat. Zumindest hat sie eine der Agenturen.«
»Was für eine Agentur?«
»Sie wird Public-Liaison-Büro genannt, und das ist nichts weiter als eine Unterabteilung der Public Relations. Sie gehört zur Verwaltung der Erneuerungskammern. Ihr Ziel ist es, das Konzept des Erneuerns auf allen Ebenen zu etwas Gutem und Schönem zu machen. Sie versucht, die Ausgemusterten mit dem Erneuern auszusöhnen, sie verbreitet Informationen über neue Entwicklungen in den
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