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Alicia II

Alicia II

Titel: Alicia II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Thurston
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da­her­schwim­me. Na­tür­lich war nichts zu se­hen. Das hat­te ich ge­wußt. Ich hat­te ge­wußt, daß kei­ne Spu­ren zu ent­de­cken wa­ren, aber ich muß­te da­nach su­chen. Ich woll­te mich ver­ge­wis­sern.
    Ich wand­te mich von dem Füll­stut­zen ab, ras­te die Stu­fen hin­un­ter und rann­te den Gang ent­lang, ob­wohl mir klar war, daß ich ru­hig und ge­setzt wir­ken muß­te. Ich ver­such­te, die selt­sa­men Bli­cke zu igno­rie­ren, die mir die ge­le­gent­lich vor­bei­ge­hen­den Ar­bei­ter zu­war­fen. Ich be­weg­te mich zu schnell wei­ter, als daß sie den Ge­dan­ken, was ich wohl vor­hät­te, zu En­de füh­ren konn­ten.
    An der nächs­ten Sta­ti­on war ein Tech­ni­ker be­schäf­tigt. Ich hielt mich ei­ne Wei­le vor ei­nem der ge­schwärz­ten Be­häl­ter auf, ver­such­te, hin­ein­zu­se­hen, tat so, als ge­hö­re sei­ne Kon­trol­le zu mei­nen üb­li­chen Pflich­ten. In sei­nem In­ne­ren, wuß­te ich, lag ein Ge­hirn, ein blo­ßes Ge­häu­se für die See­le oder den Geist oder das Ge­spenst, das sein Ge­fäng­nis, wenn ich die Missi­on er­folg­reich wei­ter­führ­te, nie­mals mehr ver­las­sen wür­de. Ich wünsch­te mir, die un­durch­sich­ti­ge dunkle Ober­flä­che mit mei­nen Bli­cken zu durch­drin­gen, da­mit ich we­nigs­tens mehr als ein geis­ti­ges Bild von dem hat­te, was ich ver­nich­te­te. Ich weiß nicht, wel­chen Un­ter­schied das ge­macht hät­te. Das Ge­hirn hät­te ge­nau­so aus­ge­se­hen, wie ich er­war­te­te, ge­nau­so, wie ich es vor mei­nem geis­ti­gen Au­ge sah.
    Der Tech­ni­ker ver­ließ die Sta­ti­on und ging an mir vor­bei, oh­ne mich an­zu­se­hen oder mir ei­ne Fra­ge zu stel­len. Da­für war ich dank­bar. Wenn ein an­de­rer mich an­ge­hal­ten hät­te, be­son­ders ein so net­ter Mensch wie Flo, wä­re ich viel­leicht nicht län­ger fä­hig ge­we­sen, in mei­ner Rol­le zu blei­ben.
    Viel­leicht hät­te ich sa­gen müs­sen, ich bin ein Ein­dring­ling, ich bin hier, um eu­re kost­ba­ren Schutz­be­foh­le­nen zu ver­nich­ten.
    Hin­dert mich dar­an, wenn ihr es könnt, hal­tet mich auf. So­bald der Mann fort war, rann­te ich die Stu­fen hin­auf und voll­führ­te zum zwei­ten Mal an­mu­ti­ge Hand­be­we­gun­gen über der Trich­ter­öff­nung. Wie­der schnipp­te ich mit Dau­men und Zei­ge­fin­ger, wisch­te die Hand an mei­nem La­bor­kit­tel ab und ras­te die Stu­fen hin­un­ter.
    Mei­ne Er­in­ne­run­gen dar­an, wie ich den Mi­krostaub in die Füll­stut­zen ver­teil­te, ist ver­zerrt. Ich se­he mich selbst wie einen Bal­let­tän­zer die Gän­ge ent­lang­schwe­ben, an den rich­ti­gen Punk­ten halt­ma­chen, mich auf die Ze­hen er­he­ben, mei­ne Hand schwen­ken und den Schlaf­staub, das Ge­schenk des mas­sen­mor­den­den Sand­manns, her­aus­fal­len las­sen, den Strom des Le­bens hin­un­ter­trei­ben, auf sei­ner sanf­te Wel­len schla­gen­den Ober­flä­che fort­schwim­men. Na­tür­lich be­nahm ich mich nicht so trot­tel­haft. Ob­wohl ich zu schnell ging, die Stu­fen zu has­tig nahm, er­le­dig­te ich die Ar­beit oh­ne tän­ze­ri­sche An­mut und mit sach­li­cher Tüch­tig­keit. Mein mit Ab­sor­ber-Wis­sen ge­füll­tes Ge­hirn dach­te nicht mehr, es funk­tio­nier­te bloß noch.
    Viel­mehr es funk­tio­nier­te, bis ich um ei­ne Ecke bog und den an­de­ren Schat­ten sah oder viel­leicht den glei­chen, den wir eben erst in den Be­sen­schrank ge­stopft hat­ten. Er stand in mei­nem Weg, hielt Sta­cy fest und drück­te ei­ne Waf­fe ge­gen Sta­cys Hals. Die Waf­fe kam mir als die größ­te Pis­to­le vor, die ich je ge­se­hen hat­te, mas­sig, mit ver­schwom­me­nen Um­ris­sen.
    Ich konn­te mei­ne Au­gen nicht dar­auf kon­zen­trie­ren.
    »Blei­ben Sie ste­hen, wo Sie sind«, sag­te der Mann zu mir. Ich hat­te nicht dar­an ge­dacht, ir­gend et­was an­de­res zu tun. Sein Ge­sicht hat­te den Aus­druck er­schre­cken­der Stu­pi­di­tät an­ge­nom­men.
    »Ich kann mir nicht vor­stel­len, wel­che Ge­mein­heit ihr vor­habt«, sag­te er. »Aber was es auch sein mag, dies ist das En­de da­von.«
    Im Geist rech­ne­te ich nach, wie groß der Teil mei­ner Auf­ga­be war, den ich er­le­digt hat­te. Wohl das meis­te, schätz­te ich. Wenn die

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