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Alicia II

Alicia II

Titel: Alicia II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Thurston
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hin­ken­de, nar­ben­ge­sich­ti­ge Frau in die Ar­me zu neh­men, sie an mich zu drücken und ihr zu sa­gen, nein, al­les sei nicht okay. Aber ich nick­te nur.
    »Das muß es ge­we­sen sein. Die Ge­spens­terangst.«
    »Na­tür­lich. Je­der Be­ruf hat sei­ne Alp­träu­me, und das ist un­se­rer.«
    »Mir geht es wie­der gut. Ich wer­de jetzt – äh – mit mei­ner Ar­beit wei­ter­ma­chen.«
    »Mein Na­me ist Flo. For­schung und Ent­wick­lung. Mein Bü­ro ist im nächst­hö­he­ren Stock­werk, schau­en Sie ge­le­gent­lich mal her­ein. Ich ha­be ge­nug star­ken Stoff, um die Ge­spens­terangst zu ver­scheu­chen.«
    »Stoff?«
    »Har­ten Stoff, wie er manch­mal ge­nannt wird. Bis spä­ter.«
    Sie klopf­te mei­nen Arm ein paar­mal, be­vor sie ihn end­gül­tig losließ. Als sie fort­ging, stell­te ich fest, daß sie mit ih­rem ver­kürz­ten Bein gut zu­recht­kam. Ihr Hin­ken war fast un­merk­lich. Sie trug einen kur­z­en Rock, als sei sie stolz auf bei­de Bei­ne. Das gu­te war wohl­ge­formt, das kur­ze ein biß­chen dick um den Knö­chel.
    Ich stieg die Stu­fen hin­auf. Ich sah mein Ziel, den Ein­füll­stut­zen, frü­her, als es mir lieb war. An ei­ner Stel­le der Rohr­lei­tung, die die See­len­be­häl­ter mit­ein­an­der ver­band, führ­te ein drei­e­cki­ges Stück in ein klei­nes, um­man­tel­tes Faß.
    Das Faß hat­te ei­ne trich­ter­för­mi­ge Öff­nung, aus der Pro­ben der zir­ku­lie­ren­den Flüs­sig­keit zu Prü­fungs­zwe­cken ent­nom­men wer­den konn­ten. Von Zeit zu Zeit wur­de die Zu­sam­men­set­zung der Flüs­sig­keit durch Bei­fü­gung ver­schie­de­ner Stof­fe ver­än­dert, die un­wirk­sam wer­den­de In­gre­di­en­zi­en wie­der ak­ti­vier­ten und die Nähr­stof­fe im rich­ti­gen Gleich­ge­wicht hiel­ten. Ich stand vor dem Füll­stut­zen, starr­te hin­ein und hoff­te, in der um­lau­fen­den Flüs­sig­keit ir­gend et­was Ver­nünf­ti­ges zu se­hen. Sie sah nach nichts an­de­rem aus als nach um­lau­fen­der Flüs­sig­keit; ich weiß nicht, was ich er­war­tet hat­te. Wie so vie­le mei­ner Ab­sor­ber-In­for­ma­tio­nen er­wies sich auch die­se als voll­kom­men kor­rekt.
    Ich blieb ei­ne Wei­le ste­hen, ver­such­te, amt­lich aus­zu­se­hen, und ent­fern­te wäh­rend­des­sen vor­sich­tig den ers­ten Ge­gen­stand an mei­ner Klei­dung, der den Mi­krostaub ent­hielt. Einen Knopf. Ich nahm ihn in die Fin­ger und war er­staunt, wie leicht er zer­krü­mel­te. Ich hat­te ge­dacht, ich müs­se mehr Druck aus­üben. Ich mein­te, bei den vor­be­rei­ten­den Tests mit dem Mi­kro­ni­um hät­te ich mehr Kraft an­ge­wandt. Dann spür­te ich die An­span­nung in mei­nen Fin­gern und wuß­te, warum der Knopf sich so leicht in Staub ver­wan­delt hat­te. Ich blick­te in mei­ne Hand. Da war sie, mei­ne Waf­fe. Der gan­ze Staub kleb­te an mei­nen schwei­ßi­gen Fin­gern. Ein­mal tief aus­at­men, und ich wür­de ihn weg­bla­sen. In der ge­dämpf­ten Be­leuch­tung des Ge­wöl­bes wirk­te er dun­kel­blau. Ich bog mei­ne Fin­ger ein und ver­barg den Mi­krostaub vor ei­nem zu­fäl­li­gen Blick. Als wol­le ich das Funk­tio­nie­ren der Trich­ter­öff­nung kon­trol­lie­ren, fuhr ich mit der Hand um ih­ren Rand, faß­te aber noch nicht hin­ein.
    Mein Herz ras­te. An­schei­nend hat­te ei­ner der Geis­ter, von de­nen Flo er­zählt hat­te, von mir Be­sitz er­grif­fen. Nein, nicht ei­ner, meh­re­re. Nun, sag­te ich zu mir – oder zu ih­nen –, ihr könnt mich nur noch als Geis­ter ver­fol­gen. Ich wer­de euch jetzt für im­mer und end­gül­tig tö­ten, wenn tö­ten der rich­ti­ge Aus­druck da­für ist.
    Ich hob mei­ne Hand von dem Rand, öff­ne­te die Faust und sah zu, wie der Staub in die Flüs­sig­keit fiel. Ei­ni­ge Körn­chen trie­ben einen Au­gen­blick auf der Ober­flä­che, dann ver­schwan­den sie. Ein biß­chen Staub kleb­te noch an mei­nem Zei­ge­fin­ger. Ich schnipp­te ihn mit dem Dau­men in den Stut­zen hin­un­ter. Auch wenn der Fin­ger jetzt sau­ber war, muß­te ich ihn an mei­nem La­bor­kit­tel ab­wi­schen.
    Ich ver­such­te zu er­ken­nen, ob sich die Flüs­sig­keit ver­än­dert ha­be, ob sie ei­ne ab­wei­chen­de Far­be zei­ge, ob ein Schwarm Staub­körn­chen

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