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Alicia II

Alicia II

Titel: Alicia II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Thurston
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ver­kürzt, und das sei Sün­de in Sei­nen Au­gen. Spä­ter sag­te sie, wäh­rend Er uns den Him­mel öff­ne, ver­dam­me er die­je­ni­gen, die sich un­se­re Kör­per an­eig­ne­ten, zur Höl­le. Siehst du, des­halb drängt es euch so zur Un­s­terb­lich­keit. So­bald ihr eu­er Recht auf Er­neue­rung auf­gebt oder ver­liert, kommt ihr in die Höl­le, wo euch all das über die Jahr­hun­der­te an­ge­sam­mel­te Leid zu­teil wird.«
    »Puh! Das ist ziem­lich star­ker To­bak. Für mich ist es bes­ser, ich glau­be nicht an dei­ne Re­li­gi­on. Der Ge­dan­ke an hoff­nungs­lo­se ewi­ge Ver­damm­nis ge­fällt mir gar nicht.«
    »Aber du bist nicht auf ewig ver­dammt. Nicht un­be­dingt!«
    Ich trat einen Schritt von Bru zu­rück. Be­keh­rungs­ei­fer leuch­te­te aus ih­ren Au­gen, das geist­li­che All­heil­mit­tel klang aus ih­rer sanf­ten, aber wohl­ge­schul­ten Stim­me.
    »Du hast die Fä­hig­keit zu be­reu­en. Wenn du dein Le­ben wi­der­rufst und dei­nen Kör­per auf­gibst, um die See­le sei­nes recht­mä­ßi­gen Be­sit­zers zu be­frei­en, und den We­gen dei­ner Art ent­sagst, kannst du vor der Höl­le er­ret­tet wer­den – und nach ei­ner Zeit der Schmer­zen, die der Schwe­re dei­ner Sün­den ent­spricht, wirst auch du in den Him­mel ein­ge­las­sen.«
    »Das ist gnä­dig, kann man sa­gen.«
    Ih­re Stim­me, die auf der Büh­ne so weich und ein­schmei­chelnd ge­klun­gen hat­te, war jetzt die har­te und mäch­ti­ge Stim­me des ech­ten Gläu­bi­gen. Oder des Fa­na­ti­kers.
    Ich be­gann um mei­ne Si­cher­heit zu fürch­ten. Viel­leicht soll­te ich ver­su­chen, wie­der auf die Stra­ße zu ge­lan­gen. Ich hat­te es be­reits ge­schafft, Ma­rys Ab­sich­ten falsch zu deu­ten. Wie konn­te ich bei Bru, mei­ner Ret­te­rin, si­cher sein?
    »St. Ethel brach­te uns die Bot­schaft wäh­rend ei­nes und ei­nes hal­b­en Jahr­zehnts ih­res Le­bens. In die­ser Zeit sag­te sie nicht nur zu­künf­ti­ge Er­eig­nis­se vor­aus, so­wohl Ka­ta­stro­phen als auch rein per­sön­li­che Ge­scheh­nis­se, sie wirk­te bei Ge­le­gen­heit auch Wun­der.«
    »Wun­der …«
    »Ich weiß schon, was du sa­gen willst. Du willst dich dar­über lus­tig ma­chen. Wun­der sind eben­falls Tra­di­ti­on. Gott ge­währt uns Wun­der, da­mit wir die Wahr­heit er­ken­nen. Sie sind ein kur­z­es Auf­blit­zen der Wahr­heit, be­stimmt für die­je­ni­gen, die sie se­hen und ver­ste­hen kön­nen. St. Ethel heil­te Kran­ke. Sie leg­te die Hän­de auf Köp­fe und Kör­per lei­den­der Kin­der und sag­te zu ih­nen: „Du wirst ge­heilt, da­mit dein Kör­per bis zu der Zeit er­hal­ten bleibt, wo das Bein­haus zu dir kommt, und dann mö­ge dei­ner See­le nach ei­ner lan­gen Zeit der Qual Er­lö­sung wer­den.“«
    »Hmmm, ich fin­de, für das Kind wä­re es bes­ser ge­we­sen, zu ster­ben – und sei­ne See­le eben­so wie sei­nen Kör­per vor der Ent­wür­di­gung des Er­neue­rungs­pro­zes­ses zu ret­ten.«
    Bru blick­te sie­ges­be­wußt drein. Ich hat­te ihr in die fa­na­ti­schen Hän­de ge­spielt.
    »Ge­nau die­se Fra­ge wur­de ihr ge­stellt, und sie ant­wor­te­te, wir müß­ten un­se­re Lei­den er­tra­gen, um des Him­mels wür­dig zu wer­den. Wahr­schein­lich willst du jetzt wie­der ein­wen­den, das sei nur die Wie­der­ho­lung ei­nes Glau­bens­grund­satzes, der vie­len frü­he­ren Re­li­gio­nen ge­mein­sam ist.«
    »Ich ha­be es ge­dacht, aber ich woll­te es nicht aus­spre­chen.«
    Et­was von die­sem Ze­lo­te­nei­fer ver­schwand aus ih­ren Au­gen.
    »Tut mir leid, ich woll­te nicht hef­tig wer­den. Du mußt ver­ste­hen, daß ich mich aus­schließ­lich mit dem kur­z­en Le­ben, das ich ha­be, be­schäf­ti­ge, und des­halb ha­be ich Au­gen­bli­cke, in de­nen ich mich hin­rei­ßen las­se. Ent­schul­di­ge.«
    »Kein Grund, sich zu ent­schul­di­gen. Er­zäh­le mir mehr über dei­ne Hei­li­ge. Was ist ihr wi­der­fah­ren?«
    Auch über die­se Fra­ge freu­te sie sich. Echos ei­ner Li­ta­nei hall­ten in ih­rer Stim­me wi­der, als sie fort­fuhr. Das Licht Got­tes glänz­te auf ih­rem Ge­sicht und war rich­tig sexy.
    »Als Ethel äl­ter wur­de, An­fang Zwan­zig war, sag­te sie, sie müs­se dem Tod vor ih­rer Zeit

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