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Alicia II

Alicia II

Titel: Alicia II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Thurston
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soll­te, wur­den die rich­ti­gen Knöp­fe ge­drückt und die rich­ti­ge Ener­gie an­ge­stellt. Aber es kam zu kei­ner Im­plan­ta­ti­on, es klapp­te nicht. Die vor­ge­se­he­ne Be­woh­ne­rin nahm nicht von dem Kör­per Be­sitz, St. Ethels Kör­per blieb un­be­lebt, ei­ne Hül­le oh­ne See­le.«
    Ih­re Hei­li­gen­le­gen­de be­schwor in mir Er­in­ne­run­gen an mei­nen Va­ter und das Fehl­schla­gen sei­ner Er­neue­rung her­auf.
    »Als der ers­te Ver­such schei­ter­te«, fuhr Bru fort, »ta­ten die Tech­ni­ker, was sie zwei­fel­los im­mer tun: Sie fan­den ein paar be­dau­ern­de Wor­te für die Per­son, die ih­re Chan­ce auf ein neu­es Le­ben ein­ge­büßt hat­te, und dann be­gan­nen sie die Ope­ra­ti­on von vorn, ver­such­ten es ein zwei­tes Mal mit ei­ner Über­tra­gung. Wie­der war es ein Fehl­schlag. Sie ver­such­ten es meh­re­re Ma­le, heißt es, ob­wohl das ei­ne Aus­schmückung sein mag, die die Ge­schich­te beim Wei­ter­er­zäh­len er­fah­ren hat. So oft sie es aber ver­such­ten, je­des­mal kam die Er­neue­rung nicht zu­stan­de. Sie hat­ten noch nie ei­ne be­han­del­te Hül­le in Hän­den ge­habt, die ih­ren neu­en Be­sit­zer nicht an­nahm. Al­le frü­he­ren Miß­er­fol­ge wa­ren auf das Ver­fah­ren oder den vor­ge­se­he­nen Er­ben zu­rück­ge­führt wor­den. Ich bin über­zeugt, nie­mand hielt es für mög­lich, daß ein Wie­der­ver­wer­tungs­kör­per sich sei­nem neu­en Be­woh­ner wi­der­setz­te. Doch schließ­lich muß­ten sie es glau­ben. St. Ethels Kör­per wur­de aus der Er­neue­rungs­kam­mer ent­fernt und dem Brauch ent­spre­chend be­er­digt. Nenn das, wie du willst, ein Wun­der oder ein­fach ein Ver­sa­gen der Wis­sen­schaft. Oder viel­leicht, wenn du die Re­li­gi­on durch die Psy­cho­lo­gie er­set­zen möch­test, war St. Ethels Wil­le so stark, daß er ih­ren Kör­per noch nach ih­rem Tod be­ein­fluß­te. Viel­leicht woll­te sie mit al­ler Kraft, daß nie­mand ih­ren Kör­per be­kom­men soll­te. Wun­der oder nicht, wir glau­ben, daß sie das Un­mög­li­che voll­brach­te, daß sie das Ide­al des Wi­der­stands ge­gen die Er­neue­rung dar­stellt und daß sie jetzt bei Gott ist – der üb­ri­gens al­les gut­heißt, was wir in ih­rem Na­men tun.«
    Bru sah mich her­aus­for­dernd an, als war­te sie auf mei­nen Ein­spruch. Sie war so schön, wie sie auf der Büh­ne ge­we­sen war, und ich wä­re ihr gern nä­her­ge­rückt. Aber ih­re Au­gen setz­ten die ter­ri­to­ria­len Gren­zen fest. Der ge­nos­se­ne Al­ko­hol mach­te mich schwin­de­lig.
    »Ich glau­be nicht recht, daß ich dich be­kehrt ha­be«, mein­te sie eher zor­nig als mit Hu­mor.
    »Nein, aber ich bin be­reit, ein Glas auf St. Ethel zu trin­ken, wenn es dir recht ist.«
    Sie nahm mir mein Glas ab und ging ru­hi­gen Schrit­tes zu der Mix­ma­schi­ne.
    »Du bist be­reits be­trun­ken«, stell­te sie fest.
    »Das muß et­was da­mit zu tun ha­ben, daß ich an den Kör­per nicht ge­wöhnt bin.«
    »Sag Hül­le.«
    »Es ge­fällt mir nicht, auf die­se Wei­se an mei­nen Kör­per zu den­ken.«
    »Sag es trotz­dem. Kör­per ist ein zu zah­mes Wort, es ver­birgt die Wahr­heit. Hül­le er­in­nert dich je­des Mal, wenn du den Aus­druck be­nutzt, an die Sün­de oder soll­te dich dar­an er­in­nern.«
    »Sein Na­me war Er­nie.«
    Sie wand­te sich von der Mix­ma­schi­ne ab, in je­der Hand ein vol­les Glas.
    »Wes­sen Na­me war Er­nie?«
    »Des frü­he­ren Be­sit­zers die­ses Kör­pers. Die­ser Hül­le.«
    Sie frag­te mich, wo­her ich das wis­se. Wir setz­ten uns wie­der, und ich er­zähl­te ihr von mei­nem Er­leb­nis mit dem rot­ge­sich­ti­gen Mann im Rap­zug. Als ich fer­tig war, nahm Bru für einen Au­gen­blick trös­tend mei­ne Hand. Sie stell­te wei­te­re Fra­gen, füll­te uns noch öf­ters die Glä­ser und wur­de of­fen­sicht­lich mit mir be­trun­ken. Und bald er­zähl­te ich ihr von Se­le­na und Lan­na und mei­nem Le­ben in der En­kla­ve.
    Plötz­lich merk­te ich, daß Brus Kopf an mei­ner Schul­ter lag und daß ih­re rech­te Hand ein rät­sel­haf­tes Mus­ter auf mei­nem Ober­schen­kel zeich­ne­te.
    »Du bist freund­li­cher, als ich er­war­tet hat­te«, sag­te ich so deut­lich, wie es mir

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