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Alicia II

Alicia II

Titel: Alicia II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Thurston
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Ziel­schei­be machst, wenn du dort bleibst.«
    »Ich wur­de neu­gie­rig«, fuhr Ju­ne fort. »Es war ziem­lich leicht her­aus­zu­fin­den, wer sie ist. Ali­cia Rey­nal, So­zi­al­ar­bei­te­rin et ce­te­ra. Sie ist ein hüb­sches Mäd­chen, Voss.«
    Ju­ne pries sie, als wol­le sie ei­gent­lich sa­gen, Ali­cia sei schön, sie selbst aber nicht. Ich hät­te Ju­ne gern ver­si­chert, sie sei hübsch, aber be­stimmt wür­de sie dann auch den un­ge­spro­che­nen Zu­satz hö­ren: al­ler­dings nicht so hübsch wie Ali­cia. Statt des­sen sag­te ich: »Nun, ja, Ali­cia ist ei­ne Freun­din von mir. Ich kann­te sie als Kind. Aber ich ken­ne sie nicht gut ge­nug, daß ich sie bit­ten könn­te, mich zu ver­ste­cken.«
    »Ich weiß nicht, Voss«, mein­te Ju­ne.
    »Warum sa­gen Sie das?«
    »Ich weiß nicht. Es ist et­was in ih­ren Au­gen, wenn sie Sie an­sieht. Und et­was in Ih­ren Au­gen, wenn Sie sie an­se­hen.«
    Ich hät­te bei­na­he laut her­aus­ge­lacht. Ganz klar, Ju­ne hat­te uns nicht nur be­merkt, sie hat­te uns ei­ni­ge Zeit be­ob­ach­tet, uns nach­spio­niert. Dann hat­te sie das, was sie sah, in Ro­man-Kli­schees über­setzt – ob aus Ei­fer­sucht oder aus Sen­ti­men­ta­li­tät oder aus bei­den Grün­den –, und so war aus der son­der­ba­ren klei­nen Ko­mö­die, die mei­ne Be­zie­hung zu Ali­cia war, ei­ne Lie­bes­ge­schich­te ge­wor­den.
    Ben deu­te­te Ju­ne mit ei­nem Stirn­run­zeln an, Sta­cy im Vor­zim­mer ei­ne Tas­se Kaf­fee zu ge­ben, da­mit wir bei­de un­ter vier Au­gen mit­ein­an­der re­den konn­ten. Ju­ne schi­en nicht un­gern zu ge­hen. Sta­cy folg­te ihr.
    »Was ist denn so ge­heim?« frag­te ich Ben.
    »Es geht nicht so sehr um Ge­heim­hal­tung als um Vor­sicht. Ich ver­su­che, mir et­was aus­zu­den­ken, wie ich dir hel­fen kann. Die­se Killer­grup­pen sind al­le Fa­na­ti­ker. Sie wer­den es im­mer wie­der von neu­em ver­su­chen, und ich glau­be nicht, daß es leicht sein wird, sie auf­zu­hal­ten.«
    »Wenn ich ei­ne Zeit­lang un­sicht­bar blei­be, fin­den sie viel­leicht neue Zie­le.«
    »Mag sein. Ich wür­de dir mei­ne Woh­nung an­bie­ten, aber ab­ge­se­hen da­von, daß sie zu klein für je­de Art von Zu­sam­men­le­ben ist, wer­de ich auch be­ob­ach­tet. Ich weiß nicht, von wem, oder ob es gar Agen­ten von meh­re­ren Sei­ten sind.«
    »Warum be­ob­ach­ten sie dich?«
    »Ich möch­te nicht wei­ter dar­über spre­chen, aber es gibt Grün­de. Je­den­falls wärst du bei mir mög­li­cher­wei­se in eben­so großer Ge­fahr. Aber viel­leicht kann ich dir auf an­de­re Wei­se hel­fen.«
    »Wie?«
    »Ich ha­be zu den Aus­ge­mus­ter­ten im Un­ter­grund … ge­wis­se Ver­bin­dun­gen. Sie sind nicht be­son­ders gut, aber sie könn­ten sich als nütz­lich er­wei­sen. Wenn ich bis zu den rich­ti­gen Leu­ten durch­drin­ge, kann ich viel­leicht da­für sor­gen, daß die Hun­de zu­rück­ge­pfif­fen wer­den.«
    »Un­ter­nimm nichts Ge­fähr­li­ches, nur um …«
    »Warum nicht? Zum Teu­fel, warum nicht? Gott­ver­dammt, Voss, du bist viel­leicht ein Arsch­loch, daß aus­ge­rech­net du ei­nem an­de­ren sagst, er sol­le nichts Ge­fähr­li­ches tun. Nimmst du viel­leicht An­stoß dar­an, wenn ich mein Le­ben, mei­ne Chan­ce auf ei­ne vier­te Le­bens­span­ne ris­kie­re?«
    »Nur weil ich …«
    »Ach, halt den Mund. Jun­ge, wenn Arschlö­cher ge­stopft wer­den müß­ten, wür­dest du dein gan­zes Geld für Kor­ken aus­ge­ben.«
    Ich lach­te, aber es war ein un­be­hag­li­ches La­chen, und eben­so un­be­hag­lich war das Schwei­gen, das dar­auf folg­te. Ben kram­te in Pa­pie­ren auf sei­nem Schreib­tisch her­um. Schließ­lich sag­te er: »Ich wer­de se­hen, was ich tun kann. Viel­leicht gar nichts. Al­so stell dich ei­ne Zeit­lang nicht so auf­fäl­lig zur Schau. Geh jetzt. Im Ge­gen­satz zu ei­ner volks­tüm­li­chen Mei­nung ha­be ich noch ein biß­chen Ar­beit zu tun, bis ich für heu­te nach Hau­se ge­hen kann.«
    Ich stand auf und hielt Ben die Hand hin.
    »Es tut mir leid. Ich woll­te wirk­lich nicht – je­den­falls, dan­ke.«
    Ben sah mei­ne Hand an, faß­te sie aber nicht.
    »Schon gut. Bleib in Ver­bin­dung. Ruf Ju­ne ab und zu an, sie wird es mir aus­rich­ten.

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