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Alicia II

Alicia II

Titel: Alicia II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Thurston
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Okay?«
    »Okay.«
    Als ich, be­un­ru­higt durch sei­ne Ge­reizt­heit, sein Bü­ro ver­ließ, frag­te ich mich, wel­che Er­in­ne­run­gen mein Ver­hal­ten in Ben aus­ge­löst ha­ben moch­te. Er war nicht al­lein we­gen mei­ner Stur­heit är­ger­lich ge­wor­den. Mög­lich, daß ihm et­was ein­ge­fal­len war, das mit mei­nem Va­ter zu­sam­men­hing, oder mit mir. Viel­leicht war auch mein ers­ter Ge­dan­ke rich­tig: Es paß­te ihm nicht, wenn man sei­nen Mut in Fra­ge stell­te. Ich hät­te ihm gern ge­sagt, Toll­kühn­heit sei kein Mut, aber es war nicht der rich­ti­ge Zeit­punkt da­für, und den Mut da­zu hat­te ich auch nicht.
     

 
10
     
    Die nächs­ten Ta­ge wa­ren chao­tisch. Sta­cy und ich muß­ten un­se­re Sui­te im Ho­tel kün­di­gen und uns ei­ne ab­ge­le­ge­ne Un­ter­kunft su­chen, und da­bei späh­te ich im­mer­zu vol­ler Un­be­ha­gen in je­de schat­ti­ge Ecke, an der ich vor­bei­kam, und traf mich trotz un­se­res Trecks rings um die Stadt wei­ter mit Ali­cia.
    An­fangs sag­te ich ihr nichts von den Ge­fah­ren. Dann wur­de mir klar, daß ich sie ih­rer ei­ge­nen Si­cher­heit we­gen in­for­mie­ren muß­te. Doch ich tat es un­gern, weil ich fürch­te­te, sie kön­ne mei­ne schwie­ri­ge Si­tua­ti­on zum Vor­wand neh­men, sich von mir fern­zu­hal­ten und ih­ren Ver­schwin­de-Akt zu ei­ner Dau­e­rer­schei­nung wer­den zu las­sen. An dem Abend, be­vor ich aus dem Con­plaz aus­zog, nah­men wir das Din­ner zu­sam­men im Ho­tel-Re­stau­rant, und ich er­zähl­te ihr von den At­ten­tats­ver­su­chen. Ali­cia zeig­te sich be­sorgt und wü­tend, ei­ne Re­ak­ti­on, die mir, das ge­ste­he ich, ge­fiel.
    »So et­was dürf­te nicht pas­sie­ren«, er­klär­te sie. »Es ist un­lo­gisch, selbst wenn man die Denk­wei­se der ra­di­ka­len Grup­pen zu­grun­de­legt.«
    »Ich stim­me dir zu, daß es un­lo­gisch ist, aber trotz­dem bin ich die Ziel­schei­be.«
    »Ich ken­ne ein paar Leu­te. Durch mei­ne Ar­beit. Viel­leicht kann ich et­was tun, je­man­dem klar­ma­chen, daß – warum lä­chelst du?«
    »Ich ha­be den Ein­druck, je­der, den ich ken­ne, hat ir­gend­wel­che Ver­bin­dun­gen mit der Frak­ti­on der Aus­ge­mus­ter­ten, weiß die­sen oder je­nen, dem er zu­re­den könn­te, mei­nen Na­men von der Lis­te zu strei­chen.«
    »So? Wer denn sonst noch?«
    Ich er­zähl­te ihr von Ben. Ih­re Be­geis­te­rung über­rasch­te mich.
    »Dann kennst du Ben Bloun­te?«
    »Ja, na­tür­lich. Du auch?«
    »Nein. Aber ich weiß ei­ni­ges über ihn. Ein paar – hm – mei­ner Freun­de be­wun­dern ihn.«
    »Wes­we­gen?«
    »Das weiß ich nicht ge­nau, ich er­in­ne­re mich nicht mehr dar­an, aber sein Na­me wur­de er­wähnt.«
    Ich hat­te das si­che­re Ge­fühl, daß sie mehr über Ben wuß­te, als sie zu­gab. So­gar ich wur­de lang­sam miß­trau­isch ge­gen ihn.
    Er war in die­ser Run­de ir­gend­wie an­ders, und das ließ sich nicht al­lein mit den Mög­lich­kei­ten ei­ner neu­en Le­bens­span­ne er­klä­ren – die­sen Mög­lich­kei­ten, die ihn, wie er sag­te, be­wo­gen hat­ten, ei­ne wei­te­re Er­neue­rung zu be­an­tra­gen. Er war ver­schlos­se­ner ge­wor­den, er sprach nicht mehr so wie frü­her al­les aus, was ihm durch den Kopf schoß. Es gab The­men, de­nen er aus­wich.
    Ich woll­te bei Ali­cia ge­ra­de nach­ha­ken, was sie von Ben wis­se, als sie mich mit der Fra­ge, ob Sta­cy und ich ho­mo­se­xu­el­le Part­ner sei­en, völ­lig aus dem Kon­zept brach­te.
    Erst mein­te ich, mich ver­hört zu ha­ben. Die Fra­ge kam so plötz­lich, so aus hei­te­rem Him­mel, und ich sag­te: »Wie bit­te?«
    »Ich den­ke schon seit Ta­gen dar­über nach, und ich hat­te er­war­tet, du wür­dest es mir von selbst sa­gen. Da du es nicht tust, fra­ge ich eben. Das ist nicht bö­se ge­meint. Du brauchst mir nicht zu ant­wor­ten. Bit­te, tu es nicht, wenn du es nicht möch­test.«
    »Nein, das ist es nicht. Ich wür­de es dir sa­gen, wenn es so wä­re. Ich … ich bin über­haupt nicht auf den Ge­dan­ken ge­kom­men, daß …«
    Bei mei­ner Er­klä­rung, nicht ho­mo­se­xu­ell zu sein, kam ich mir lä­cher­lich vor. Mei­ne Ver­wir­rung be­un­ru­hig­te Ali­cia.
    »Dann bist du al­so nicht so, Voss.

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