Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alicia II

Alicia II

Titel: Alicia II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Thurston
Vom Netzwerk:
darüber nachgedacht, da bin ich sicher. Sie nehmen die Dinge, wie sie kommen, und die Zeit jagt Ihnen nicht solche Furcht ein wie uns übrigen.«
    »Mag sein.«
    »Nun, vielleicht haben Sie Glück. Aber bedenken Sie folgendes: Irgend etwas muß wegen des Mangels an Körpern unternommen werden. Schließlich sehen die an der Spitze, die Leute mit Geld, Macht, Prestige, langen Perioden der Dunkelheit nicht gerade mit Freude entgegen. Sie wollen erreichen, daß sie bevorzugt behandelt werden, aber die Verwaltungen der Erneuerungskammern sind notorisch stur und gehen genau nach ihren Wartelisten vor. Nur selten machen sie bei Ausnahmemenschen eine Ausnahme. Hier und da ist eine Schiebung möglich, aber meistens müssen die Reichen und Mächtigen ebenso lange warten wie der arme und machtlose Rest von uns. Das gefällt ihnen gar nicht. Sie werden erneuert und stellen fest, daß andere in der Zwischenzeit reicher und mächtiger geworden sind. Sie sind gegen alle Gesetze, die sie daran hindern, während ihrer Perioden der Dunkelheit beträchtliche Zinsen und Dividenden einzustreichen. Sie müssen sich von neuem an die Spitze hocharbeiten, sie müssen ihre Mittel zum Kauf von Privilegien verwenden, die ihnen automatisch zufallen sollten. Diese Leute, die wir kaum einmal zu sehen bekommen, leben zu bequem von ihren fetten Sinekuren, und sie wollen zurückkehren und sie mehr denn je genießen. Deshalb brüten sie neue Pläne aus.«
    »Was sind das für neue Pläne?« fragte ich.
    »Es geht das Gerücht, wenigstens sagen das gewisse Freunde, deren Quellen (wie ich glaube) über jeden Verdacht erhaben sind, obwohl natürlich zuweilen Falschmeldungen in Umlauf gesetzt werden, mit denen die Regierung irgendeinen albernen Zweck verfolgt … Also, es geht das Gerücht, wie mir verschiedentlich vertraulich mitgeteilt wurde, daß zur Zeit auf den höchsten Ebenen Pläne geschmiedet werden, die die Praxis des Erneuerns vollständig umwälzen sollen. In irgendeinem dunklen, feuchten Büro tief unter der Erde wird daran gearbeitet, strengere Auswahlkriterien für uns alle, die wir uns augenblicklich im Stadium der Erneuerung befinden, zur Richtschnur zu machen.«
    »Ich bin mir nicht sicher, ob ich Sie richtig verstanden habe, Mr. Madling.«
    »Bitte, nennen Sie mich Pierre. Darf ich Sie mit Voss anreden?«
    »Reden Sie mich an, wie Sie wollen, aber reden Sie aus.«
    »Die Gesetze über das Erneuern könnten so geändert werden, daß viele von uns ihres Anspruchs auf einen neuen Körper verlustig gehen. Das ist alles. Praktisch würde das bedeuten, daß wir, die wir uns bereits für das Privileg des Erneuerns qualifiziert und, nebenbei bemerkt, die Versicherung erhalten haben, daß dies Privileg nicht widerrufen werden kann, plötzlich an den Start zurückgeschleudert werden und uns von neuem qualifizieren müssen. Und nicht nur das! Die neuen Bestimmungen werden strenger sein, schärfer war der Ausdruck, den einer meiner Informanten benutzte, so daß viele von uns mit einem Mal nachträglich ausgemustert würden. Wir befänden uns dann in unserer allerletzten Lebensspanne. Denken Sie darüber nach, Voss, denken Sie nach.«
    Ich dachte darüber nach. Es war, als ob ich in diesem Augenblick hier stürbe, als habe dieser seltsame fette Mann beiläufig die Hand über den Tisch gestreckt und mir ein Messer ins Herz gestoßen. Ich hatte die Tests seinerzeit nicht mit fliegenden Fahnen bestanden. Vor ein paar Monaten wäre mir das noch gleichgültig gewesen. Aber inzwischen hatte ich Alicia wiedergefunden. Pierres geheime Information machte meiner letzten Hoffnung, meiner Vision, wie ich in einem neuen, leistungsfähigen Körper Alicias törichtes Vorurteil gegen das Erneuern überwand, den Garaus, als sei sie vor meinen Augen explodiert. Aber es mußte eine Möglichkeit geben, wie ich Alicia haben konnte, ohne in eine Situation zu geraten, die ich in körperlicher und gesellschaftlicher Beziehung absurd fand und nicht wünschte. Einen Augenblick lang hätte ich am liebsten alles vernichtet – diesen verächtlichen Mann mir gegenüber, diese Stadt, mich selbst.
    Nichts von meinen Gedanken zeigte sich auf meinem Gesicht. Ich nahm die Neuigkeit mit einer Ruhe auf, die offenbar sogar Pierre Madling überraschte.
    »Sie möchten nichts dazu bemerken?« fragte er.
    »Das möchte ich nicht.«
    »Ah, Sie sind noch zu jung. Wenn Sie älter werden, machen auch Sie sich Sorgen über Ihre nächste Lebensspanne, das garantiere ich Ihnen.«
    »Sie mögen

Weitere Kostenlose Bücher