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Alicia II

Alicia II

Titel: Alicia II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Thurston
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uns denn schon einmal gesehen?«
    »In Rosalies Kirche. Ich war dort, und Sie haben mich zweimal direkt angesehen. Sie könnten mit Recht sagen, kennengelernt hätten wir uns aber nicht.«
    »Ich erinnere mich nicht an Sie.«
    »Setzen Sie sich.«
    Ich wählte einen gutgepolsterten Sessel in ihrer Nähe und bedauerte meinen Entschluß sofort. Die Kissen waren zwar weich, aber der muffige Geruch hatte sich darin besonders festgesetzt. Die aufsteigenden Dämpfe ließen mich in den Zustand der Betrunkenheit zurückfallen. Mein Gehirn drehte sich, und mein Magen hob sich. Wenn diese Leute planten, mich umzubringen, hoffte ich, sie würden es tun, bevor ich mich übergeben mußte.
    »Ich hätte gern gewußt«, sagte der Mann links, »ob Sie Ihre Meinung geändert haben. Ob Sie jetzt bereit sind, sich uns anzuschließen.«
    »Wobei soll ich mich Ihnen anschließen? Im Kartenspiel bin ich nicht sehr gut, und ich fürchte, daß …«
    »Sie brauchen sich nicht zu bemühen, witzig zu sein, Mr. Geraghty. Keiner von uns ist leicht zum Lachen zu bringen, und bestimmt nicht von einer Art Humor, die aus Ihrer ersten Lebensspanne stammen muß.«
    »Wahrscheinlich aus einer noch früheren Zeit. Viele meiner humoristischen Versuche haben solide historische Wurzeln.«
    Der andere Mann rückte auf seinem geradlehnigen Stuhl herum. Offensichtlich hatte er nichts für mich übrig, hielt aber den Zeitpunkt, mir seine Verachtung zu zeigen, für noch nicht gekommen.
    »Rosalie hatte Sie aufgefordert, sich uns anzuschließen. Ihre Antwort schien mir nicht endgültig zu sein.«
    »Ich wußte nicht, daß eine Verneinung nicht endgültig zu sein braucht. Es tut mir leid – ich habe nein gesagt, und damit habe ich eine Ablehnung des Vorschlages gemeint.«
    »Ich verstehe. Wir waren nicht fähig, Ihre Sympathie wachzurufen.«
    »Und mit zu Herzen gehenden Bemerkungen wie dieser werden Sie es auch nicht schaffen.«
    »Ich bitte um Entschuldigung, Mr. Geraghty. Manchmal lasse ich mich von meinen Gefühlen hinreißen.«
    Er sprach gar nicht wie ein Mann, der sich von seinen Gefühlen beherrschen läßt, und ich hörte auch keinen Fanatismus aus seiner Stimme heraus. Außerdem wirkte er zu alt, um dies Spiel zu betreiben.
    »Wo ist Rosalie?« fragte ich.
    Er warf einen Blick zu seinem Gefährten hinüber, der langsam ungeduldig wurde.
    »Wir wissen es nicht«, antwortete er. »Sie wurde fortgebracht.«
    »Das habe ich gesehen.«
    »So? Und auch das konnte Ihr Herz nicht rühren?«
    »Was soll das alles? Warum haben Sie mich gezwungen, hier hereinzukommen?«
    »Zu einer Diskussion. Vielleicht töten wir Sie. Wir könnten es. Wir töten Sie und verstauen Ihren Körper irgendwo, bis er verwest und nutzlos geworden ist. Dann ist es vorbei mit Ihrer Unsterblichkeit.«
    »Sie sehen nicht gerade nach einem Killer-Kommando aus.«
    »Richtig. Sie haben zwei unserer Teams gesehen, nicht wahr?«
    »Aus nächster Nähe. Sie haben bei dem Versuch, mich loszuwerden, keine besonders gute Arbeit geleistet. Wie ich vermute, glauben Sie, daß Sie es besser können?«
    »Wir haben unsere Methoden etwas verfeinert. Die Bücher weisen in letzter Zeit eine höhere Erfolgsrate aus.«
    »Sie führen Buch über die Attentate?«
    »Fortschritt muß gemessen werden.«
    »Und Tod ist Fortschritt?«
    »In dieser Gesellschaft ja. Aber wir haben nicht die Absicht, Sie zu töten. Nicht jetzt. Sie könnten uns immer noch nützlich sein, könnten ein Erweckungserlebnis haben, das Sie umdreht und zu uns kommen läßt.«
    »Inzwischen«, sagte der andere Mann, der damit zum ersten Mal sprach, »möchten wir Sie nur daran erinnern, daß wir da sind. Und daß wir, wenn wir es müde sind, auf Sie zu warten, oder einen politischen Vorteil darin sehen, immer noch zu einem Killer-Kommando werden können, das Sie eliminiert.«
    »Ich werde auf der Hut sein. Kann ich jetzt gehen?«
    »Ja«, antwortete der erste Mann. »Ich hatte mich darauf gefreut, mit Ihnen zu reden. Vielleicht reden wir irgendwann wieder miteinander.«
    »Ich würde gern sagen, nur über meine Leiche, aber dann könnten Sie mir antworten, das sei leicht zu bewerkstelligen, und mir liegt nicht viel an dem Ritual.«
    Ich ging zur Tür. Ich warf einen Blick zurück auf das sitzende Paar, das mir ungerührt nachsah. Es war etwas Merkwürdiges an der Art, wie sie saßen, wie sie guckten. Da war zu viel Ruhe und zu wenig revolutionärer Geist. Sie schienen Theater zu spielen, aber wer hatte etwas davon? Es war kaum zu glauben,

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