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Alicia

Alicia

Titel: Alicia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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Schwägerin. Dann, als sie halbwegs beim Teich waren, bemerkte sie den Kopf und die Schultern eines Kindes. Es war im eisigen Wasser gefangen.
    Ein Schauder lief Mary über den Rücken. Sie flog förmlich über den Boden dahin und merkte gar nicht, wie sie Alicia überholte. Sie rannte geradewegs in das eisige Wasser hinein und packte das Kind.
    Das Kind sah mit großen, blanken Augen zu ihr hoch. Sie hatten nur Minuten Zeit, um das Kind vor dem Erfrieren zu retten.
    »Es scheint mit dem Fuß irgendwo eingeklemmt zu sein! Kannst du mir dein Messer zuwerfen? « rief Mary ihrer Schwägerin zu.
    Alicias Verstand arbeitete fieberhaft. Wenn sie Mary das Messer zuwarf und diese es nicht auffing, war das Kind wahrscheinlich verloren. Es gab nur eine Möglichkeit, Mary das Messer auf sichere Weise zukommen zu lassen.
    »Rab! « rief Alicia, und der Hund hörte aus ihrer Stimme, wie dringlich ihr Anliegen war. »Lauf zu den Männern und hole sie zur Hilfe. Bring jemand hierher, Rab! «
    Der Hund schoß davon wie ein Pfeil, der von der Sehne schnellt. Doch er hielt nicht auf die Begleiter zu, die hinter der Kuppe warteten.
    »Tod und Verdammnis! « fluchte Alicia; doch es war zu spät, den Hund wieder zurückzurufen.
    Sie nahm das Messer aus der Scheide und watete in das eiskalte Wasser. Pflanzen suchten sie unter Wasser festzuhalten. Mary war blaugefroren; doch sie hielt den Jungen eisern fest, dessen Gesicht bereits grau wurde.
    Alicia kniete sich nieder. Das eiskalte Wasser schwappte gegen ihre Brust, als prallte sie gegen eine Ziegelmauer. Sie tastete an den Beinen des Jungen entlang und hackte dann auf die zähen Schlingpflanzen ein, die seine Knöchel fesselten.
    »Er ist frei! « flüsterte sie nach Sekunden. Sie bemerkte, daß inzwischen auch Marys Gesicht eine gefährlich graue Färbung angenommen hatte. Alicia kniete im Wasser und hob das Kind hoch. »Kannst du mir folgen? « rief sie über die Schulter, während sie das Kind ans Ufer trug.
    Als sie am Ufer anlangte, wurde ihr das Kind aus den Armen genommen. Sie sah hoch. Raine stand mit ernstem Gesicht über ihr.
    »Wie…? « begann Alicia.
    »Miles und ich wollten dir entgegenreiten, als der Hund zu uns kam und uns umtänzelte wie ein Dämon. « Während Raine redete, war er beständig in Bewegung. Er reichte das Kind einem seiner Männer zu und legte seinen Umhang über Alicias kalte, nasse Schultern.
    »Mary? « fragte Alicia mit klappernden Zähnen.
    »Miles hat sie«, sagte Raine, während er Alicia in den Sattel hob und sich hinter ihr aufs Pferd schwang.
    Sie ritten im Galopp zur Montgomery-Burg zurück. Mit einer Hand lenkte Raine sein Pferd, mit der anderen massierte er ununterbrochen Alicias Schultern und Arme. Sie merkte, daß sie zu erfrieren drohte, rollte sich zu einer Kugel zusammen und schmiegte sich an die feste Wärme von Raines Brust, Sobald sie den Burghof erreicht hatten, hob Raine Alicia aus dem Sattel und trug sie hinauf in ihr Schlafzimmer. Er stellte sie in der Mitte des Raumes ab, ging zu einer Truhe und holte eine schwere Robe aus golddurchwirkter Wolle hervor. »Hier, zieh das an«, befahl er, drehte ihr den Rücken zu und begann, ein Feuer im Kamin zu entzünden.
    Alicias Finger zitterten, als sie sich von ihrem Hemd zu befreien suchte, das ihr auf der Haut klebte. Als sie das schwere Wollkleid überstreifte, merkte sie nichts von der Wärme, die sich von dem Stoff auf ihren Körper übertragen sollte.
    Raine drehte sich ihr wieder zu, sah ihr blutleeres Gesicht und nahm sie in seine kräftigen Arme. Er setzte sich in einen breiten Sessel vor den Kamin und nahm seine Schwägerin auf seinen Schoß. Er warf einen Umhang, der Stephen gehörte, über sie, steckte den Saum um sie her fest und hielt sie an seine Brust, während sie zitternd die Beine an den Leib zog.
    »Mary? « flüsterte sie, während der Kälteschauer alle Muskeln zum Beben brachte.
    »Miles kümmert sich um sie. Inzwischen hat Judith ihr ein heißes Bad zubereitet. «
    »Und das Kind? «
    Raine sah mit Augen auf sie hinunter, die sich auch im Licht noch dunkel verfärbten. »Hast du gewußt, daß es nur das Kind von Leibeigenen war? « fragte er ruhig.
    Sie löste sich von ihm. »Was spielt das für eine Rolle? Das Kind brauchte Hilfe. «
    Raine lächelte sie an und zog sie wieder an seine warme Brust. »Dachte ich mir doch, daß es für dich keinen Unterschied bedeutete. Für Mary selbstverständlich auch nicht. Doch mit Gavin wirst du Ärger bekommen. Er würde nicht

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