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Alicia

Alicia

Titel: Alicia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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der Hut, erkannte sofort den Schrei. Er drehte sich rasch um und fing die Axt auf, die Stephen ihm zuwarf. Einen Moment sah Gavin verdutzt zwischen seinem Bruder, der ein so seltsames Gewand trug, und der Axt, die er in beiden Händen hielt, hin und her. »Damit du dich Judiths erwehren kannst! « rief Stephen lachend.
    Ehe Gavin zu einer Reaktion fähig war, lief Judith schon quer durchs Zimmer und warf sich in Stephens Arme. »Wo bist du nur gewesen? Wir haben dich tagelang gesucht. Wir machten uns große Sorgen. «
    Stephen vergrub sein Gesicht am Hals seiner Schwägerin. »Bist du wieder gesund? Ist dein Fieber… «
    Gavin unterbrach ihn schnaubend: »Sie ist gesund genug, ihre Nase in alle meine Angelegenheiten zu stecken. «
    »In deine Angelegenheiten? Hast du deine Lektion immer noch nicht gelernt? «
    »Still, ihr beiden! « rief Judith, während sie sich wieder aus Stephens Armen löste.
    Gavin drückte nun seinen Bruder an die Brust. »Wo hast du gesteckt? Wir hörten, sie hätten dich umgebracht, und dann, daß das nicht genügt und man dich zum zweitenmal totgeschlagen hätte. Es war… « Man sah ihm an, daß die Sorgen groß gewesen waren, weil er nicht weiterreden konnte.
    »Wie du siehst, bin ich nicht tot«, sagte Stephen lachend und trat von seinem Bruder zurück.
    »Ich kann sehen, daß du noch viel besser aussiehst als früher«, sagte Judith und bestaunte unverhohlen die braunen, muskulösen Beine ihres Schwagers.
    Gavin warf einen Arm besitzergreifend um Judiths Schulter. »Hör auf, mit meinem Bruder zu flirten, und ich sage dir gleich, daß ich so etwas nicht anziehen werde! «
    Judith lachte vergnügt und schmiegte sich an ihren Mann.
    Alicia stand im Schatten eines hochlehnigen Sessels, eine Außenseiterin, die eine Familie betrachtete. Das war also die sanfte Judith! Sie war kleiner als sie selbst, ein zierliches Ding, doch so herrlich wie ein Edelstein. Und sie trat so selbstbewußt ihrem Mann entgegen, der sie überragte wie ein Turm. Keine Frau, die ihre Tage mit Nähen verbrachte!
    Judith war die erste, die den Zuschauer hinter der Lehne entdeckte. Zunächst glaubte sie, Stephen habe seine Drohung wahrgemacht: seine Frau in einen Turm eingesperrt und sich eine hübsche Bürgerliche genommen, die ihn glücklich machte. Doch während sie Alicia betrachtete, fand sie, daß keine Frau aus dem Volk sich so edel darbieten würde, wie Alicia es tat. Da war nicht nur der Stolz auf ein bestechend schönes Äußeres; sondern ein Adel des Charakters, der ihre Haltung bestimmte. Das war eine Frau, die wußte, daß sie etwas wert war.
    Judith löste sich von ihrem Mann und ging auf Alicia zu. »Lady Alicia? « fragte sie ruhig und streckte ihr die Hand entgegen.
    Alicias Blick kreuzte sich mit Judiths Blick, und sogleich sprang ein Funken über. Sie verstanden sich auf Anhieb, erkannten sich als ebenbürtig an.
    »Wie bist du darauf gekommen? « fragte Stephen lachend. »James dachte, sie wäre… nun, jedenfalls, nicht meine Frau. «
    »James ist ein Dummkopf«, sagte Judith schlicht. Sie trat einen Schritt zurück und betrachtete die Kleider der größeren Frau. »Der Rock gibt Euch viel Freiheit, nicht wahr? Und belastet auch viel weniger den Körper als mein Gewand, oder? «
    Alicia lächelte warm. »Es ist herrlich leicht; dafür ist Eures um so schöner. «
    »Komm mit hinauf zu meinem Söller und laß uns plaudern«, sagte Judith herzlich.
    Die beiden Männer starrten mit offenem Mund ihren beiden Frauen nach, die sie einfach stehenließen.
    »Daß Judith sich so rasch mit jemand anfreundet, habe ich bisher noch nicht erlebt! « sagte Gavin. »Und wie konnte sie wissen, daß sie deine Frau ist? Nach dem Stil ihrer Kleidung zu schließen, hätte ich James recht gegeben. «
    »Und Alicia? « sagte Stephen, »sie haßt nämlich die englische Mode. Du kannst dir nicht vorstellen, wie viele Predigten sie mir hielt, daß die englischen Kleider eine Frau beengten wie eine Rüstung. «
    Ein Lächeln stahl sich auf Gavins Gesicht. »Schwarze Haare und blaue Augen! Habe ich das tatsächlich gesehen oder lediglich geträumt? Ich dachte, du sagtest, sie sei fett und häßlich. Sie kann doch unmöglich der Boss eines Klans sein, oder? «
    Stephen lachte leise im Hals. »Setzen wir uns erstmal. Und vielleicht könnte man im Haus etwas zu essen auftreiben. « Er zwinkerte. »Oder gehorchen die Diener nur noch Judiths Befehlen? «
    »Wäre ich nicht so froh darüber, daß du heil und gesund neben mir

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