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Alien 2: Verborgene Harmonien

Alien 2: Verborgene Harmonien

Titel: Alien 2: Verborgene Harmonien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
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Saat, aus der alles andere abgeleitet werden konnte. Er
sprach eingehend mit Jonah darüber – und eines Morgens
überraschte dieser ihn im Messezelt, vor Jovialität
platzend, mit der Mitteilung, er solle sich für einen kleinen
Ausritt bereitmachen.
    »Was hast du vor?«
    »Ich habe ein wenig für deine Ideen geworben. Theodora
Cziller möchte mit uns reden.«
    Lena war von dem Projekt begeistert, solange es nur Theorie blieb.
Doch als es an seine Verwirklichung ging, versuchte sie es mit allen
Mitteln zu verhindern. Es kam zur ersten größeren
Auseinandersetzung zwischen ihr und Rick, doch schließlich
ließ sie ihn ziehen.
    Rick und Jonah ritten allein. Die Pferde hatte Jonah irgendwo
aufgetrieben. Zwei Tage dauerten die Reisevorbereitungen, zwei Tage
der Ritt selbst. Laut Karte lag Czillers Feldlager nur zwanzig
Kilometer nördlich von Arcadia, aber es gab keinen direkten Weg
durch die Hügelwälder. Hinzu kam, daß sie weitere
Umwege machen mußten, um kämpfenden Gruppen
auszuweichen.
    Czillers Camp lag auf einer baumbestandenen Hügelkuppe, ein
Kern von einem Dutzend großen Zelten unter Tarnnetzen, nach Art
einer Slumsiedlung umgeben von kleineren Zelten, Schuppen und
Baracken, die sich bis in den Wald hinein ausdehnten. Rick und Jonah
waren nicht die einzigen Bittsteller. Emissäre und Vertreter der
einzelnen Siedlungen kamen mit den unterschiedlichsten Anliegen.
Einzelpersonen und ganze Gruppen von Söldnern und
Glücksrittern wollten sich ihre geheimen Operationen absegnen
lassen oder warteten im Mittelpunkt des Geschehens auf eine gute
Gelegenheit, schnell und ohne große Schwierigkeiten ihr
Schäfchen ins Trockene zu bringen.
    Trotz ihrer Einladung mußten Rick und Jonah drei weitere
Tage warten, bis sie Cziller zu sehen bekamen. Jonah, über diese
weitere Verzögerung ziemlich verärgert, verbrachte die
meiste Zeit damit, die Flora der Umgebung näher in Augenschein
zu nehmen, während Rick sich in einer Art Taverne, die in den
Hügelhang eingegraben war, bei Kaffee oder schlecht gebrautem
Bier die letzten Kriegsberichte anhörte. Der Betreiber der
Taverne besaß zwar keine offizielle Genehmigung, machte aber
trotzdem sehr gute Geschäfte. In dieser lauten,
verräucherten Erdhöhle erst begann Rick wirklich an seine
Mission zu glauben. Ihm wurde bewußt, daß viele
Insurgenten sehnlichst darauf warteten, die Zivilisation aus den
Angeln zu heben, ohne sich über die Konsequenzen
tatsächlich im klaren zu sein. Der Fall von Port of Plenty
wäre das Ende der ständigen Überwachung und
Bevormundung, ganz sicher auch das Ende der seichten, sich
ständig wiederholenden Trivia-Unterhaltung – aber ebenso
auch das Ende der medizinischen Versorgung oder der
Herbizid-Herstellung, die die wild wuchernden, giftigen einheimischen
Pflanzen von den Feldern fernhielten, der Untergang des kulturellen
Erbes, das Ende der Bach-Choräle und der Leichtigkeit des
Impressionismus. Es wäre das Ende all dessen, was die Erinnerung
an Erde so wertvoll machte. Alles würde auseinanderbrechen
– alles. Nichts blieb außer einer Handvoll vager
Erinnerungen und Geschichten. Ein Scherbenhaufen. Es wäre die
Rückkehr zu den von Ochsen gezogenen Pflügen und einer
Lebenserwartung von höchstens dreißig Jahren.
    Ein solches Extrem mußte verhindert werden, aber es war
nahezu unmöglich festzulegen, was bewahrt und was aufgegeben
werden mußte. Dies war auch der Grund, weshalb Jonah und er
sich nie auf eine Prioritätenliste einigen konnten. Eine solche
Aufstellung konnte es nicht geben. Es mußte willkürlich
bewahrt werden, was zu retten war. Zumindest mußte man es
versuchen. Jedes Wissen, ob es sich dabei um die Basisgleichung der
Fünf-Feld-Theorie handelte oder um die progressiven Harmonien
des temperierten Klaviers, hatte für sich allein keinen
wesentlichen Wert.
    Sein Wert ergab sich einzig und allein aus dem Kontext der
Zivilisation.
    All dies versuchte Rick Theodora Cziller klarzumachen, als er und
Jonah endlich zu ihr vorgelassen wurden. Cziller hörte
aufmerksam zu und fragte, nachdem Rick geendet hatte: »Dies ist
alles schön und gut, aber was soll das kosten? Wieviel Arbeit
erfordert ein solches Vorhaben?«
    Sie saß kerzengerade in einem handgefertigten Holzsessel.
Ihre rechte Hand ruhte auf dem kleinen Beistelltisch daneben. Sie war
eine zierliche Frau Ende Fünfzig mit einem schmalen,
ästhetischen Gesicht. Das graue Haar trug sie wie zur Strafe
straff zurückgekämmt. Das einzige
Außergewöhnliche an ihr

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