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Alien 2: Verborgene Harmonien

Alien 2: Verborgene Harmonien

Titel: Alien 2: Verborgene Harmonien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
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beschichtete
Ballons über die Baumwipfel aufsteigen, die die Lasersignale von
Posten zu Posten reflektierten. Der Trick mit den Ballons
funktionierte überraschend gut, obwohl sie dazu neigten, sich in
den Baumwipfeln zu verfangen oder in den kalten Nächten schlaff
zu werden. Da sie nicht größer als ein Männerkopf
waren – damit die Polizeipatrouillen sie nicht sichteten –
und auch nicht gerade unbeweglich, erforderte der
Nachrichtenaustausch via Laser eine große Treffsicherheit.
    Rivington brachte das Kunststück fertig, irgendwo ein
Peilgerät aufzutreiben, und hoffte, Rick könne damit die
Störsender der Cops orten. Wenn man sie ausschaltete, wäre
es vielleicht möglich, ganz gewöhnliche Funkgeräte
einzusetzen, anstatt ein kompliziertes Kommunikationsnetz aufzubauen.
Aber die Cop-Störsender veränderten ständig ihre
Positionen. Vermutlich waren sie auf den Overlandern montiert. So
blieb das neue Signalnetz, obwohl es ziemlich unzuverlässig war,
die einzige Verständigungsmöglichkeit der Insurgenten.
    Die Suche nach den Fehlerquellen wurde zu einem Fulltime-Job, und
Rick kehrte immer wieder erschöpft, nach eigenem und
Pferdeschweiß riechend, zu Lena ins Lager zurück.
Gewöhnlich aber auch mit einem Gefühl der Befriedigung. Er
erfüllte seinen Part, ging seinen Weg.
    Rick, Lena und Jonah verbrachten von da an viele Abende zusammen,
tranken Wein aus den reichen Beständen von Arcadia und rauchten
das süße Marihuana, das eines der Hauptexportgüter
des Freeport-Kollektivs war. Dabei unterhielten sie sich über
Gott und die Welt oder den Krieg. Während einer dieser
Unterhaltungen legte Rivington die Saat für das, was später
seine und Ricks Mission werden sollte. Es sei doch eine Schande,
meinte er, wie üblich lang ausgestreckt auf dem Boden liegend,
und schien dabei die Worte aus den dicken Rauchschwaden zu
pflücken, die unter der Decke hingen, es sei doch eine Schande,
daß die Universität und mit ihr alle Geräte und
Lehrmaterialien vernichtet werden würden. Schließlich
wollten ja nicht alle in die Wildnis hinausgehen und ihr eigenes
Stück Land abstecken. Es gäbe auch nach dem Fall der Stadt
immer noch Lehrbedarf nicht nur für Lesen und Schreiben oder die
Grundrechnungsarten. Vielleicht würde es sogar wieder einen Ort
für die Steigerung und Umsetzung von Wissen in die Praxis geben.
»Es wäre doch eine Schande«, sagte er, »wenn das
ganze Eigentum der Universität sinnlos zerschlagen und
niedergebrannt werden würde.«
    »Würde das denn geschehen?« fragte Rick.
    Lena machte einen Zug an dem dicken Glimmstengel und gab ihn an
Jonah weiter. Durch eine Rauchwolke sagte sie: »Die Sieger haben
damals auch die Bibliothek von Alexandria niedergebrannt. Was hast du
vor, Jonah? Willst du deine eigene Universität in Freeport
aufmachen? Würde man dir das erlauben?«
    »Man darf nicht zulassen, daß die ganze Ausrüstung
vernichtet wird. Zumindest ich möchte hingehen und mir nehmen,
was ich brauchen kann. Aber eine eigene Universität – hm,
warum eigentlich nicht? Du wirst die Vorlesungen halten, Rick, und
ich bin der Leiter.« Er blies ein paar Rauchkringel und reckte
sich träge. »Das wäre doch etwas, bei dem wir nicht
improvisieren müßten. Komm, Rick, du solltest es
ausprobieren.«
    Die Unterhaltung wandte sich Ricks strenger Kindheit zu, und dann
begann Jonah einen begeisterten Monolog über die höheren
Regionen der Trackless Mountains, über die Weiten, die sich in
der klaren Luft ins Unendliche dehnten, über die
Sonnenuntergänge und die unberührten Schneefelder,
über die Felsenadler, die mit Flügelspannweiten von mehr
als zehn Metern auf den Winden ritten, über die krummen,
knorrigen Bäume, die mehrere tausend Jahre alt waren.
Schließlich lächelte er – »Ich rede zuviel.
Dabei ist es längst Zeit, Jungvermählte
alleinzulassen.« – und ging schlafen.
    Jonahs beiläufig gemachte Bemerkung ging Rick nicht mehr aus
dem Kopf. Nicht die Gerätschaften sollten gerettet werden,
dachte er. Geräte waren oft sperrig und schwer zu
transportieren. Mit dem nötigen technischen Wissen konnte man
sie zudem jederzeit nachbauen (und ohne dieses Wissen würde
jedes Gerät bald verschleißen und nicht mehr zu ersetzen
sein). Also nicht die Ausrüstung der Universität, sondern
ihr gesammeltes Wissen. Ihm fiel natürlich sofort de Ramairas
Zeitkammer ein, insbesondere sein eigener Beitrag dazu, die Art, wie
er seine Kenntnisse auf ein Minimum an Theorie zusammengefaßt
hatte, die

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