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Alien 2: Verborgene Harmonien

Alien 2: Verborgene Harmonien

Titel: Alien 2: Verborgene Harmonien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
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waren die Augen. Sie lagen tief in
den Höhlen, waren von einem leuchtenden kräftigen Blau und
strahlten eine unbändige Willenskraft aus. Rick schrumpfte unter
ihrem durchdringenden Blick förmlich zusammen.
    Nach ein paar Sekunden nahm sie sich einen neuen Zigarillo (die
Luft im Zelt war durchdrungen von ihrem beißenden Rauch) und
sagte: »Ich denke, Sie wollen nur so wenig sagen, wie ich
hören will, oder so viel, wie Sie müssen.«
    »So in etwa«, gestand Rick ein. Jonah und er standen
notgedrungen wie Sünder vor ihr. Außer dem Sessel und dem
kleinen Tisch wies die Einrichtung des Zeltes nur noch ein klappbares
Feldbett und einen schmalen Metallspind auf. Eine Lampe hing von der
Firststange, war aber nicht eingeschaltet. Als Cziller jetzt ihren
Zigarillo anzündete, leuchtete die kleine Flamme des
Zündholzes so hell wie die Sonne, deren nachmittäglicher
Schein nur gedämpft durch die Zeltplanen fiel.
    »Wir könnten Freiwillige aus unserem Lager anfordern.
Ohnehin sind viele von der Universität dabei, die sich
auskennen. Man müßte sie nur kurz einweisen.«
    »Und was wollen Sie machen, wenn die Insurgenten während
Ihrer Operation die Gebäude anzünden, und Sie können
die Sache nicht zu Ende bringen?« fragte Cziller.
    »Ich denke, eine Eskorte…«, begann Jonah.
    »Falsch. Sie würden die Gebäude brennen
lassen.« Durch den Qualm ihres Zigarillo musterte Cziller ihn
scharf. »Das wäre die einzige Möglichkeit für
mich, einem solchen Unternehmen zuzustimmen. Ich gestehe Ihnen offen
ein, daß ich eine Armee kommandiere, die in keiner Hinsicht
eine ist. Sie kennt keine Disziplin, und ihre Soldaten sind nicht
richtig ausgebildet. Von mir und ein paar anderen einmal abgesehen,
gibt es keine zentrale Führung. Die Kommunikationsmittel und
-wege sind nur bedingt einsatzfähig, eine hierarchische
Rangordnung in der Truppe ist fast nicht vorhanden.« Sie schwieg
und zog an ihrem Zigarillo. Es war deutlich, daß sie eine
solche Situationsbeschreibung schon öfter hatte geben
müssen.
    »Die Basistruppen«, fuhr sie sachlich fort, »bilden
Männer und Frauen, die in der Mehrzahl, aber nicht
ausschließlich, aus den Siedlungen kommen. Zahl und
Anführer sind meist ebenso wenig bekannt wie ihre Pläne,
sieht man mal von dem einen Ziel ab, die Stadt in die Knie zu
zwingen. Meine einzige wirkliche Leistung ist die Tatsache, daß
ich diese losen Verbände zu mehreren Divisionen
zusammengefaßt habe. Vermutlich werden Sie sagen wollen,
daß dies die demokratischste Armee ist, die es je gegeben hat.
Das allgemeine Ziel ist es, der Tyrannei von Port of Plenty ein Ende
zu setzen, aber dabei gibt es keine zentral gesteuerte
Operationsplanung. Alles geschieht mehr oder weniger durch
allgemeinen Konsens. Dies ist unsere größte Stärke
– und gleichzeitig unsere größte Schwäche.
Stärke, weil wir unberechenbar sind, und Schwäche –
aus demselben Grund. Unsere Unberechenbarkeit macht es Constat
schwer, unsere nächsten Züge vorauszusehen und ihnen
zuvorzukommen. Dieselbe Unberechenbarkeit kompliziert aber auch meine
Entscheidungsfähigkeit. Die Stärke und Verfügbarkeit
jeder Division ändert sich von Woche zu Woche, und es ist ein
ständiger Kampf, jede bei der ihr zugeteilten Aufgabe zu
halten.« Wieder nahm sie einen Zug. »Also, was bedeutet
dies alles für euch? Wie in jeder Demokratie bedeutet es,
daß, wer die Macht hat, auch das Recht auf seiner Seite hat.
Dabei ist es gleich, ob sich diese Macht auf Wahlmehrheiten oder auf
ein Ungleichgewicht der Waffen stützt, über die beide
Seiten verfügen. Wenn also Rebellen kommen und wollen die
Universität bis auf die Grundmauern niederbrennen, werdet ihr
sie, wenn sie in der Überzahl sind, wohl oder übel
gewähren lassen. Es gibt in diesem Fall keine Berufung auf eine
höhere Befehlsinstanz.«
    »Wollen Sie damit sagen, daß wir die Sache, auch ohne
Sie zu fragen, hätten durchführen können?« Rick
schaute Cziller ungläubig an.
    Die Frau lächelte. »Ihr hättet es sicher versuchen
können. Aber dabei hättet ihr nie gewußt, ob ich die
Sache nicht gestoppt hätte, sobald ich darüber informiert
worden wäre.«
    Jonah rieb sich das unrasierte Kinn. »Aber ich gehe doch
recht in der Annahme, daß Sie nicht dagegen sind?«
    »Ich habe nichts dagegen – solange ihr wißt, wo
euer Platz ist. Sucht euch im Lager so viele Helfer, wie ihr braucht.
Aber…« – und dabei blitzten ihre Augen –
»…der Himmel stehe euch bei, wenn ihr es wagt, sie in

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