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Alien 2: Verborgene Harmonien

Alien 2: Verborgene Harmonien

Titel: Alien 2: Verborgene Harmonien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
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Constat ließ ihn noch mehr zusammentragen. Du wirst
sie bald sehen. Aber tu es jetzt, sofort! -
    Aus dem Trichter ertönte nur noch ein Klicken, ausgelöst
durch das Springen der Nadel in der Auslaufrille. De Ramaira packte
den Hebel und zog ihn herab.
    Blitze zuckten aus jeder Ecke des Raums und zerrten ihn aus seinem
Bewußtsein. Einen Augenblick lang war alles schwarz. Ein
köstliches Gefühl durchströmte den Schoßweltler,
er spürte, wie er die Grenzen des Raums sprengte und langsam in
seinen Körper zurückkehrte.
    Er war nur einen Moment lang bewußtlos gewesen.
    Der Aborigin bewegte sich und versuchte, auf die Füße
zu kommen. Das Tentakel des Dreifußes war von de Ramairas
Handgelenk abgefallen, seine federartigen Sensoren und die
Zwillingsoptik hingen nutzlos herunter. Auf der anderen Seite der
Höhle, am Eingang zu Constats Kammer, herrschte ein wahrer
Aufruhr unter den kleinen Maschinen. Einige rasten auf dem Boden im
Kreis herum, andere vibrierten in einer Art cybernetischer
Lähmung. Ein Punktschweißer versuchte, seine eigenen
Glieder zu verschweißen. Aber während de Ramaira noch
schaute, erholten sich ein paar der kleinen Maschinen, hangelten sich
an dem Kabelnetz entlang, schoben die anderen Maschinen aus dem Weg
und verschwanden in Constats Kammer. Jetzt schon fand der Computer
offensichtlich wieder Wege, das Virusprogrammm der Cops zu umgehen,
verschaffte sich erneut die Kontrolle über seine Umwelt.
    De Ramaira versuchte, auf die Füße zu kommen, doch das
verletzte Bein knickte unter ihm weg. Die Droge nahm ihm den
größten Teil der Schmerzen, aber sie waren immer noch
schlimm genug und machten ihn schwindlig. Er richtet sich auf seinem
unversehrten Bein auf. Der Abo versuchte ihn aufzuhalten, war aber zu
schwach. De Ramaira wischte seine Hände zur Seite, und riß
den Compsim von seiner Brust. Der Abo fiel nach vorn auf das
Gesicht.
    Halb kroch, halb hüpfte der Schoßweltler zu dem
Erdhang, der in die Welt der Lebenden hinaufführte. Eine schmale
Gestalt, der zweite Aborigin, rannte durch das rötliche
Glühen auf ihn zu. De Ramaira drehte sich um und wollte ihn
abwehren, doch der von ihm befreite Abo sprang an ihm vorbei und
schlug seinen Artgenossen zu Boden.
    De Ramaira wartete die weiteren Ereignisse nicht ab, sondern
humpelte, so schnell er konnte, die Rampe hinauf. Das gelbliche
Schimmern der Leuchtpaneele schmerzte in seinen Augen. Halb blind
tastete er sich an Jonah Rivingtons Überresten vorbei und
taumelte durch die offene Aufzugtür gegen den Streifenwagen.
    Aber die Schalttafel des Aufzugs war tot. Einer der Abos kam den
Gang herunter. De Ramaira sah sich nach einer Waffe um, erkannte aber
einen Moment später, daß es der von ihm befreite Abo war.
Blut quoll aus der Wunde an seinem Hals, aus der er das Kabel des
Compsims herausgerissen hatte, aber der Abo schien es nicht zu
registrieren. Er trat zögernd in den Aufzug, ohne einen Blick
seiner großen dunklen Augen von de Ramaira zu lassen, und
zupfte mit seinen Spinnenfingern am Ärmel des
Schoßweltlers. Dabei gab er ein hohes Summen von sich.
    De Ramaira folgte ihm aus dem Aufzug heraus. Der Abo stieß
die Tür zur Nottreppe auf und zeigte ihm mit seinem Gesang den
Weg in die Freiheit.
    Die plötzliche Erkenntnis traf den Schoßweltler wie ein
Schlag. Das Geschenk des Lieutenants entfaltete sich in seinem Kopf
wie eine dieser Kugeln, die sich, warf man sie ins Wasser, zu einer
Papierrose oder zu einer Chrysantheme öffneten. All die
trockenen wissenschaftlichen Fakten und Beobachtungen, die Webster
gesammelt hatte, fügten sich durch Constats ausführliche
Auflistungen mit den Instinkten und der Emphase des Dingo zu einer
Einheit zusammen. De Ramaira verstand nun den Gesang der Abos, die
wechselnden, nie endenden Mantras, mit denen sie die sich
verändernde Welt für sich fixierten. Und jetzt, in diesem
Moment, versuchte ihm das Abo-Kind bei der Flucht zu helfen.
    De Ramaira ließ sich zu Boden sinken. Sein verwundetes Bein
schmerzte höllisch. Er würde nirgends hingehen.
Wahrscheinlich hatte das Adrenalin in seinem Blut die Wirkung der
Droge gemildert. Der Aborigin beugte sich über ihn. Blut aus der
Halswunde tröpfelte auf das Gesicht des Schoßweltlers.
    Aus dem Funkgerät des Streifenwagens im Aufzug sagte Constats
Stimme: »Also waren meine Vorkehrungen doch gerechtfertigt. Bald
werden Sie mir zurückgegeben werden, Dr. de Ramaira. Und dieses
Mal bekomme ich Sie ganz.«
    Die Stimme gab de Ramaira noch einmal Kraft.

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