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Alien 2: Verborgene Harmonien

Alien 2: Verborgene Harmonien

Titel: Alien 2: Verborgene Harmonien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
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Wasserrohre müssen geplatzt sein«, meinte der
andere Mann. »Oder eine unterirdische Quelle hat sich
plötzlich geöffnet«, sagte die Frau, nahm das
Flutlicht und leuchtete die steigende Wasserfläche ab.
    Rick spähte in die schattigen Nischen und griff nach dem Arm
der Frau. Das Licht flackerte heftig. »Sehen Sie, dort
drüben. Ist das ein Körper?« Einen Moment lang glaubte
er, daß der eine oder andere seiner Freunde tatsächlich
überlebt haben könnte. Aber es war nicht der Körper
eines Mannes. Mit dem Gesicht nach unten, einen Arm in das
Treppengeländer verhakt, hob sich ihnen der Körper eines
Abos aus den Fluten entgegen.

 
29    Das Ende
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    Als Miguel den Rand der Kuppelvorstädte erreichte, sah er
sich nach irgendwelchen Dingen um, die ihm nützlich sein
konnten. Die meisten Kuppeln waren verschlossen, die restlichen bis
auf Steine und Pflanzen ausgeplündert. Trotzdem fand er noch ein
paar Lebensmittel, ein Erste-Hilfe-Set und einen Lederranzen. Aus dem
feinen Kupferdraht der zerstörten Hausanlagen würde er gute
Schlingen für seine Fallen drehen. Außerdem entdeckte der
Dingo noch ein hübsches Feuerzeug, einen apfelförmigen,
mattschwarzen Quarz, an dessen Spitze eine reine blaue Flamme
aufleuchtete, wenn man auf einen eingelassenen Knopf drückte. In
einem Schrank stieß er auf ein paar Kleider, nahm sich eine
schwarze Jeans, ein schwarzes, asymmetrisches Hemd mit
Perlenknopfleiste, ein paar Sweater, die ihm einigermaßen
paßten, und einen zerknautschten, in Schwarz und Gold
gemusterten Mantel. Von seinen eigenen Kleidern behielt er nur seine
abgetragenen, löchrigen Stiefel. Danach wurde es Zeit für
ihn, die Stadt und ihre zerstörten Vororte zu verlassen.
    Der Doppelzaun hinter den letzten ausgebrannten Kuppeln war
niedergerissen. Dahinter lag ein breiter, umgepflügter
Ackerstreifen, der sich bis zum Waldrand oben am Hügelhang
dehnte.
    Der Ranzen schlug sanft gegen Miguels Hüfte, als er langsam
unter den schwankenden, flüsternden Zweigen weiterwanderte. Die
Ausschnitte des bewölkten Himmels wirkten wie Stücke aus
grauem Samt, eingefaßt von den kahlen Ästen der
Baumkronen.
     
    Alles zerfällt.
    Das leise Krachen des Gewehrfeuers dringt mit dem Rauch von
zahllosen Feuern zu dem Dingo empor. Felsbuckel zu beiden Seiten des
Pfades, zwischen den Bäumen verschwindend – Andeutung des
Schicksals der Stadt, die Miguel hinter sich läßt.
     
    Alles zerfällt.
    Savory steht auf dem Flachdach eines Lagerhauses. Er weiß,
dem Polizeicaptain, der neben ihm steht, gefällt das nicht.
Heckenschützen sind inzwischen in jeden Stadtteil, sogar in die
Docks, vorgedrungen und warten mit entsicherter Waffe auf ihre Ziele.
Savory genießt diesen Nervenkitzel. Das Risiko für ihn ist
gering.
    Die ganzen östlichen Vorstädte dürften inzwischen
brennen. Eine Wolkenwand am Horizont reckt sich wie eine Hand
über die restliche Stadt. Rauchsäulen steigen von kleineren
Feuern auf. Der eckige Klotz des Polizeipräsidiums ragt vor dem
Häusergewirr der Altstadt am Hügelhang auf, ein
weißer, mahnender Finger vor dem schwarzen Rauch – aber
nicht mehr für lange. Alles zerfällt, und das sagt Savory
dem Captain.
    »Jawohl, Sir.«
    »In einem Jahr werden sie sich um die Beute prügeln. In
zwanzig Jahren wird es auf der ganzen Halbinsel keine Zivilisation
mehr geben, die diesen Namen verdient. Zumindest behauptet das
Constat. Wir versuchen, so viel wie möglich zu retten.« Er
dreht sich nicht um, wendet nicht den Blick von dem schrecklichen
Bild, das die sterbende Stadt bietet, sondern streckt nur die Hand
nach dem Compsim aus, den der Captain trägt. »Vielen Dank.
Es ist doch eine Ironie des Schicksals, daß wir uns so weit
hinter die Trackless Mountains zurückziehen müssen, um die
Ideale der Stadt lebendig zu erhalten, nachdem wir solche Reisen bis
jetzt selbst verboten hatten. Finden Sie nicht?«
    »Jawohl, Sir.«
    Der Captain ist ungeduldig und nervös. Savory registriert es
mit Befriedigung. »Ihre Familie ist schon an Bord?«
    »Alles ist bereit, Sir. Ich denke, wir sollten uns jetzt zu
den Docks begeben.«
    »Schön, dann wollen wir die Unseren nicht länger
warten lassen.«
    Savory wickelt die Gelenkbinde des Compsims um den Unterarm und
ruft den Code ab, der die Bomben im Polizeipräsidium zünden
soll. Ehe er die letzte Ziffer eingibt, hält er für einen
Moment inne und genießt die Vorstellung, daß die
Insurgenten darin, die die Lagerräume, Zellen und Büros
plündern,

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