Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alien 2: Verborgene Harmonien

Alien 2: Verborgene Harmonien

Titel: Alien 2: Verborgene Harmonien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
Vom Netzwerk:
zurück.
    Der Geländewagen stand noch am alten Platz, aber die
Einstiegsluke auf dem Dach war verriegelt. Miguel unternahm einen
halbherzigen Versuch, sie zu öffnen, und hockte sich dann auf
die Fersen. Ich hätte direkt so viel mitnehmen sollen, wie ich
tragen konnte, und dann verschwinden, dachte er. Er hatte viel zuviel
Zeit hier damit vertan, sich den Kopf über eine rätselhafte
Sache zu zerbrechen, die ihn nichts anging. Und dafür
saßen ihm jetzt die verfluchten Cops im Genick. Sie würden
hinter ihm her sein – hinter ihm ganz besonders…
    Miguel zog einen dicken Folienumschlag aus der Innentasche seiner
Überjacke, kratzte mit dem Fingernagel einen Splitter des
gummiartigen Inhalts ab und schob ihn unter die Zunge. Sofort
breitete sich ein Gefühl der Taubheit in seiner Mundhöhle
aus, erfaßte das Kinn, überzog das Gesicht. Sein Furcht
schwand dadurch nicht, aber sie schien keine Bedeutung mehr zu
haben.
    Es wurde jetzt ein wenig heller. Der kleine innere Mond war
aufgegangen, ein Flecken Licht, kaum heller als das der ersten
Sterne. Aber unter der stärker werdenden Wirkung der Droge
schienen die Dinge eine eigene Helligkeit zu entwickeln, als ob jeder
Gegenstand ein inneres Lichtspektrum überdeckte. Die unruhigen
Linien der weißen Gischt unten am Strand zauberten ständig
neue phosphoreszierende Muster, und in der dunklen Glut des
Uferrundes schienen ständig kleine Lichtblitze des Lebens
aufzuflackern. Jedes Blatt des wilden Weins, jeder Grashalm
schimmerte, als sei alles von Rauhreif überzogen. Nur der
Geländewagen blieb unverändert – ein toter Schatten in
einer Landschaft aus lebendigem Licht.
    Miguel rieb sein stoppeliges Kinn und kicherte in sich hinein. Er
ließ sich in den Sand sinken und rutschte zu dem leeren Grab
hinüber. Die längliche, flache Mulde verstrahlte einen
schmutziggrünen Schein, als sei sie aus verrottendem Samt.
Miguel urinierte hinein, sein Wasserstrahl schnitt schwarze Linien in
die grüne Glut. Ich pinkle auf alles, was aus der Stadt kommt,
dachte er, stieg die steile Düne hinauf und blieb einen
Augenblick lang auf der Kuppe stehen – eine stämmige,
zottige Gestalt vor dem schimmernden Sternenhimmel.
    Dann ging er hinunter, verschwand.

 
2    Der Dingo
----
     
     
    Auf der tischgroßen Gitterplattform hoch über dem
hitzeflirrenden Outback stand Richard Damon Florey unter dem
vorspringenden Podest der Zehn-Meter-Antenne der Relaisstation und
schaute über das vertrocknete rote Buschland zum schimmernden
Horizont hinüber. Die Geräte kommunizierten leise
miteinander. Florey hielt einen Computersimulator in der rechten
Hand. Mit einem Kabel war er mit dem Überwachungsroboter
verbunden, ein zweites war locker um sein Handgelenk gewickelt und
oberhalb der Manschette über ein subkutanes Implantat mit dem
›Nervensystem‹ der Maschinen verbunden. Auf diese Weise war
er in die direkte Verbindung zwischen der Relaisstation und Constat,
dem 1,8-Megahertz-Computer in Port of Plenty eingeklinkt. (Er stellte
sich vor, wie durch das in der Erde versenkte Kabel
Mikrolaser-Impulse wie Quanten-Leuchtkäfer hin- und hertanzten).
Doch ehe Constat keinen Fehler festgestellt hatte, gab es für
ihn nichts zu tun.
    Von der Aussicht gelangweilt, blendete Florey sich in ein anderes
Feld der Operation ein: Er betrachtete das endlose Figurenmuster, das
sich vor seinem inneren Auge abspulte – die Manifestation von
Constats Abfrage seiner eine oder mehr als eine Milliarde
zählenden Elemente und der unzähligen Zweigverbindungen des
Überwachungscomputers. Für einen Moment tauchte Florey
tiefer in das System, stieß aber nur auf Constats ruhig
dahinfließendes Kolophon und auf einen skizzenhaften Entwurf in
leuchtend blauer Elektrizität: vier ineinander greifende
Pyramiden vor einer bedrohlich dunklen wabernden Weite. Es war, als
habe sich irgendwie ein materiendichter und trotzdem insubstantieller
Informationsberg in seinem Kopf aufgetürmt. Dieser Eindruck von
Constats Macht jagte Florey trotz der brütenden Hitze einen
kalten Schauer über den Rücken. Im Gegensatz zu dem
idiotischen, oberlehrerhaften Gehirn seines Computersimulators wirkte
dieses ikonenhafte Unterprogramm merkwürdig geglättet und
vertraut. Sich Zugang zu Constats Datenbanken verschaffen zu wollen
war wie der Versuch, in ein Meer wirbelnder Rasiermesser
einzutauchen.
    Florey koppelte sich aus – und merkte, daß er direkt in
die Sonne starrte. Die selbsttönenden Gläser seiner Brille
hatten sich zu

Weitere Kostenlose Bücher