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Alien 2: Verborgene Harmonien

Alien 2: Verborgene Harmonien

Titel: Alien 2: Verborgene Harmonien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
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unter
seinen Stiefeln weg und kollerten tiefer den Hang hinunter.
    Sofort machte sich Rick Gedanken, wie er wohl zurückkommen
würde.
    Irgendwo in der Mitte des Canyons wand sich ein Fluß durch
den dichten Wald, der sich ein Stück die Hänge hinaufzog.
Rick lauschte dem entfernten Rauschen und Glucksen, und ihm wurde
plötzlich bewußt, wie erhitzt und verschwitzt er war. Nun,
eine Erfrischung schadet nicht, dachte er und ging in den Wald
hinein. Über seinem Kopf wölbte sich ein dichtes
Blätterdach, der Boden war mit einem dickem Moosteppich bedeckt.
Berührte er einen der schlanken grünen Äste, flogen
Wolken von Insekten von den schwankenden Zweigen auf und setzten sich
auf Kopf und Gesicht. In einiger Entfernung verursachte ein Vogel
oder ein Tier in kurzen Abständen ein klopfendes Geräusch
– gedämpfter Pulsschlag des geheimnisvollen Herzens dieses
Waldes.
    Die Cops da draußen jagten hinter irgendwelchen armen
Teufeln her, die lediglich allein sein wollten. Rick spürte die
Anspannung zwischen seinen Schulterblättern, die Erwartung, im
nächsten Moment die Rufe der Verfolger zu hören – oder
einen Schuß, so endgültig wie der Punkt am Ende eines
Satzes.
    Die Bäume öffneten sich zu einem sanft abfallenden
Flußufer hin. In unregelmäßigen Abständen
säumten Felsbrocken das Ufer. Sie waren stark mit Moos und
Farnkräutern überwachsen und glichen eher
ungeglätteten Kissen als Felsen. Rick kniete auf einem moosigen
Überhang nieder, schöpfte mit der Hand das eiskalte Wasser
und trank. Es hatte einen kiesigen Mineralgeschmack, der dem
gefilterten Wasser in der Stadt fehlte, ein Geschmack nach Erde, nach
dem Flußbett – etwas, das er seit seiner Übersiedlung
in die Stadt nicht mehr geschmeckt hatte.
    Er war in der begrenzten Welt von Mount Airy aufgewachsen, der
Siedlung der Kalifornischen Substantivisten dreihundert Kilometer
östlich von Port of Plenty. Vater und Mutter arbeiteten die
meiste Zeit in ihrer Schmiede. Die Schwester und seine beiden
Brüder waren über ein Dutzend Jahre älter als er.
Damals tobte Rick oft mit ein paar Gleichaltrigen durch den Wald
hinter der Handvoll Steinhäuser und den kargen Feldern. Im Wald
waren sie frei, entbunden von den strengen Regeln der Erwachsenen.
Hier konnten sie herumtollen und so laut sein, wie sie wollten. Doch
jedesmal wurde ihr Lärmen allmählich gedämpft durch
die ehrfurchtgebietende Stille der Bäume, zwischen denen sie
spielten. Wenn die kleine Gruppe dann später nach Hause ging,
sprachen die Kinder meist nur noch im Flüsterton und schauten
scheu und wachsam in alle Richtungen. Dehn es gab seltsame,
unheimliche Dinge im Wald, wilde Tiere, vielleicht sogar Abos, obwohl
das nächste Abo-Dorf gut einen Tagesmarsch entfernt lag.
Tatsächlich gab es aber hier und da Steinhaufen, von denen
einige Leute behaupteten, es seien die Überreste von
Gebäuden, die vor Generationen, ehe die Menschheit nach Elysium
gekommen war, von den Abos errichtet worden seien. Um diese
Überbleibsel machten Rickey und die anderen Kinder immer einen
großen Bogen und versuchten sich gegenseitig mit erfundenen
Geschichten, wer oder was tief darunter in der Erde hauste, Angst
einzujagen.
    Auch jetzt, während er auf dem moosigen Felsen am
Flußufer saß, beschlich Rick wieder dieses alte
Unbehagen, und er wünschte, er wäre beim Overlander
geblieben. Nur ein Verrückter oder ein Krimineller zündete
hier draußen ein Feuer an.
    Er stand auf, um zu gehen, und bemerkte in der Ferne einen bunten
Schimmer, einen roten Fleck in dem sonnenbeschienenen Grün des
Waldes. Sein Herz tat vor Überraschung einen kleinen Sprung.
Sofort duckte er sich hinter einen großen Felsen.
    Der Mann in der leuchtendroten Hose und der schmutzigen
Überjacke hastete in geduckten Sprüngen am Flußufer
entlang. Als Rick sich aufrichtete, blieb der Fremde abrupt stehen.
Seine Hand fuhr zu dem breiten Gürtel. »Mann, was machen
Sie hier?«
    »Dasselbe könnte ich Sie auch fragen«, antwortete
Rick. »Ich bin zum Fluß heruntergegangen, um mich etwas zu
erfrischen, das ist alles. Ich habe die Relaisstation
überprüft, die die Laserimpulse der Kolonistenschiffe
auffängt.«
    »Ach ja?« Der Mann sah aus wie fünfzig, wirkte fast
doppelt so alt wie Rick und machte einen verwahrlosten Eindruck. Die
Haut der Wangen über dem ungepflegten Bart war grobporig, der
Hals zeigte drei tiefe Furchen. Und doch strahlte der Mann
Autorität, Macht aus. »Sehen Sie her«, sagte er.
»Ich will niemand etwas

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