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Alien 2: Verborgene Harmonien

Alien 2: Verborgene Harmonien

Titel: Alien 2: Verborgene Harmonien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
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Sirenengesang. Es gab keinen anderen Ort auf der
Welt, an dem er seine Forschungen betreiben konnte, keinen Flecken,
wo er lange genug leben würde, um seine Forschungsziele
zumindest teilweise zu erreichen. Schon im ersten Jahr seiner
Dozententätigkeit hatte er sein Blut zweimal entgiften lassen
müssen. Mit seiner vollen Einbürgerung würde er
dagegen automatisch die komplette medizinische Versorgung und die
Möglichkeit erhalten, auch nach seinem Tod in den kühlen
Matrix-Speichern weiterzuleben. Bis dahin aber mußte er dem Weg
folgen, den Professor Collins ihm gewiesen und vorgezeichnet
hatte…
    Aber wie leicht war es, von diesem Pfad abzukommen!
    Wäre er nicht in das Flußtal hinuntergestiegen,
hätte er nicht die Pistole verloren und würde nun nicht
dafür zur Rechenschaft gezogen.
    Rick überquerte die Straße und nahm den weiten Weg zum
Polizeipräsidium unter die Füße. Die langen Mauern um
die Häuser der Reichen wichen schließlich wabenartigen
Kuppeln, eingerahmt von blühendem Immergrün, der von den
Gärtnern in diesem Jahr favorisierten Buschpflanze. Sie wurden
von Mietskasernen aus einheimischem Kalkstein abgelöst.
Gärten gab es hier keine mehr.
    Ein nicht endender Strom von Radfahrern ergoß sich zu den
Büros, Automatenfabriken oder Docks. Rick ging an den
hellerleuchteten Fenstern des Marktes vorbei, der am Rande des
Handelssektors seinen Platz hatte, und wartete geduldig, bis eine
Kolonne von Luftkissentrucks auf der Ausfallstraße zwischen
Markt und Fünfter vorbeigewinselt war. Sie brachten
süße Früchte, Wein und andere Nahrungsmittel, die
synthetisch schwer herzustellen waren. Rick hatte einmal zugeschaut,
wie die Trucks in seinem Dorf zur Fahrt in die Stadt beladen wurden,
hatte sich gewünscht, mit ihnen zu fahren, um die schrecklichen
Geheimnisse zu ergründen, die am Ende der Fahrt auf sie
warteten.
    Zu seiner eigenen Verwunderung war er wenig später am Ziel.
Er warf einen Blick auf den Zeitmesser am Jackenärmel –
08.14 Uhr – und überquerte den Parkplatz. Die Statue des
ersten Gouverneurs von Port of Plenty, die über zahllosen
Rädern, Streifenwagen und Overlandern posierte, war von
Separatisten mit roter Farbe besprüht worden – schon das
dritte Mal in ebenso vielen Wochen.
    Aus dem warmen Sonnenschein in den Schatten.
    Das Polizeipräsidium war natürlich das höchste
Gebäude in der großflächig angelegten Stadt.
     
    Ein gelangweilter Sergeant am Empfangspult heftete ein Abzeichen
an Ricks Leinenjackett und gab ihm eine Wegweiser-Karte. Ohne Eskorte
fuhr Rick mit dem Fahrstuhl ein Stockwerk nach unten. Die Wände
des Untergeschosses waren im naturalistischen Stil des vergangenen
Jahrzehnts dekoriert. Versteckte Lichtquellen warfen ihre Strahlen
auf imitierten Grasboden und grobgetünchte Wände. Jede
Gangabzweigung diente als Ausrede für eine Laube mit
künstlichen Büschen. Verkaufsautomaten glitzerten kalt
inmitten verstaubter Bambusstauden – als hätten die
Maschinen vor dem unbarmherzigen Wachstum der Natur kapituliert.
    Die Wegweiser-Karte führte Rick zu einer Tür am Ende des
Korridors. Sie trug kein Namensschild, nicht mal eine Zahl. Als er
anklopfte, schwang die Tür zu dem kleinen Büro automatisch
auf. Der Mann hinter dem Schreibtisch sah zu ihm herüber.
»Kommen Sie herein, Dr. Florey. Mein Name ist Savory.«
    Rick wollte die Tür hinter sich schließen, doch sie war
schon zu. Der Mann lächelte. Er trug nicht den Uniformoverall
eines Polizisten, sondern einen Leichtanzug und ein Hemd mit hohem
Kragen, dessen leuchtendes Weiß sich in seinem Lächeln
widerspiegelte.
    Rick setzte sich auf einen Stuhl vor dem Schreibtisch. Die
Kopfhaut prickelte, er spürte, wie das Blut darin pulsierte.
Zögernd sagte er: »Ich verstehe, daß…«
    Savory knipste sein Lächeln aus wie eine Lampe. »Einen
Augenblick«, sagte er und beugte sich über seinen
Schreibtisch-Compsim. Ricks Verlegenheit verstärkte sich noch,
und er schaute zur Seite. Die Wände des kleinen Büros waren
nackt und kahl, nur ein Druck von Dürers ›Melancolia‹
hing genau in der Mitte einer der grüngestrichenen Wände.
Der Schreibtisch und die zwei Stühle waren das einzige
Mobiliar.
    Savory drehte den Compsim etwas, als wolle er verhindern,
daß Rick einen Blick darauf warf. Das Gerät war so
groß wie ein tragbarer Trivia-Schirm, sein Bedienungsfeld aus
Ricks Sicht ein leuchtender Streifen über dem
flügelförmigen Projektor. Diese Maschinen, aus den Archen
ausgebaut, waren viel

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