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Alien 2: Verborgene Harmonien

Alien 2: Verborgene Harmonien

Titel: Alien 2: Verborgene Harmonien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
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Gelände überrascht zu
werden, ein höheres Arbeitstempo an den Tag legten. Dann
schickte er den Bericht ab. Da sonst nichts zu tun blieb, trank er
einen Kaffee und unterhielt sich mit Bergen, der die Füße
auf die Tischplatte gelegt hatte und seinen Stuhl auf zwei Beinen
balancierte. Rick klärte ihn über seine Verbindung zu
Savory auf, war aber dabei vorsichtig genug, seine Reaktion über
das Gemetzel von Lake Fonda herunterzuspielen. Bergen wirkte zwar auf
den ersten Blick wie der freundliche Nachbar von nebenan, hatte aber
trotzdem die harten Augen aller Polizisten. Im Gegenzug erzählte
Bergen ihm, daß er und Ana Yep (die den beiden Männern
absichtlich den Rücken zugewandt hatte und an ihrem Compsim
arbeitete), gerade eine verwickelte Betrugsaffäre untersuchten,
bei der Baumaterial für die Verteidigungsanlagen spurlos in
unbekannte Kanäle verschwand. Bergen erklärte Rick
unverhohlen, daß seiner Meinung nach jemand aus der
Stadtregierung darin verwickelt sein müsse, jemand, den Savory
aus dem Weg haben wollte. »Savory versucht mit allen
möglichen und unmöglichen Tricks nach oben zu kommen. Seien
Sie froh, daß Sie ihm nicht im Weg sind.«
    Ana Yep drehte sich um. »Um Himmels willen, Bergen, du
verbrennst dir schon wieder den Mund. Weißt du denn nicht,
daß unser Florey hier aus einer Siedlung kommt?«
    »Tatsächlich?« Bergen zwinkerte Rick zu.
»Also, mein Freund, was wollen Sie hier? Uns unterwandern,
wie?«
    »Das ist eine gute Idee«, erwiderte Rick lächelnd,
weil er die ganze Sache noch nie von dieser Seite betrachtet hatte.
Aber am selben Abend, als er Lena im Haus ihres Vaters von dem
Gespräch erzählte, wurde ihm auf einmal klar, daß er
vielleicht genau das tat.
     
    Und so war der Ablauf von Ricks Tagen vor dem Hintergrund dieses
Krieges vorgezeichnet. Jeden Morgen, wenn er die Baracke betrat, fand
er seine Aufträge, auf einem Blatt Papier kurz fixiert, auf
seinem Schreibtisch vor. Savory tauchte nie persönlich auf oder
benutzte einen Compsim. So sollte Rick beispielsweise herausfinden,
ob Zement während des Transports von den Lagerhäusern in
der Stadt zu den Baustellen am Perimeter verschwand, oder, wie lange
es dauerte, ein Minenfeld anzulegen, wie viele FVS-Arbeiter jeden Tag
fehlten, und weshalb. Vielleicht hingen diese Aufträge auch mit
dem Fall von Yep und Bergen zusammen. Die Veruntreuungen wurden von
Tag zu Tag augenfälliger, erzählte Bergen Rick. Inzwischen
verschwanden schon Tiefkühlgeräte aus dem
Wiederbelebungszentrum, wo die neu eingetroffenen Siedler aus ihrem
jahrzehntelangen Kühlschlaf geweckt wurden. Vielleicht glaubte
Savory auch, daß eine effizientere Durchführung der
Bauarbeiten seinem langsamen, aber sicheren Machtzuwachs dienlich
sei.
    Rick kümmerte das wenig. Die Arbeit erforderte nicht
unbedingt seinen Intellekt, war aber immer noch besser, als
Materialanforderungen für den Sektor 20 auszufüllen.
Außerdem schien sie harmlos zu sein.
    Ansonsten gab es da Lena. Wann immer er konnte, besuchte er die
Konzerte des Chronos-Streichquartetts auf den verschiedenen
Perimeter-Baustellen (und das waren die meisten, weil er sich
gewöhnlich seine Arbeitszeit selbst einteilen konnte) und abends
in dem kleinen Stadttheater. Danach unterhielt er sich mit Lena oder
lauschte der Fachsimpelei der Musiker. Ihr Vater sprach wenig, die
beiden anderen Männer dafür um so mehr. Der erste Geiger
war ein fröhlicher Kahlkopf namens Hal Graves, der beim Schach
gegen Rick regelmäßig zwei von drei Spielen gewann. Der
Bratschenspieler Shelly Glassner dagegen war eine ernsthafte, aber
sehr ungepflegte Bohnenstange von Mann mit einem fast
enzyklopädischen Wissen über die letzten tausend Jahre
westlicher Musikgeschichte, meist dargeboten in unerwarteten,
stotternden Wortergüssen oder bei heftigen Auseinandersetzungen
mit dem einen oder anderen Vorfahren. Die Streitthemen umfaßten
alles von der atonalen Musik bis zum einfachen Lied. Rick konnte sich
nie an die plötzlichen Unterbrechungen gewöhnen, die
jederzeit aus irgendeinem Winkel ertönten, an diesen
engstirnigen Fanatismus der gespeicherten Toten, wenn es um die
Erhaltung und Verbreitung der Musik ging. So gern Rick auch bei
diesen Unterhaltungen kiebitzte, so gern er sich in dem seltsamen
Haus aufhielt, fühlte er sich doch ungehemmter und wohler, wenn
er und Lena ausgingen – meist in die Cafes und Bars der
Altstadt. Es tat ihm gut, mit jemand über seine Arbeit zu
sprechen. Obwohl er seine Probleme gern etwas

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